Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll55. Sitzung / Seite 257

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im Hochschulbereich. Wir müssen danach trachten, dass die Studierenden alle Infor­mationen zur Verfügung haben und die ganze Palette nutzen. Wir haben Studienrich­tungen, wo wir das negative Phänomen der Massenuniversität haben – und das gehört gelöst. Wir haben aber auch Studienrichtungen, die zu wenig Studentinnen und Stu­denten, also zu wenig Nachfrage haben.

Das heißt, wir brauchen beides: Wir brauchen in einzelnen Studienrichtungen mehr Studierende und in anderen Studienrichtungen mehr Hinweise, dass ein Mehr an Pä­dagogik noch nicht ein Mehr an LehrerInnen bedeutet, denn wenn man in der Wissen­schaft der Pädagogik tätig ist, ist man noch nicht automatisch ein ausgebildeter Leh­rer/eine ausgebildete Lehrerin. Wir brauchen aber mehr Lehrerinnen und Lehrer.

Viele Fragen also, die uns im Hochschul-Dialog, die uns im Wissenschaftsausschuss beschäftigen. Ich freue mich auf die gemeinsamen Aktivitäten sowie Empfehlungen, die wir der Bundesregierung gegenüber dann gemeinsam abgeben werden. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

19.43


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Karlsböck. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


19.43.56

Abgeordneter Dr. Andreas Karlsböck (FPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Den An­trag, der jetzt vorliegt und einen kleinen Auszug unserer Forderungen darstellt, können wir natürlich mittragen und mit unterstützen, aber in diese Diskussion über Qualität und Finanzierbarkeit des Bildungswesens kommt immer mehr der Zug der Skurrilität hinein, der schön langsam die Zukunft unserer jungen Menschen und den Wissenschafts- und Forschungsstandort Österreich gefährdet.

Das Hauptproblem, mit dem wir uns in diesem Zusammenhang konfrontiert sehen, sind falsche Antworten auf falsche Fragen. Spätestens seit der Abschaffung des freien Stu­dienzugangs, die vor mehreren Jahren quasi über Nacht erfolgt ist und einen massiven Systembruch dargestellt hat, war klar, dass unverzüglich hätte gehandelt werden müs­sen.

Unsere Universitätslandschaft ist Teil einer gewachsenen Kultur und kann nicht einfach ohne durchdachte Begleitmaßnahmen grundlegend verändert werden; das funktioniert nicht. Als Österreich dann auch noch EU-konform das Studiensystem nach angelsäch­sischem Vorbild umgestaltet hat, ist das System schlicht und einfach abgestürzt. Dabei hat man nämlich vergessen, zwei essenzielle Bestandteile dieses angelsächsischen Modells zu integrieren: mehr akademisches Personal zur Betreuung der Studierenden einzusetzen und kleinere Studiengruppen zu machen.

Wenn sich jetzt Professoren mit Studenten zu Protestmaßnahmen versammeln, dann entlarvt das den jämmerlichen Zustand von Österreichs Bildungspolitik. Unser Hoch­schulwesen ist heute überbürokratisiert und unterfinanziert. Alternativstrategien fehlen weitgehend, wie es sie etwa in den skandinavischen Ländern gibt. Als Beispiel kann man etwa erwähnen, dass die skandinavischen Länder ihre Studenten, die ein gewis­ses Studium absolvieren wollen und in ihren Heimatländern keinen Platz bekommen, ins Ausland schicken, wobei die Kosten hiefür vom Staat übernommen werden. Das ist übrigens auch eine sehr billige Angelegenheit, seine Studenten auszubilden, und zeugt doch von Kreativität.

Bei uns findet, was den Hochschulbereich betrifft, derzeit leider kein parlamentarischer Diskurs statt. Die diesbezügliche Entscheidungsfindung hat sich in den außerparla­mentarischen Raum verlagert, wo viele Meinungsäußerungen getätigt werden, ohne diese jetzt zu qualifizieren, aber wir wissen alle, dass diese Meinungsäußerungen, die


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