Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll45. Sitzung / Seite 227

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Heute haben die Koalitionsparteien, Kollege Rasinger und ich, einen Antrag betreffend „Nationaler Aktionsplan Ernährung“ eingebracht. Wie Sie wissen, gibt es bereits ein Grobkonzept für den Nationalen Aktionsplan Ernährung, der Anfang des Jahres 2010 vorgestellt wird. (Beifall bei der SPÖ.)

Hohes Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Sozialdemokratische Par­tei und die Österreichische Volkspartei laden die Oppositionsparteien, die Gesund­heitssprecher, die Kollegin Belakowitsch-Jenewein, den Kollegen Spadiut, den Kolle­gen Grünewald, herzlich ein, hier mitzuarbeiten. Wir sind bereit, im Gesundheitsaus­schuss einen Unterausschuss einzurichten, der sich mit dem Nationalen Aktionsplan Ernährung auseinandersetzt.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, es liegt an Ihnen, ob Sie mitmachen. Wir, die Koalitionsparteien, stellen Ihnen jedenfalls dieses Angebot. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

20.28


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Ing. Lugar. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


20.28.14

Abgeordneter Ing. Robert Lugar (BZÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Die gesundheitliche Lage unserer Kinder ist schlecht. Die Kinder essen schon sehr früh zu viel Zucker, zu wenig Ballaststoffe und viel zu viel Fett. Wenn man sich die aktuellen Zahlen ansieht, sieht man, dass ein Fünftel der bis Sechsjährigen zu dick sind und 7 Prozent adipös, das heißt, in einer Art und Weise übergewichtig, dass Folgeschäden zu erwarten sind.

Stellen Sie sich eine Familie vor, wo die Eltern sich weigern, ihre Kinder regelmäßig zu waschen. Diese Kinder haben alle möglichen Hautprobleme, Infektionen und müssen deshalb immer wieder zum Arzt. Jeder vernünftige Mensch würde in so einer Situation sagen: Hier muss das Jugendamt einschreiten, denn die Eltern haben eine gewisse Verpflichtung, und das ist eine Art der Verwahrlosung. – Wenn aber Eltern ihre Kinder konsequent falsch ernähren, sie mit Kartoffelchips und Sonstigem füttern statt mit nor­malen Lebensmitteln, und die Kinder dann mit vier, fünf, sechs Jahren doppelt so viel wiegen wie ihre Altersgenossen, dann ist das aus meiner Sicht genauso eine Verwahr­losung.

Es ist eine Verwahrlosung, weil wir als Gesellschaft ein gewisses Mindestmaß an Be­treuung und an Vernunft von den Eltern erwarten, um den Kindern einen ordentlichen Start ins Leben zu ermöglichen. Das heißt, wenn Eltern, aus welchen Gründen auch immer, hier versagen, muss der Staat eingreifen. Er muss eingreifen, sonst verspielen wir unsere Zukunft. Wenn man sich die Entwicklung international ansieht, dann weiß man, welche Kosten da entstehen. Das heißt, die Fehlentwicklungen von heute sind die Kosten von morgen.

Deshalb fordere ich hier erstens: Nehmen wir die Eltern in die Pflicht, sagen wir ihnen, was wir von ihnen wollen! Wir wollen, dass sie für eine ordentliche Ernährung ihrer Kin­der sorgen, weil gerade in den ersten Lebensjahren der Grundstein gelegt wird.

Alle diese Programme, die Sie, Herr Minister, in den Schulen, in den Kindergärten an­denken, sind gut, aber sie greifen zu spät. Ein Kind ist mit drei Jahren, was die Ernäh­rungsgewohnheiten betrifft, fertig entwickelt. Das heißt, wenn den Kindern bis zum Al­ter von drei Jahren kein Obst, kein Gemüse verabreicht wird, wird das Kind das später gar nicht mehr wollen und gar nicht mehr essen. Es gibt sogar Kinder, die sich – ich habe das selbst erlebt –, wenn man ihnen Karotten gibt, übergeben, weil sie das nicht gewöhnt sind, weil sie das noch nie gegessen haben. (Abg. Dr. Pirklhuber: Zwingen zum Essen darf man Kinder nicht!)

 


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