Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll44. Sitzung / Seite 87

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geworden, dass die Zukunft Österreichs auch und wesentlich von der Zukunft der Bildung, Forschung und Wissenschaft beeinflusst wird. Aber dieser Grundkonsens allein wird uns nicht weiterhelfen, und sehr viel mehr war heute noch nicht zu hören.

Wir haben gemeinsam beschlossen, dass wir ein Konzept des lebenslangen Lernens entwickeln wollen. Wenn ich mir die Meinungen von SPÖ und ÖVP heute anschaue, dann glaube ich, dass wir dieses Konzept im Sinne der Universitäten und der Er­wachsenenbildung sehr rasch, sehr schnell brauchen. (Beifall bei der ÖVP.)

Mit Konzeptlosigkeit kommen wir nicht weiter. Wir brauchen nicht nur mehr Studie­rende, wir brauchen vor allem mehr Absolventen und Absolventinnen. Die Zahlen sprechen für sich: Zwischen den Jahren 2001 und 2008 ist die Zahl der AbsolventInnen um 62 Prozent gestiegen.

Meine Damen und Herren, wir brauchen daher einen Dialog und einen Konsens darüber, warum genau in diesem Zeitraum die Zahl der Absolventinnen und Absol­venten in diesem Ausmaß gestiegen ist. – Wir haben stärkere Zugangsreglemen­tierun­gen gehabt, wir haben bessere Berufsinformation und Studieninformation gehabt, und wir haben Studienbeiträge gehabt. Diese Tatsachen kann man nicht leugnen, denen muss man sich ganz einfach stellen.

Wir brauchen daher – wie der Herr Bundesminister es ausgerufen hat – einen gemein­samen Dialog, denn die Zukunft der Universitäten hat sich eine gemeinsame Sicht ver­dient und nicht eine unterschiedliche Sicht, eine gemeinsame Sicht über die Frage des österreichischen Hochschulraumes, der Qualitätssicherung im Hochschulraum und über die Ressourcensteuerung. Über diese grundsätzlichen Fragen braucht es einen gemeinsamen Dialog mit Expertinnen und Experten – sowohl aus dem Ausland als auch aus dem Inland –, mit den Betroffenen, die wir zu Beteiligten machen müssen. Wir brauchen eine Einigung darüber, wie wir die Universitäten weiterentwickeln wollen.

Eine Sitzung – und das hat der heutige Tag gezeigt – wird nicht reichen. Wir brauchen wahrscheinlich mehrere Sitzungen, um kurz- und mittelfristige Perspektiven gemeinsam zu entwickeln. Der Herr Bundeskanzler hat heute gesagt: freier Hoch­schulzugang, keine Reglementierung, keine Zugangsbeschränkungen und trotzdem international an der Spitze stehen. – Das ist ein Modell, das es auf der ganzen Welt nicht gibt.

Wir brauchen daher einen faktenbasierten Dialog, indem wir uns anschauen, was die international besten Universitäten machen. Sie haben ein internationales Stipen­dien­wesen, sie schauen auf Diversity. Das sind jene international bewährten Modelle, die soziale Gerechtigkeit, sozialen Ausgleich ermöglichen, und sie fördern Leistung, sie fördern die persönliche Beziehung, sie fördern Kleingruppenbeziehungen, in denen der wissenschaftliche Diskurs miteinander gelernt werden kann und muss.

Daher ist ein offener Hochschulzugang ohne Reglementierung, ohne Beschränkung, ohne Studiengebühren nichts anderes als die Aussage: Wir haben ein Fußballstadion, dort sollen alle hinein, die irgendwie an Fußball interessiert sind, unabhängig davon, ob sie ein Ticket haben, ob dort Platz genug ist, ob die Brandschutzbestimmungen stim­men. Das, meine Damen und Herren, kann nicht die Zukunft für unsere Universitäten sein! (Beifall bei der ÖVP.)

Wir brauchen einen Dialog, der realitätsbezogen und zukunftsorientiert ist, und dazu brauchen wir vor allem Konsens zwischen den beiden Koalitionspartnern, damit wir dann die anderen Parteien auch mit ins Boot holen können. Solange dieser Konsens nicht hergestellt ist, werden wir nicht weiterkommen. (Beifall bei der ÖVP.)

14.56

 


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