Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll60. Sitzung / Seite 41

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Wir Grüne haben von Beginn an gefordert, dass es eine von der Bundesregierung fi­nanzierte, von allen Institutionen, kirchlichen Institutionen unabhängige Opfer-Hotline gibt. Denn es ist unerträglich für jeden Betroffenen, wenn er sich bei der Einrichtung melden muss, in der ihm oder ihr Gewalt angetan wurde. Das ist eine Retraumatisie­rung, die wir nicht unterstützen dürfen. Ich werde daher heute auch einen entsprechen­den Antrag einbringen, der die Finanzierung dieser Hotline ermöglicht.

Und was passiert? – Die Regierung ist untätig. Eine private Initiative bildet sich, bietet diese Möglichkeit an. Es gibt ja eine Telefonnummer, wo sich Betroffene hinwenden können. Die Kooperation mit bestehenden Institutionen wurde seitens dieser Plattform „Betroffene kirchlicher Gewalt“ angestrebt.

Es haben sich bis zum heutigen Tag über 200 Menschen gemeldet, die Unterschiedli­ches wollen. Manche von ihnen haben das erste Mal darüber gesprochen und wollten einfach nur darüber sprechen. Die älteste Person war 90 Jahre alt und hat das erste Mal darüber gesprochen. Andere wollten therapeutische Unterstützung und Behand­lung. Andere wollten wissen: Hat die Person, die mir das angetan hat, auch anderen Menschen das angetan? Das heißt, es gibt das Bedürfnis, dass da vernetzt wird, dass man erfährt: Haben die Menschen, die mir das angetan haben, auch anderen Kindern das angetan? (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Und was macht der runde Tisch? – Der runde Tisch verkauft die „Möwe“ als eine Hot­line. Aber die Geschäftsführerin der „Möwe“ hat es ganz klar gesagt: Die „Möwe“ ist da­für nicht ausgestattet. Es ist ein anderer Zugang, ob ich mit Betroffenen von Gewalt spreche, die schon im Erwachsenenalter sind und wo die Gewalt Jahrzehnte zurück­liegt, oder mit Kindern. (Präsidentin Mag. Prammer gibt neuerlich das Glockenzei­chen.) Die „Möwe“ sagt: Wir leiten diese Personen an die private Initiative weiter. Das ist ein Beleg mehr, dass nicht seitens des Staates (Präsidentin Mag. Prammer gibt neuerlich das Glockenzeichen) unterstützt wurde, sondern dass hier die private Initiati­ve unterstützt wird.

Frau Ministerin, Sie haben auf die Fragen des Kollegen Steinhauser keine Antwort ge­geben! Vielleicht kommt das ja noch von Ihrer Kollegin Heinisch-Hosek. (Beifall bei den Grünen.)

9.46


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Klubob­mann Bucher. – Bitte.

 


9.46.44

Abgeordneter Josef Bucher (BZÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesmi­nisterin! Sehr geehrte Damen und Herren! Opferschutz und Kindesmissbrauch ist ein sehr wichtiges Thema, ein sehr emotionales Thema, eines, das die Bevölkerung sehr bewegt. Ich versetze mich jetzt auch ein wenig in die Situation jener vielleicht Betrof­fenen, die zu Hause vor den Bildschirmen diese Debatte mitverfolgen und nicht ver­stehen können, dass wir uns in dieser so sensiblen und heiklen Materie überhaupt in die Haare fahren können und dass es darüber keine einhellige Auffassung im Hohen Haus gibt (Beifall beim BZÖ), in erster Linie für die Opfer die richtigen Gesetze zu ma­chen und keiner Abschwächung im Sinn einer Berücksichtigung von Täterinteressen den Vorzug zu geben.

Meine sehr geehrte Frau Bundesministerin, Sie haben heute richtigerweise den Satz ausgesprochen: Sie wollen alle gesellschaftlich relevanten Gruppierungen unserer Re­publik in die Beratungen einbinden, die jetzt aufgrund der akuten Fälle, die sich in den letzten Monaten ereignet haben, notwendig sind.

Aber dann frage ich Sie auch zu Recht, Frau Bundesministerin, warum Sie nicht auch das Parlament in die Beratungen eingebunden haben, warum wir, die politischen Grup-


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