Wir brauchen den Untersuchungsausschuss auch noch aus einem zweiten Grund. Ich habe ja gar nichts dagegen, dass die gerichtlichen Erhebungen Vorrang haben, nur müssen sie wirklich Vorrang haben.
Wie schaut es denn jetzt aus? – Sieben Monate sind ins Land gezogen, der Staatsanwalt hat gewechselt, ein junger musste sich neu einarbeiten. Er hat einen einzigen Sachverständigen, der ihm in der Gesamt-Causa Immofinanz zur Seite steht. Ihnen allen ist bekannt, dass die Frage der bundeseigenen Wohnbaugesellschaften sozusagen ein Subthema ist, ein Unterthema, eine Spezial-Causa in der großen Causa Immofinanz/Constantia Bank. Hier sind sage und schreibe ein Sachverständiger und ein Staatsanwalt vollberuflich beziehungsweise vollzeitlich und zwei nebenzeitlich beschäftigt.
Wie soll dieses Kompendium von Finanzakten, von Finanztransaktionen zeitgerecht, einigermaßen zügig bearbeitet werden, dass wir zu einem Ergebnis kommen? – Ich bin sofort dafür, dass dort zügig gearbeitet wird, dass wir ein Ergebnis haben und parlamentarisch untersuchen. Nur, das Problem ist, dass die rechtliche Ausstattung, das rechtliche Personal viel zu dünn ist, als dass es die zügige Aufarbeitung dieser Causa vorantreiben könnte. Darum müssen wir parlamentarisch agieren.
Parlamentarisch agieren müssen wir auch deshalb, weil es um politische Verantwortung geht, und vor allem auch deshalb, weil sonst die Verjährung droht. Bei Amtsmissbrauch, bei Brechung des Amtsgeheimnisses droht die Verjährungsfrist, und wenn wir das nicht rechtzeitig aufklären, kommt es sozusagen zu null Verantwortung, zu null Konsequenzen. Das alles können Sie doch nicht wollen! Sie als Parlamentarier sind ja dazu aufgefordert, die Regierung zu kontrollieren, Minister zu kontrollieren, auch endlich reinen Tisch bei Ex-Finanzministern zu machen. Nehmen Sie doch das wahr! Helfen wir einerseits den Gerichten, indem wir dort personell aufstocken, und helfen wir andererseits der parlamentarischen Kontrolltätigkeit!
Ich bin da wirklich keine einsame Ruferin in der Wüste, nein, wir haben auf breiter Front Verbündete. Den ehemaligen Finanzminister habe ich schon genannt. Der Herr Ex-Präsident des Rechnungshofes Fiedler sieht das als primäre Causa eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses an. Wir haben im Rechnungshofausschuss all die Ungereimtheiten schon diskutiert, sogar im Plenum. Jeder hat zugegeben – jeder von Ihnen, sei es von der SPÖ, vom BZÖ, von der FPÖ, auch von der ÖVP –, jeder war der Meinung: Ja, das gehört untersucht! Und ich sage: hier und jetzt, denn sonst läuft uns die Zeit davon!
Die Gerichte beziehungsweise die Staatsanwaltschaft sind ja personell nicht in der Lage, entsprechend zu agieren. Der Finanzminister will es, der ehemalige Rechnungshofpräsident will es. Sie haben prinzipiell auch gesagt, Sie wollen es. Wir wollen es jetzt: Unterstützen Sie uns jetzt! Es geht nicht um Bagatellen, es geht ja um Volumina. Denken Sie noch einmal daran: 961 Millionen €, sozusagen eine Okkasion, ein Schnäppchenpreis für diese über 61 000 Wohnungen – denken Sie einmal daran!
Denken Sie an das Honorar für Lehman Brothers: fast 10 Millionen €. Denken Sie an die Provision, die Provision sozusagen hintenherum, über Hochegger-Agentur eingefädelt und so weiter. Meischberger: sozusagen Offshore-Konten in Liechtenstein, dann wunderbar über Zypern dorthin geschleust. Und dann: Wohin gingen sie?
Das gehört aufgedeckt! Das gehört wirklich dingfest gemacht, denn da geht es nicht nur um Steuerhinterziehung. Da geht es insgesamt um Untreue, da geht es um Amtsmissbrauch, da geht es auch um wettbewerbsbeschränkende Absprachen et cetera. Das sind Dinge, die strafrechtlich anhängig sind, und das gilt es politisch und parlamentarisch konkret zu durchleuchten, wie dieses Freunderlnetz, wie dieses Spezinetz gearbeitet hat.
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