Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll55. Sitzung / Seite 115

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sichtsräte und Vorstände, aufgegliedert nach ihrem Anteil von Männern und Frauen. Das ist sehr aufschlussreich, nicht unbedingt glücklich machend, aber zumindest aus­sagekräftig.

Die Fortschritte bezüglich der Besetzung von Frauen in den Führungspositionen gehen nur zögerlich voran, das zeigt der Bericht. Wenn man es vergleicht: Von 2007 auf 2008 hat es eine Steigerung von 11,2 Prozent auf 11,6 Prozent gegeben. Das ist sehr, sehr wenig, das ist marginal, kann man sagen. Das würde nämlich heißen: Wenn es so wei­tergeht, dann sind wir in hundert Jahren dort, dass es eine halbwegs gleichberechtigte Besetzung von Vorständen und Geschäftsführungen in der öffentlichen Wirtschaft mit Männern und Frauen gibt.

Was außerdem traurig ist: Es gibt – und das zeigt uns der Bericht – noch etliche Vor­stände und Geschäftsführungen, die mit Frauen völlig unbesetzt sind. Ich möchte da nur Beispiele aus der Eisen-, Stahl- und Metallverarbeitung, aber auch aus dem Luft­verkehr nennen, da steht es elf Männer zu null Frauen, oder auch aus dem Straßen­verkehr, da sind es sieben Männer zu null Frauen. Das sind Hinweise darauf, dass da ziemlich schnell etwas getan werden muss.

Eine Frage stellt sich auch: Warum sind einige Unternehmen, darunter auch die ÖBB, nicht in der Lage, die unterschiedlichen Einkommen von Männern und Frauen aufzu­schlüsseln? – Vielleicht haben Sie eine Antwort darauf. Für mich ist es rätselhaft und nicht ganz einsichtig, dass das so ist. Einmal mehr zeigt sich da eben auch die zögerli­che Entwicklung.

Ich denke daher, gerade solche Vorschläge, wie sie auch aus dem Staatssekretariat von Staatssekretärin Marek kommen, nämlich eine Akademie für weibliche Führungs­kräfte einzuführen und damit sozusagen Frauen für die Vorstandsetagen kompetenter zu machen, halte ich für relativ unnotwendig, weil das impliziert, dass Frauen Nachhilfe brauchen. Ich glaube nicht, dass Frauen Nachhilfe brauchen. Ich glaube einfach, dass Mann – und „Mann“ mit Doppel-N geschrieben – endlich Platz machen muss für die Frauen in den Vorstandsetagen und dass diese keinen Nachhilfebedarf haben. (Beifall bei den Grünen.)

Die Wirtschaftskrise hat ja auch bewiesen, dass in den männlich besetzten Vorständen nicht alles ganz super gelaufen ist und dass dort ein weiblicher Anteil vielleicht gar kei­nen Schaden zur Folge hätte. Ich bin überzeugt davon.

In einem Bereich gibt es eine Steigerung, nämlich in den Aufsichtsräten, und zwar von 13,9 Prozent auf 16,1 Prozent. Und warum? – Weil sich in den Uni-Aufsichtsräten et­was geändert hat, da dort die Quote eingeführt wurde. Das heißt, alles weist wieder einmal darauf hin, dass man wahrscheinlich auch in der öffentlichen Wirtschaft eine mindestens 40-prozentige – wir würden sagen, eine 50-prozentige – Quote einführen muss, damit sich auch da etwas tut, nämlich in sämtlichen Führungsgremien.

Solange sich nämlich da nichts tut – auch das zeigt der Bericht –, tut sich offensichtlich auch bei den Gehältern nichts. Die Gehälter in den Führungsetagen zeigen, dass Frau­en rund ein Drittel weniger verdienen, in den allerbestbezahlten Branchen sogar um die Hälfte. Und das liegt ganz, ganz sicher nicht daran, dass Frauen weniger kompetent sind, sondern dass sie einfach die schlechtere Lobby, die schlechteren Netzwerke ha­ben und viel weniger zum Zug kommen. Sie können den Kopf schütteln, es ist ein Fak­tum! Sie können es im Bericht nachlesen. Erklären Sie es mir, warum es so ist, Frau Kollegin! (Zwischenruf der Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein.)

Es tun sich viele andere Fragen auf. Insofern ist es positiv, dass das alles in diesem Bericht aufgelistet und transparent gemacht wird. Ich bin froh darüber, dass das auch


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