Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll40. Sitzung / Seite 70

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Wenn wir heute merken, dass Kinder Angst haben, wenn sie in die Schule gehen – Angst vor dem Leistungsdruck, Angst vor der Beurteilung, Angst, ob sie mitkommen (Abg. Weinzinger: Schutzgelderpressung, davor haben sie Angst!) –, wenn wir heute mit Eltern reden, die das letzte Gesparte aufwenden, um ihre Kinder in Privatschulen zu stecken, dann müssen doch bei uns allen die Alarmglocken läuten! (Abg. Dr. Bela­kowitsch-Jenewein: Bei Ihnen! Abg. Strache: In Wien zum Beispiel, wo Sie Verant­wortung tragen!)

Hören Sie mir doch einmal kurz zu! Da darf es kein Beharren auf alten Mustern geben, sondern da muss eine Bildungsministerin, die als erste die richtigen Schritte setzt, die als erste Strukturen aufbricht und sagt, sie möchte dieses Bildungssystem ändern, bis unsere Kinder das lernen, was sie lernen müssen, bis unsere Kinder mit Freude in die Schule gehen und bis unseren Kindern der Wissenshunger nicht ausgetrieben wird, sondern dieser gefördert wird, hier im Haus von jedem mit voller Kraft unterstützt wer­den! (Beifall bei der SPÖ. Abg. Weinzinger: Warum habt ihr nichts in Wien unter­nommen die letzten Jahrzehnte?!)

Das heißt, liebe Kolleginnen und Kollegen, die wesentliche Frage ist: Arbeiten wir im Interesse der jungen Menschen, oder arbeiten wir für Standesinteressen oder für par­teipolitische Propagandainteressen? Die Antwort muss, glaube ich, klar sein: Wir müs­sen im Interesse der jungen Menschen arbeiten. Daher ist die Neue Mittelschule auch so wesentlich.

Nicht umsonst wird in ganz Europa, in der ganzen Welt, die Neue Mittelschule prakti­ziert, und auch in Österreich sind alle Privatschulen Mittelschulen und nach dem Konzept der Neuen Mittelschule aufgebaut. (Zwischenruf der Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein.)

Es ist auch selbstverständlich, dass die Neue Mittelschule eine Schule sein muss, wo die Kinder individuell gefördert werden, wo Gruppenunterricht stattfindet und wo gera­de auch darauf geschaut wird, dass Kinder in der Schule perfekt Deutsch können und lernen. Aber all das kann nur in einer Neuen Mittelschule geschehen und nicht in der Schule, die seit 30 Jahren existiert. (Abg. Dr. Rosenkranz: Na, na! Neuerlicher Zwi­schenruf der Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein.)

Sie haben gesehen, dass das Schulsystem der letzten 30 Jahre nicht funktioniert. Das neue Schulsystem der Sozialdemokratie, an dessen Spitze Unterrichtsministerin Schmied steht, das funktioniert! Nicht umsonst ist der Andrang zu den Neuen Mittelschulen auch so enorm groß. (Beifall bei der SPÖ. Abg. Dr. Rosenkranz: Die gescheitert ist mitt­lerweile, aufgrund der mangelnden ...!)

Wenn wir uns die Zahlen anschauen, dann müssen wir alle erschrecken: wenn noch immer 160 Millionen € für Nachhilfe ausgegeben werden, wenn 87 Prozent der Kinder von Eltern mit einem Hochschulabschluss im Alter von 17 Jahren eine AHS-Oberstu-
fe besuchen, aber nur 16 Prozent der Kinder, deren Eltern einen Pflichtschulabschluss haben.

Haben Sie das Gefühl, dass Bildungsabschlüsse genetisch vererbbar sind? Nein! Es ist abhängig vom Geldbörserl, in welche Schule ein Kind geht – und das ist ungerecht, und das darf es nicht geben! (Abg. Weinzinger: Das ist abhängig von der Erziehung zu Hause! Das ist doch falsch, was Sie erzählen! Zwischenrufe des Abg. Dr. Rosenkranz.)

Es ist unser aller Aufgabe – über Parteigrenzen hinweg –, das Beste für unsere Kinder und das beste Schulsystem für unsere Kinder zu verwirklichen. Dabei darf keine Partei­propaganda und auch keine Parteipolemik im Raum stehen.

Ich denke, das sind wichtige Schritte, aber es dürfen nicht die einzigen Schritte sein. Ich gratuliere aber einer Ministerin, die den Mut hat, sich auch durchaus mit Standes­interessen anzulegen, die den Mut hat, neue Schritte in der Bildungspolitik zu gehen


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