Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll64. Sitzung / Seite 29

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

durch erneut ein Bankenrettungspaket ohne verbindliche Gegenleistungen erhalten. Unverbindliche Versprechen der Banken stehen verbindlichen Belastungen der Bürge­rinnen und Bürger gegenüber.

Argumente der Finanzexperten – ohne Umschuldung wird’s nicht gehen – Finanz­experten erwarten Staatsbankrott

Namhafte Experten, darunter der deutsche ifo-Chef Hans-Werner-Sinn, sind der An­sicht, dass Griechenland die Hilfen wohl nie zurückzahlen werde, da die Regierung in Athen letztlich nicht in der Lage sein wird, einen harten Sparkurs zu fahren. (dpa vom 28.04.2010)

Ebenso ist IHS-Chef Bernd Felderer der Meinung, dass es Griechenland ohne Um­schuldung nicht schaffen könne, seine Schulden zurückzuzahlen. Darüber hinaus merkt er an, dass kein heimischer Politiker garantieren kann, ob der österreichische Beitrag zur Rettung Griechenlands auch wirklich gesichert wieder zurückkommt. Zu­dem glaubt Felderer, dass das Griechenlandpaket eine Belastung für die österrei­chischen Österreicherinnen und Österreicher wird, da durch die Griechenlandhilfe die Verschuldung erhöht wird. (ORF-Pressestunde vom 02.05.2010)

Ohne Umschuldung wird Griechenland nicht aus dem Dilemma kommen. Simon Til­ford, Chefökonom des Center of European Reform (CER) ist der Ansicht, eine Restruk­turierung der Schulden sei unvermeidlich. Der Point of no Return sei bereits vorbei. (SN vom 1. Mai 2010)

Daniel Gros, Direktor des Centre for European Policy Studies schließt sich der Ansicht an, dass an der Umschuldung kein Weg vorbeiführe. Ein Staatsbankrott Griechenlands würde zwar die Wirtschaft des Landes kollabieren lassen, jedoch seien die Folgen für die übrige Euro-Zone geringfügig. (SN vom 1. Mai 2010)

Prof. Joachim Starbatty, Vorstandsvorsitzender der Aktionsgemeinschaft Soziale Markt­wirtschaft aus Tübingen, und Prof. für Volkswirtschaftslehre, befürwortet einen Austritt Griechenlands aus der Währungsunion, da sich das Land neben der Finanzkrise auch in einer Wirtschaftskrise befinde. Der Austritt wäre ganz einfach möglich – wenn Zah­lungen an Griechenland eingestellt würden, so müsse Griechenland freiwillig aus der Währungsunion austreten. Um ihre Konkurrenzfähigkeit zurück zu gewinnen, müsste die griechische Währung abgewertet werden. So würden wieder mehr Touristen ins Land kommen und Griechenland könnte ausländische Produkte durch eigene ersetzen. Durch die jetzigen Importe würden keine neuen Arbeitsplätze mehr entstehen. (Quelle: swr cont.ra vom 26.03.2010)

Griechenland kann laut Starbatty nur gerettet werden, wenn es wieder wirtschaftlichen Grund unter dem Boden hat. Man müsse Griechenland fit machen für die eigene Selb­ständigkeit. Wenn man anfange einem Land zu helfen, dann würden auch andere dies erwarten. Man öffne ein Fass ohne Boden. Andere gefährdete Mitgliedsstaaten würden ihre Staatsfinanzen nicht sanieren, sondern nach griechischem Muster auf Finanzhilfe warten. Das harte Sparprogramm – ganz gegen die Grundsätze von Keynes – sei der falsche Weg. Dieser prozyklische Effekt stürze das Land noch stärker in die Krise. Die bereits radikalisierte Stimmung sei ein Vorbote. Griechenland könne seine Sparmaß­nahmen von 30 Mrd. Euro über 3 Jahre nicht umsetzen. Die Hilfe für die Griechen sei in Wahrheit nicht für die Griechen sondern für die Banken. Was an der Vordertür ein­bezahlt werde, holten die Banken an der Hintertür wieder ab. Die Banken hätten an den hohen Zinsen der Griechenlandanleihen gut verdient. Es gehe kein Weg an der Umschuldung mehr vorbei. Die Gläubigerbanken müssten nunmehr für ihr Risiko die Verantwortung tragen und ihr Schärflein zur Griechenlandhilfe im Sinne eines For­derungsverzichtes nach Maßgabe des Abwertungssatzes beitragen. (Quelle: dradio.de vom 30.04.2010)

 


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite