Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll49. Sitzung / Seite 170

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Seite verhindern Sie es, dass Menschen, die sich sehnlichst ein Kind wünschen, auch die Möglichkeit haben, zu einem Kind zu kommen. Ich glaube, das ist der völlig falsche Ansatz und der völlig falsche Weg.

Ich glaube, Herr Bundesminister, Sie wären gut beraten, sich einmal zu überlegen, was die Menschen wirklich wollen, was die Menschen in diesem Land brauchen, was Fami­lien wollen und was Frauen wollen. Und wenn wir ein Gesetz machen wollen, das für die Frauen ist – und es sind vor allem die Frauen, die in diesen Situationen besonders leiden –, das den Frauen dient, dann sollten wir uns schon überlegen, was die wirklich wollen. Und die Frauen wollen eine finanzielle Unterstützung im Falle einer künstlichen Befruchtung! Aber keine Frau hat einen Vorteil davon, wenn sie ein rezeptfreies Medi­kament bekommt, das hoch dosiert ist, wo sie sich nicht auskennt, das sie am Samstag am Abend einmal nimmt, weil vielleicht irgendwas passiert sein könnte, mit dem Er­gebnis, dass dann ihre Hormone im Körper durcheinanderkommen. Und in der nächs­ten Woche nimmt sie es dann vielleicht wieder.

Das sind Dinge, die sind in meinen Augen nicht nur massiv verantwortungslos, sie sind vor allem auch frauenverachtend, denn Sie bürden damit den Frauen auch die alleinige Verantwortung für die Verhütung auf. (Beifall bei der FPÖ.)

16.49


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Abgeordnete Bayr gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


16.49.12

Abgeordnete Petra Bayr (SPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Frau Kollegin, ich fürchte eher, Ihr Frauenbild ist frauenverach­tend. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.) Wenn Sie Frauen unterstellen, die „Pille da­nach“ einmal kurz am Samstag am Abend „wie ein Zuckerl zu schlucken“, und glauben, das tun sie dann jede Woche und immer wieder, dann haben Sie ein Bild von Frauen, das jedenfalls einem modernen Frauenbild, einem aufgeklärten Frauenbild nicht einmal ansatzweise entspricht. (Abg. Neubauer: Sie treten für das Kopftuch ein und reden von einem modernen und aufgeklärten Frauenbild! Das ist ja die Höhe!)

Es ist ziemlich vorgestrig zu glauben, dass Frauen prinzipiell nur verantwortungslos mit sich und ihrem Körper umgehen. Und die „Pille danach“ ist weder ein Medikament, das Leben tötet – informieren Sie sich da einmal, das würde wirklich nicht schaden! –, noch führt es dazu, dass Frauen deswegen verantwortungslos werden. Das sind sie nicht! Wenn Frauen in eine Notlage kommen, dann glaube ich, dass wir verdammt noch ein­mal die Pflicht haben, ihnen zu helfen und ihnen mit allen möglichen Mitteln zu helfen (Beifall bei Abgeordneten der Grünen) und sie nicht an den Pranger zu stellen und wie Aussätzige zu behandeln. Das ist verabscheuungswürdig, und das hat überhaupt nichts mit einer modernen Frauenpolitik zu tun. (Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Das macht ja kein Mensch! Es gibt ja den Notfallparagraphen! Informieren Sie sich ein­mal!)

Wenn Sie jetzt so tun, als würde es Frauen extrem belasten, eine Meldung machen zu müssen über eine erfolgreiche IVF, und behaupten, dass ihnen das nicht zumutbar ist, dann sage ich Ihnen, es ist halt schon so, dass Frauen und Männer Eltern werden und die Geburt miterleben. Die Anstalt, die die IVF gemacht hat, wird es in den seltensten Fällen sein, wo die Geburt stattfindet, und es ist ja absolut nicht so, dass da nachher noch ein Kontakt gegeben ist. Ich denke also, dass es den Menschen, die den An­spruch haben, dass 70 Prozent der Kosten öffentlich gefördert werden, auch zumutbar sein muss, diese Meldung zu machen. Das wird kein Problem sein.

Zum zweiten Punkt, der Frage des Alters. Sie haben eine Erweiterung der öffentlichen Förderung auf das 42. Lebensjahr vorgeschlagen. Einerseits ist es medizinisch ein


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