Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll45. Sitzung / Seite 228

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Das heißt, es geht nicht darum, ein Kind später zu zwingen, das Richtige zu essen, was vielleicht Sie wollen, Herr Pirklhuber. Es geht nicht darum, Zwang auszuüben, es geht darum, dass man das Kind von Anfang an, und zwar vom ersten Jahr an, ordent­lich ernährt. Und da müssen wir die Eltern in die Pflicht nehmen, müssen sie dement­sprechend aufklären, müssen ihnen entsprechende Möglichkeiten in die Hand geben – auch finanziell, keine Frage, weil wir wissen, dass die meisten adipösen Kinder in der Unterschicht zu finden sind.

Das hat sicher zwei Gründe: erstens wenig Wissen über die negativen Folgen dieser Ernährung und zweitens einfach finanzielle Gründe, weil minderwertige Lebensmittel billiger sind als hochwertige Lebensmittel. Das wissen wir alle. Eine ausgewogene Er­nährung muss man sich auch leisten können.

Das heißt, wir brauchen in diesem Bereich unwahrscheinlich viele Anstrengungen, die sich nicht nur auf den Kindergarten und die Schule beschränken dürfen. Auch die El­tern müssen in die Pflicht genommen werden, und wir müssen hinschauen, nicht weg­schauen, sonst verspielen wir hier die Zukunft!

Eines ist auch ganz sicher: Wenn wir es nicht schaffen, unsere Kinder gesund zu erhal­ten, dann brauchen wir über Pensionen gar nicht mehr zu reden in diesem Haus, denn dann ist das alles hinfällig. Unsere Kinder sind die Basis für die Zukunft, und ohne un­sere Kinder gibt es kein Gesundheitssystem, kein Pensionssystem, das langfristig funktionieren kann. Deshalb: Schauen wir hin, schauen wir nicht weg! – Danke. (Beifall beim BZÖ.)

20.32


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Rasinger. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


20.32.47

Abgeordneter Dr. Erwin Rasinger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehr­ter Herr Minister! Hohes Haus! Ich habe fast schon Angst gehabt, dass ich nur 2 Minu­ten habe, um jetzt eine große gesundheitspolitische Rede zum Thema Prävention ab­zuliefern. – Aber Spaß beiseite: Das Thema verdient mehr Beachtung.

Dieses Thema ist nämlich der zentrale Teil jeder modernen Gesundheitspolitik – oder sollte es sein. Ich werde Ihnen sagen, warum. Die Situation ist – und das sage ich Ih­nen jetzt als einer, der seit 25 Jahren niedergelassener Arzt ist –, was Prävention an­langt, katastrophal! Sie ist, was Gesundenuntersuchung anlangt – das wäre quasi ein Schritt weiter –, nicht schlecht, aber was die Primärprävention anlangt, in Österreich katastrophal.

Jetzt kann man sagen: die Politik, die Politik! – Die Politik kann da nur helfend eingrei­fen, denn letztendlich ist es hauptsächlich ein Bildungsproblem und ein Problem der Eigenverantwortung. Wenn jemand nicht die Eigenverantwortung für seinen Körper übernimmt, nützt gar nichts!

Wir haben bei den Kindern einen dramatischen Abfall der Bewegungsaktivität. Wür­den sie pro Woche 2 000 Kilokalorien verbrennen – das entspricht zirka dreimal einer dreiviertel Stunde schnellem Gehen, Laufen oder so etwas, was ein Kind an und für sich normalerweise macht, reduzieren sie ihr Infarktrisiko um zwei Drittel. Das schafft kein Medikament der Welt! Kein Medikament der Welt schafft zwei Drittel Herzinfarktre­duzierung, und wir können nicht einem Kind mit zehn Jahren schon einen Fettstoff­wechselsenker verordnen. Das ist völlig absurd und unsinnig.

Trotzdem müssen wir feststellen, die Kinder bewegen sich nicht mehr, sie bewegen nur mehr Phantasiefiguren vor dem Computer. – Fakt eins.

 


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