Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll64. Sitzung / Seite 63

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sen. Griechenland zahlt ja in der Zwischenzeit um die 10 Prozent – Prognosen spre­chen von 15 bis 20 Prozent, wenn es jetzt kein Rettungspaket gibt –, um sich zu refi­nanzieren. (Abg. Mag. Kogler: Welches Rettungspaket?)

Was würde das für Österreich bedeuten? – Nur damit wir die Dimensionen verstehen: Österreich zahlt im Moment im Jahr 7 Milliarden, 9 Milliarden, 9,5 Milliarden € für Zin­sen; also in diesem Bereich. Der höhere Zinssatz und die Laufzeit von zwei Jahren würden, umgerechnet auf Österreich, bedeuten, dass wir in relativ kurzer Zeit 20 Mil­liarden bis 30 Milliarden € an Zinsen zahlen würden, und zwar zusätzlich zu den heu­tigen. Allen muss klar sein, dass diese Summe auf Dauer kein Land aushält. Österreich könnte es auch nicht verkraften, wenn es zusätzlich 20 Milliarden, 30 Milliarden € pro Jahr an Zinsen zu zahlen hätte.

Insofern ist diese massive Spekulation, die es in den letzten Wochen diesbezüglich gibt und die diese Zinssätze massiv in die Höhe schießen lässt, im Grunde selbst verur­sacht – und an den Auswirkungen kommt dann kein Land vorbei. Insofern ist es abso­lut notwendig, da eine Stabilisierung zu schaffen.

Das, was jetzt passiert, ist, dass die internationale Staatengemeinschaft sagt: Du musst dir jetzt nicht mehr Kapital mit 10, 15 oder 20 Prozent Zinsen ausborgen, son­dern wir borgen dieses Geld um 5 Prozent her – das ist eine relativ stabile Situation. Damit gewinnt man in erster Linie Zeit, um zu schauen: Kann es Griechenland über­haupt aus Eigenem schaffen? Ist es notwendig, dass es da Streckungen, Zinsenver­kürzungen oder andere Restrukturierungsmaßnahmen gibt? Man gewinnt Zeit und da­mit Stabilität und kann dann versuchen, den Prozess geordnet zu führen. Und das hal­te ich für richtig.

Dass es den Griechen besser ginge, wenn sie die Drachmen hätten, hat der Professor ohnehin schon klar gesagt, die Frage ist aber, welche Auswirkungen das dann auf uns hätte.

Das wäre in Verbindung mit Griechenland jetzt nicht so schlimm, aber erinnern wir uns doch an die Zeit, als es noch die Lira gab. Wenn die Lira abgewertet wurde, hat das in Österreich 40 000 Arbeitsplätze weniger bedeutet. 40 000 Arbeitsplätze sind bei der letzten Lira-Abwertung in Österreich direkt verloren gegangen.

Das bedeutet, die Stabilität des Euros schützt die Hartwährungsländer vor diesen Ab­wertungen, die immer zu ganz massiven Konsequenzen geführt haben, und zwar gera­de bei exportorientierten Volkswirtschaften wie Österreich.

Also nur zu sagen: Die sollen aus dem Euro raus, dann ist alles super, denn dann zah­len wir nicht!, ist komplett falsch. (Abg. Mag. Stadler: Es geht aber nur so!) Wir haben in der Vergangenheit wesentlich mehr bezahlt, als das jetzt der Fall ist. (Abg. Mag. Ste­fan: Haben wir denn eine stabile Währung?)

Ein anderes Beispiel: Ungarn, weil das auch gebracht wurde. (Abg. Bucher: Lettland!) Als es um Ungarn gegangen ist, das den Forint hat, waren wir alle der Meinung: Ja, das ist richtig! Wir sind Nachbarn, wir haben starke Verbindungen zu Ungarn. Das ha­ben in Österreich alle in Ordnung gefunden. Aber auch viele andere Staaten, die kaum oder keine Handelsbeziehungen mit Ungarn haben, waren genauso dabei und haben genauso mitfinanziert.

Man darf nicht immer nur nach dem Florianiprinzip denken, sondern auch in einem System und auf solidarische Art und Weise. Denn wenn einmal Dominosteine zu fallen beginnen, dann fallen meist sehr viele; es ist selten, dass nur einer fällt. Auch Öster­reich hat in der Vergangenheit – das ist schon eine Zeit lang her – schon einmal inter­nationale Hilfe gebraucht, um aus einer Währungskrise, aus einer Finanzierungskrise herauszukommen. Damals konnten auch wir auf die Solidarität der anderen zählen. In-


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