Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll37. Sitzung / Seite 132

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den überhaupt nicht nachvollziehbar. Ich bin schon einige Zeit in der Gesundheitspolitik tätig und kann daher das Wort „schwammig“ nur zurückgeben. Etwas so Schwammi­ges wie diese Anfrage, wo ich wirklich Mühe hatte, mich da durchzuarbeiten und den roten Faden zu finden, muss man mir einmal „vorhupfen“. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Ich möchte aber nun etwas näher darauf eingehen. Was hat die Schweinegrippe, was hat die AGES, was hat die e-Medikation, was haben Medikamentenpreise, was hat das Hauptverbandpapier, was hat ein Unvermögen, etwas zu durchschauen, was haben die Kapitalerträge mit einer umfassenden Gesundheitsreform zu tun? – Leider: Nicht genügend, setzen! (Abg. Scheibner: Das ist natürlich Aufgabe des Ministers! Was denn sonst?!)

Es ist am Sonntag Landtagswahl, aber tun Sie das dem österreichischen Gesundheits­wesen trotzdem nicht an! Ich kann nur eines sagen: Man kann ein System so lange re­formieren oder so lange krankreden, bis es wirklich krank ist. England hat das ge­macht, Deutschland hat das gemacht – die Erfolge sind niederschmetternd!

Ich glaube, wir sollten bei allen Schwierigkeiten, die jedes Gesundheitswesen der Welt hat, einmal auf den Punkt zurückkommen: Worum geht es? – Es geht erstens darum, eine hochqualitative Versorgung sicherzustellen, zweitens für alle, drittens unabhängig vom Alter und vom Einkommen und viertens flächendeckend. Wer das schafft, der hat eine Gesundheitsreform geschafft, und wir liegen da gar nicht so schlecht.

Vor zwei Wochen war in CNN ein einstündiger Bericht über das österreichische Ge­sundheitswesen als Quasivorbild für Barack Obama, der sich mit dem Problem herum­schlagen muss, dass es 49 Millionen Amerikaner, also 17 Prozent, ohne irgendeinen Schutz und 21 Millionen Unterversicherte gibt.

21 Millionen Unterversicherte, das heißt zum Beispiel auch: Eine Frau kommt mit Brustkrebs ins Spital und wird operiert. Dann sagt die Versicherung: Aber die Chemo­therapie zahlen wir nicht, Wiederschauen! – Das wäre in Österreich nicht denkbar.

Ich glaube, man sollte auch da die Kirche im Dorf lassen und einmal danke sagen: den 350 000 Beschäftigten und auch allen Politikern, die sich über Jahrzehnte im Gesund­heitsbereich bemüht haben.

Ich möchte nur ein Beispiel dafür bringen, wie angewandte Gesundheitspolitik aus­schaut. Ein bekannter Österreicher bricht in seinem Garten in Kärnten zusammen – ich habe es in der Zeitung gelesen. Es wird Erste Hilfe geleistet. 7 Minuten später landet im Garten ein Notarzthubschrauber, er wird in kritischem Zustand ins Spital gebracht. Acht Wochen später erwacht er aus dem Koma, heute ist er in Rehab.

Wissen Sie, was ich als Gesundheitspolitiker mir gedacht habe? – Gott sei Dank haben wir eine ordentliche Notarzthubschrauberversorgung. In ganz Finnland – ein Land, das uns oft als Beispiel vorgehalten wird; dort sei es besser, heißt es – gibt es zwei Not­arzthubschrauber bei einem fünfmal größeren Gebiet! Ich habe vor vier Jahren bei einem Parlamentarierturnier Erste Hilfe leisten müssen. Wissen Sie, wie unangenehm es ist, wenn jemand sterbend auf dem Spielfeld liegt und die Rettung 45 Minuten braucht, bis sie überhaupt kommt, und dann dauert es noch einmal 45 Minuten bis ins Spital? Wenn das mein Vater wäre, meine Mutter wäre, dann würde ich sagen, mir ist das österreichische System, wo wir uns schon aufregen, wenn nach 8 Minuten Hilfe kommt, zehnmal lieber! (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie des Abg. Dr. Grünewald.)

Gerade von einem Arzt wollen Sie klare Antworten hören, und ich sage Ihnen: Spar­samkeit ja, rationieren nein.

Diese Kraut-und-Rüben-Anfrage – ich möchte nur auf einen Punkt eingehen – hat dem Thema sicher nicht genützt!

 


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