Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll41. Sitzung / Seite 197

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

einzige Möglichkeit, überhaupt zu diesen Gemälden zu kommen, war ausgefallen, denn der Roboter war defekt. Und Sie können sich erinnern: absolute Hilflosigkeit und Verzweiflung.

Nach langem Bangen kann man zwar den Herrn Direktor Schröder mit aufgeweichten Mappen im Fernsehen sehen, aber immerhin, er hat noch sagen können, die großen Kunstwerke sind noch unbeschadet geblieben, wie durch ein Wunder, sagt er. Die Grafiken und die Bilder werden in improvisierte Ausweichräumlichkeiten ausgelagert.

Erneuter Wassereinbruch, wenn Sie sich erinnern können – erneute Hilflosigkeit, er­neute Verzweiflung. Krisenstäbe werden eingesetzt, Krisensitzungen finden statt. Nach tagelangen Aufregungen Erleichterung: Die Meisterwerke aus allen Epochen – Sie wissen es ohnehin: Dürer, Rembrandt, Botticelli, Degas und so weiter –, es gibt sie noch. Zufälligerweise, muss man jetzt dazusagen. Die ersten Forderungen, die Ver­antwortlichen dieser Katastrophe zu finden, werden laut, die ersten Fragen nach Kon­sequenzen werden gestellt. Doch niemand ist schuld daran – niemand! Weder der Burghauptmann Wolfgang Beer, bei dem ja die unmittelbare Verantwortung liegt, noch der Herr Direktor Schröder, noch die Bauherren, die ja kurz zuvor, oder sagen wir Jahre zuvor, die Albertina revitalisiert haben und neue Bauten ausgeführt haben.

Auch die zuständigen Bundesminister Mitterlehner und Schmied ziehen keinerlei Kon­sequenzen. Es wird still um die Sache, alles bleibt beim Alten. Sogar der Roboter, der im entscheidenden Moment total versagt hat, und der es ja unmöglich gemacht hat, dass man in der Notsituation die Sachen herausholen hätte können, wird weiterhin eingesetzt. Schwamm drüber! Das Netzwerk des Vertuschens wird eng geknüpft.

Eine parlamentarische Anfrage von mir ergibt, dass hier alles in Ordnung sei. Sie, Frau Bundesministerin, beantworten 84 Fragen mit matten zwei Seiten. Sie verweisen beim Großteil der Fragen, auch bei denen, wo Sie ganz allein verantwortlich sind, auf Ihren Kollegen Mitterlehner. Auch der antwortet nur ganz oberflächlich. Auf die Frage, wer zum Beispiel aus Ihrem Ressort verantwortlich ist für dieses ganze Debakel, gibt es keine Antwort. Dabei müsste man ja annehmen, dass gerade jemand aus Ihrem Res­sort sehr wohl wissen muss, was man in so einer Notsituation macht. Man kann das doch nicht ganz allein einem Computer überlassen! Wenn Sie sich erinnern können: Erst viele Stunden später, sieben Stunden später hat man überhaupt erst gemerkt, dass etwas defekt war. Die großen Kunstwerke hätten ja auch hinweggespült werden können.

Man ist aber zu der Entscheidung, den Roboter anzuschaffen, gestanden. Man findet, dass es auch gut ist, dass man die Kunstwerke weiterhin in automatischen Hoch­regalen unterbringt, und man hat ganz bewusst darauf verzichtet, Menschen, also lebende Menschen, einzusetzen, wenn so eine Krise entsteht. Und das, sehr geehrte Damen und Herren, ist natürlich eine grobe Fehlentscheidung. (Beifall bei der FPÖ.)

Der zuständige Minister Mitterlehner und Sie, Frau Ministerin, scheinen sich – ich sage es einmal vorsichtig – nicht weiter um die Konsequenzen zu kümmern. Es gibt keinerlei Lehren, die daraus gezogen werden, im Gegenteil: Sie, Frau Ministerin Schmied, erklären mir in Ihrer Beantwortung, wie großartig dieser Tiefspeicher sei.

Es wird angeführt, er habe ein großes Maß an Einbruch- und Diebstahlsicherheit. Ge­lobt wird auch die kompakte raumsparende Einlagerung der Kunstwerke. – Das ist ja alles ganz nett, kann man sagen, aber was bei wirklichen Katastrophen wie zum Beispiel bei diesem Wassereinbruch oder bei einer Feuersbrunst geschieht, das kann man noch immer nicht sagen. Es ist nicht klar, was man in so einer Situation tun wird, denn man bleibt weiterhin bei diesem Roboter, denn er ist eine gute Sache und er funktioniert ja. Man musste aber inzwischen leider die Erfahrung machen, dass das Ganze natürlich nicht so ist.

 


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite