Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll37. Sitzung / Seite 136

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Man redet über Korruption im Gesundheitswesen und fragt: Was geht da an Geld ver­loren? Was kann man dagegen tun? – Ich nenne es jetzt nicht Korruption, aber ich fra­ge Sie: Was ist es, wenn in einer Republik, damit Länder einem Bundesgesetz zustim­men, in Artikel-15a-Verträgen 100 Millionen und mehr an die Länder fließen müssen, damit die Länder ein Gesetz unterschreiben? Ich frage Sie: Wie nennt man das? Wie nennt man es, wenn Staatsverträge mit den Ländern geschlossen werden müssen über Krankenhäuser, die im Landesbereich alle defizitär sind, allen voran das Landes­krankenhaus Klagenfurt, und die Länder die Verantwortung tragen, ein Minister, eine Ministerin, der Hauptverband aber im Landeskrankenhausbereich mit relativ gebunde­nen Händen dasteht?

Ist es ein politisches Versagen, wenn in einer Gesundheitsreform unter ÖVP-Ministerin Rauch-Kallat – Fortsetzung: Kdolsky – eine Gesundheitsplattform in den Ländern er­richtet wird, die politisch aberwitzig in drei Arbeitskreise geteilt wird: niedergelassener Bereich, stationärer Bereich, Reformbereich? Überall hat ein anderer Verantwortlicher die absolute Stimmenmehrheit, und alle drei konkurrenzieren sich!

Das Institut für Höhere Studien ist Ihnen bekannt. Dort ist man gesundheitspolitisch äußerst kompetent und hat festgestellt, dass die Gesundheitsplattformen kaum die Gelder aus dem Strukturfonds, über die sie verfügen könnten, abrufen. Diese 2 Pro­zent werden nicht genutzt, und man kann als Bundespolitiker nur zuschauen. Das ist politische Verantwortung!

Warum erwähnen Sie nicht, dass der Krankenkasse – der Rechnungshof hat das fest­gestellt – weit über 100 Millionen € entzogen werden durch kassenfremde Leistungen: für Zuschüsse an Privatkrankenhäuser über 80 Millionen, Unterdeckelung bei Arbeits­losen 40 Millionen, Wochengeldzahlungen 26 Millionen nur bei der Wiener Gebiets­krankenkasse, und vieles andere mehr? Wo ist der politische Deal, und wer traut sich zu dem zu stehen, wo Gebietskrankenkassen offensichtlich geschädigt werden, wenn Vertragsbedienstete der Länder und Gemeinden plötzlich bei der BVA landen, wenn Privatangestellte der Universitäten – und die gibt es seit vier Jahren nur mehr bei Neu­anstellungen – nicht zur Gebietskrankenkasse gehören, sondern bei der BVA sind? Das sei der BVA gegönnt, aber den Gebietskrankenkassen hilft das nicht, ihre Defizite abzubauen – im Gegenteil.

Und warum spricht niemand die essenziellen Dinge an, die auch alle ExpertInnen be­stätigen, nämlich dass die Kassen eine Einnahmenerosion haben, einen Einbruch der Einnahmen, und der gesamte Reformanlauf an und für sich eine Farce ist? Die Defizite werden weiter steigen. Man wird sie nicht einmal einfrieren können, weil durch die pre­käre Wirtschafts- und Finanzlage mehr Teilzeitbeschäftigte sind, niedrige Lohnniveaus, mehr Arbeitslose, mehr prekär Beschäftigte. Das wird sich zu Buche schlagen.

Und dann sagt jeder: Die PatientInnen stehen im Mittelpunkt, es wird euch nichts ge­schehen! Wie ein Messias sprechen die Verantwortlichen das aus: Es wird euch nichts geschehen! Aber wenn alle schreien, dass die Kassen nicht mehr Einnahmen bekom­men dürfen, ja wie soll das dann gehen?! Sie wissen, dass der Fortschritt der Medizin es notwendig macht, den Fortschritt auch allen anzubieten – unabhängig von ihrer Stellung in der Hierarchie der Gesellschaft und unabhängig von ihrem Einkommen; al­len, fair und gerecht. Und das ist nicht zu machen! Warum sagt das niemand? Das ist mit Defiziten nicht zu machen, und es ist auch mit diesen wackeligen Sanierungsmaß­nahmen nicht zu machen.

Warum ist nicht eine/einer in der ÖVP Manns oder Frau genug und sagt, dass Vertre­ter aus ihren Kreisen – zum Beispiel aus der Wirtschaftskammer Präsident Leitl; ande­re will ich jetzt gar nicht nennen, um sie nicht zu schädigen – selbst einmal vorgeschla­gen haben, die Höchstbeitragsgrenze aufzumachen, weil nichts anderes übrig bleibt,


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