Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll60. Sitzung / Seite 38

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Psychotherapeutische Behandlung und Beratung wird in vielen Fällen angeboten. Ich möchte, meine Damen und Herren, den Fokus darauf lenken, dass wir Erwachsenen, also alle, die wir hier versammelt sind und die an den Fernsehgeräten zuschauen, Prä­ventionsarbeit leisten können. Dazu braucht man keine große Ausbildung. Es ist dies eine „Wir-Verantwortung“, nämlich dass wir die heranwachsende Generation in ihrer Emotion stärken und dass die Kinder wissen, dass sie sich jemandem anvertrauen können. Sie müssen wissen, dass sie, wenn man ihnen etwas gegen ihren Willen an­tut, reden und sich anvertrauen können.

Meine Damen und Herren, mit großer Genugtuung habe ich die Predigt von Dr. Chris­toph Schönborn verfolgt, der auch dieses Wort vom „heiligen Zorn Jesu“ in den Raum gestellt hat: „Wer diesen Kleinen“ – und Kardinal Schönborn hat die Schwachen einer Gesellschaft gemeint – „ein Ärgernis gibt, dem wäre es besser, man hinge ihm einen Mühlstein um den Hals, um ihn ins Meer zu versenken.“

Ich bin dem Kardinal dankbar dafür, dass er diesen Worten auch konkrete Taten folgen ließ und mit der Opferbeauftragten Waltraud Klasnic eine Person gefunden hat, von der ich persönlich annehme und der ich zutraue, dass sie diese Kommission objektiv führt. Aber es wäre nicht Österreich, würden in der Folge nicht gleich verschiedene Ver­dächtigungen geäußert werden!

Waltraud Klasnic ist eine Frau mit politischer Lebenserfahrung, die ihre aktive Lauf­bahn hinter sich hat, die aber wahrscheinlich in den vor ihr liegenden Jahren auch et­was anderes tun könnte! Ich habe gestern am Abend mit ihr gesprochen, und ich habe Hochachtung nicht nur vor ihrer Politik in der Vergangenheit, sondern vor dem Zugang, den sie diesfalls zum Ausdruck bringt, weil für sie eben die Achtung der Menschenwür­de die Grundlage jedes politischen Handelns ist. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Waltraud Klasnic wird am Montag ein Team präsentieren, in dem unterschiedliche Konfessionen und auch Konfessionslose vertreten sind, das also offen für alle ist. Der Staat schweigt nicht, Kollege Steinhauser! Die Frau Bundesminis­terin hat beim Runden Tisch deutlichgemacht – der durchaus ein Anfang sein kann und der weiter zu entwickeln ist –, dass die Vergangenheit aufzuarbeiten ist und dass die Hotline, die nicht regierungsgebunden ist, gestärkt wird. Ich darf das allen Damen und Herren sagen: Seien Sie sensibel genug, wenn Sie einen Verdacht haben, 0800 80 80 88 zu wählen. – Das ist die Opfer-Hotline.

Ich glaube, dass der Rechtsstaat stark genug ist. Es geht jetzt darum, über die ver­schiedenen Ministerien – Familien-, Gesundheits-, Justiz- und Bildungsministerium – sowie Bundeskanzleramt ein Netzwerk zu bündeln, um die Ursachen möglichst auszu­schalten.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn wir nicht wollen, dass es in zehn oder 20 Jahren Medienberichte gibt, dass es im Jahr 2010 soundsoviele Fälle an sexuellem Miss­brauch gegeben hat, dann müssen wir, wie ich meine, mit einer Stimme sprechen, billi­gen Populismus beiseite lassen – und diejenigen, die ihr Autoritätsverhältnis noch im­mer missbrauchen, wissen lassen, dass es in unserem Staat für Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen keine Toleranz gibt! (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

9.35


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Dr. Fichtenbauer gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


9.35.24

Abgeordneter Dr. Peter Fichtenbauer (FPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frauen Ministerinnen! Hohes Haus! Es ist nicht leicht, sondern es ist eine dramatische und


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