Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll39. Sitzung / Seite 20

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Präsenzdiener seriöserweise aus der Berechnung heraus, ging die Zahl der Beschäf­tigten im August im Jahresvergleich sogar um 67.397 zurück.

In der ORF-Pressestunde führte Wifo-Chef Karl Aiginger aus, "dass die Zahl der Arbeitslosen sicher noch weiter steigen werde. Bis zu 400.000 Menschen könnten nächstes Jahr ohne Job oder in AMS-Schulungen sein. Die Arbeitslosigkeit könnte schon im Jänner und Februar auf diesen Rekordwert steigen. Die Konjunktur sei nach wie vor sehr fragil."

In der gegenwärtigen Beschäftigungskrise werden die, in wirtschaftlich guten Zeiten negierten, aber von Experten immer wieder aufgezeigten, massiven strukturellen Prob­leme des österreichischen Arbeitsmarktes sichtbar. Vom Anstieg der Arbeitslosigkeit am relativ stärksten betroffen sind Personen im Haupterwerbsalter. In der Altersgruppe zwischen 20 bis 24 Jahren nahm die Arbeitslosigkeit überhaupt um 7.911 Personen oder um 34,2 Prozent zu, gefolgt von der zahlenmäßig größeren Gruppe der 25 bis 49-jährigen mit einer Veränderung zum Vorjahr von 36.099 Personen oder 31,2 Prozent.

Nach wie vor unbefriedigend ist auch die Situation für die älteren Arbeitnehmer. Der Stand von fast 45.936 Arbeitslosen in dieser Alterskategorie ist besonders hoch und im Vergleich zum Vorjahr um 25,6 Prozent gestiegen. Österreich schneidet, was die Be­schäftigungsquote bei älteren Arbeitnehmern betrifft, im EU-Vergleich besonders schlecht ab. Wer also nun nach einer weiteren Anhebung des Pensionsantrittsalters ruft, der muss wissen, dass es für die Betroffenen unter diesen Rahmenbedingungen kaum Arbeitsplätze gibt und diese Menschen damit in die Altersarmut getrieben werden.

In kaum einem anderen EU-Land ist die Beschäftigungsquote der 55 bis 64-jährigen geringer als in Österreich. Die Arbeitsorganisation in den meisten Betrieben ist auf Arbeitnehmer unter 50 Jahren zugeschnitten, die Arbeit wird verdichtet und zahllose Überstunden sorgen für Verschleiß und gesundheitliche Probleme physischer und psychischer Natur. Für Ältere oder gesundheitlich Beeinträchtigte ist kein Platz mehr in den Unternehmen, sie werden einfach "abgebaut". Groteskerweise ist das auch in gewerkschaftseigenen Betrieben der Fall.

Ebenso ist die Situation der Männer auf dem österreichischen Arbeitsmarkt von einer alarmierenden Entwicklung geprägt. Im August gab es um 36.887 oder um 39,9 Pr­ozent mehr arbeitslose Männer als vor einem Jahr. Eine Negativspirale ist auch bei den Frauen zu verzeichnen, sie fällt aber weniger markant aus. Die Arbeitslosigkeit von Frauen nahm im gleichen Zeitraum um 19,7 Prozent zu.

Das allgemeine Bildungssystem und das System der dualen Berufsausbildung sind immer weniger in der Lage, Jugendlichen einen möglichst friktionsfreien Übergang vom Ausbildungssystem in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Dies beweisen auch die aktuellen Zahlen: Die Jugendarbeitslosigkeit ist weiter gestiegen. Insgesamt waren im August 41.250 Jugendliche bis zum Alter von 25 Jahren auf Jobsuche, das sind um 29,5 Prozent oder um 9.398 Personen mehr als vor einem Jahr.

Der Abwärtstrend bei den Lehrlingszahlen konnte ab den Jahren 2003/2004 mit Pro­jekten, wie dem "Blum-Bonus I" für zusätzliche Lehrstellen, dem Einsatz von Lehr­stellenberatern und durch eine Abwicklung über die AMS-Servicestellen, in eine Phase der Lehrstellenzunahme gelenkt werden. Tatsache ist, dass in Österreich seit der "Weiterentwicklung des Blum-Bonus" die Zahl der Erstjahrlehrlinge wieder zurückgeht und mit Dezember 2008 die Zahl der Lehrstellensuchenden von 4.772 (Stand Dezember 2007) auf 5.306 gestiegen ist.

Bereits im Mai 2009 hat der ehemalige Regierungsbeauftragte für Jugendbeschäfti­gung und Lehrlingsausbildung Egon Blum darauf hingewiesen, dass das von den


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