Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll45. Sitzung / Seite 229

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Fakt zwei: Noch nie waren unsere Kinder und die Erwachsenen so dick. Ich habe ge­dacht, das gibt es alles nur in Amerika, denn so viele dicke Leute, so unförmig Dicke, wie ich sie in Amerika gesehen habe, werde ich hoffentlich nie wieder erleben. Aber mittlerweile muss ich meine Meinung revidieren – mea culpa! –: Es gibt schon genü­gend dicke Leute in Österreich. (Abg. Weinzinger: Schöne moderne Zeit!)

Wenn man weiß, wie ungesund das ist, fragt man sich: Warum geschieht da nichts? – Das kann nicht der Minister verordnen! Wir können ein Bewusstsein schaffen, aber ich sage Ihnen: Mit gesunder Ernährung – Stichwort „französische Diät“ oder „Mittelmeer­diät“; das heißt Gemüse, Salat, Olivenöl; Rotwein sollen Kinder nicht trinken – können sie wiederum ihr Infarkt- und Krebsrisiko um zwei Drittel senken. Also zwei Drittel da, zwei Drittel da.

Der dritte Faktor ist das Rauchen. Wir wissen, dass 50 Prozent der 15-Jährigen rau­chen. Und dann lasse ich mir die Gesetze kommen und stelle fest, es ist in allen Lan­desgesetzen zu lesen: An Jugendliche unter 16 Jahren darf nicht verkauft werden, Ju­gendliche unter 16 dürfen nicht rauchen. Da nützt unser Gesetz mit den 18 Jahren auch nichts, sondern da sind auch die Eigenverantwortung, aber auch die Verantwor­tung und das Vorbild der Eltern gefragt.

Wenn wir in der Gesundheitspolitik weiterkommen und die Kosten auch langfristig ein­dämmen wollen, dann müssen wir dort ansetzen, wo es wirklich Sinn macht, und das ist nicht beim 80-Jährigen; dem gönne ich alles. Aber die wenigsten Kosten und den meisten Effekt werden Sie erzielen, wenn Sie Bewegungsmangel, falsche Ernährung und Rauchen schon bei den Kindern konsequent einzudämmen versuchen. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.) Und wer das mir nicht glaubt: Der amerikanische Präsident der Internistengesellschaft hat gesagt, die „Intensivstationen“ der Zukunft werden die Fitnesscenter sein.

Noch etwas: Die Liebe geht nicht nur ... (Heiterkeit.) Die Gesundheit geht nicht nur durch den Magen, sondern die Liebe geht auch durch den Magen. (Allgemeine Heiter­keit und Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

20.36


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner gelangt Herr Abgeordneter Dr. Pirklhuber zu Wort. Eingestellte Redezeit: 5 Minuten. – Bitte.

 


20.37.05

Abgeordneter Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber (Grüne): Meine Damen und Her­ren! Herr Bundesminister! Es waren ja einige wichtige Statements, aber vielleicht eines vorneweg: Die Aktualität des Themas hat Kollege Rasinger wirklich anschaulich er­läutert. Und deshalb, Kollege Maier, muss ich Ihnen ganz ehrlich sagen, weil Sie ge­meint haben, da sei irgendetwas überholt: Ein Beistrich da drinnen, okay, ein Schrift­zeichen – aber inhaltlich ist alles absolut aktuell! Das bestätigt ja der österreichische Ernährungsbericht, der übrigens auf Ihrer Homepage zu Recht ausführlich zitiert wird, Herr Bundesminister.

Herr Kollege Rasinger, die Frage, die ich Ihnen nach Ihrer richtigen Diagnose stellen würde, ist: Wieso ist es denn dahin gekommen? (Abg. Weinzinger: McDonald’s, Fast Food!) Wieso ist denn diese Entwicklung anscheinend nicht zu stoppen, wie Sie das jetzt ja auch beschrieben haben? Diese Frage wäre zu diskutieren und zu lösen, aber das, Herr Bundesminister, wurde uns im Ausschuss vonseiten der SPÖ ja nicht signali­siert. Sie haben einiges angezogen, und ich hoffe, Sie werden dazu Stellung beziehen, dass Sie auch bereit sind, hier Schritte zu setzen.

Ich bin ja nur überrascht, dass Kollege Maier, der ja ursprünglich aus der Arbeiterkam­mer kommt, nicht die Dramatik und die Notwendigkeit erkennt, denn Sie haben gesagt,


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