Wissenschaft und Forschung bei Weitem nicht die Bedeutung beimessen, von der sie dauernd sprechen. Der Weg vom Mund bis ins Herz – das wurde auch genannt – und dann insbesondere bis zur Brieftasche ist ein meilenweiter. (Beifall bei den Grünen.)
Es wurde von Schlüsselfunktionen gesprochen, aber der Tresor bleibt zu. Es gibt den Dialog, und das ich finde gut. Es gibt offene Worte, ehrliche Worte, und es wird auch spannend, denn es zeichnen sich durchaus – und gar nicht überraschend – doch einige Punkte ab, bei denen es einen Konsens geben könnten, aber ohne Geld wird es nicht gehen, auch wenn es langsam alle langweilt, über Geld zu sprechen. Wenn schon die Wörter Wettbewerb, Exzellenz und Konkurrenz immer wieder in den Mund genommen werden, muss man den Wissenschaftlern und Studierenden auch die Chance geben, Bedingungen vorzufinden, die sie wettbewerbsfähig machen und nicht benachteiligen, und dieses Bekenntnis fehlt mir. (Beifall bei den Grünen.)
Ich wurde gescholten, weil ich relativ rasch – so ist das leider in der Mediengesellschaft – zur neuen Frau Ministerin Stellung nehmen musste und ihr doch vorgeworfen habe, irgendwie in den Verdacht zu geraten, in Nibelungentreue zu einer nicht unbekannten, rückwärts gewandten ÖVP-Bildungspolitik zu stehen. – In unseren Reihen gibt es keine Fachabgeordneten für Nibelungen, das können Sie sich ja vorstellen, aber über Treue kann man schon reden.
Was ich meine, ist Folgendes: Es ist natürlich schön, brav, ordentlich, sympathisch und okay, treu und loyal zu einer Partei zu stehen, mit ihr durch dick und dünn zu gehen, aber richtig und falsch ist ein anderes Wortpaar als dick und dünn. Tarnen und Täuschen ist ein weiteres Wortpaar, und ich stelle mir schon vor – im Gegensatz zu dem, was in einigen Redebeiträgen geäußert wurde –, sich selbst treu zu bleiben, denn in der Forschung ist es so, dass man vielfach bekanntes Terrain verlassen, ein Risiko eingehen, ein Wagnis eingehen, sich immer wieder selbst korrigieren muss, für Überraschungen und Veränderungen offen sein muss, und auch das hätte ich ganz gerne gehört. Nur treu das zu tun, was Ihre Vorgängerinnen und Vorgänger versucht haben – und denen ist ja nicht alles gelungen! –, halte ich für zu wenig.
Sich zur Grundlagenforschung zu bekennen, ist auch schön, aber die Realität spricht bislang ganz andere Worte: Gefördert wird vorwiegend und exponentiell stärker die angewandte Forschung, die zum Teil nicht einmal Forschung ist, sondern nichts anderes als verdeckte Wirtschaftsförderung. – Man sollte es so nennen, dann ist es auch okay, aber nennen wir es so!
Dass Parteiobmänner und Klubobleute die eigene Ministerin natürlich als einzigartig und als die beste Wahl bezeichnen, ist ja kein Wunder, und ich halte das für normal, nur – bei all ihren Verdiensten – einzig die an der Universität verbrachte Lebenszeit allein ist mir insofern zu wenig, als sich mit der Lebenszeit auch Erfahrungen, Konsequenzen, Rückschlüsse entwickeln sollten, die in irgendeiner Weise wirklich innovativ sind. Wenn ich höre: Wir machen jetzt eine Turboinnovation!, dann sind das wieder solche Gehrer’schen Schlagwörter, und ich mache Sie darauf aufmerksam, dass der Turbomotor mindestens 30 Jahre alt ist und bei Weitem nicht mehr so innovativ, wie Sie glauben. (Beifall bei den Grünen.)
Noch einmal: Bildung ist keine Ausbildung! Da sagt Klubobmann Kopf: Möglichst viele Absolventen in möglichst kurzer Zeit, und ich habe schon wieder den Verdacht, er verwechselt ein Studium mit einem Windhundrennen. Ich habe mir gedacht, die Leute hätten das endlich einmal begriffen!
Herr Grasser hat den Begriff „Orchideenfächer“ kreiert und gemeint, er kann zwischen nützlichen und notwendigen und unnötigen, vielleicht esoterischen Studienfächern unterscheiden. Da geht es dann sozusagen um Zuckerrüben und Raps gegen Orchi-
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