Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll66. Sitzung / Seite 38

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waren das, und wir haben leider recht behalten. Genau das ist der Punkt! (Beifall bei der FPÖ.)

Sie haben uns damals vorgeschwärmt, welch tolle Verbilligungen es geben wird, dass man nur dann, wenn man den Euro einführt, überleben kann. Schauen wir uns doch heute die Schweiz an, die vom Herrn Cap als Teufel dargestellt wird, was man deutlich zurückweisen muss! Die Schweiz ist nicht zugrunde gegangen, weil sie den Franken behalten hat. Die Schweiz steht nicht vor dem Bankrott, den Sie damals für Österreich vorausprognostiziert haben, wenn wir den Schilling nicht aufgeben. All diese Unwahr­heiten haben Sie damals behauptet – heute können sich die Österreicher selbst ein gu­tes Bild machen.

In einem zugegebenermaßen sehr provokanten Artikel in der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins „ Der Spiegel“ schreibt der niederländische Schriftsteller Leon de Winter – ich zitiere –:

„Ich habe nicht vergessen, mit welchen Argumenten den Bürgern Europas der Euro schmackhaft gemacht wurde. In einer immer globaler werdenden Welt würden unsere nationalen Währungen nicht überleben. Der Euro würde so stark sein, dass mit ihm sämtliche Probleme aufgefangen werden könnten. Die erste wirkliche Euro-Krise macht diesen Mythen ein Ende.“ – So weit Leon de Winter, und zwar zu Recht.

Genau das ist es – und genau das müssen wir heute leider Gottes auch erleben! Der Euro war von Anfang an eine reine Kopfgeburt, die mit der Realität eben nicht Schritt halten konnte; das ist jetzt klarer denn je. Griechenland ist nicht die Ursache der Pro­bleme, denen wir heute gegenüberstehen, sondern Griechenland ist das bisher heftigs­te Symptom dieser Krise, vor der wir letztlich auch warnen mussten oder warnen müs­sen und die sich weiterentwickeln wird.

Sie werden doch, bitte, den Bürgern heute nicht klarmachen wollen, dass mit dem Hilfs­paket für Griechenland das Problem gelöst werden wird. Da stehen Spanien und Portu­gal als nächste Krisenländer vor der Tür. Mit welchen 100- und 1 000-Milliarden-€-Pa­keten werden Sie dann versuchen, das aufzufangen? Das können Sie doch nieman­dem erklären! (Beifall bei der FPÖ.)

Sie müssen jetzt einen Schnitt machen. Wenn man Verantwortung hat, muss man über­legen, im Mittelmeerraum eine andere Währungszone möglich zu machen, damit die dortigen Volkswirtschaften aus der Krise herausfinden können, sich auch helfen kön­nen, die Bürger wieder leben können – und nicht der Euro erst recht in eine Situation geführt wird, in der er zu Fall gebracht wird und wir vielleicht am Ende eine Hyperinfla­tion erleben werden.

Da muss man doch ehrlich mit dem Thema umgehen. Da soll man nicht so tun, als würde diese Problematik nicht drohen. Hilfszahlungen, die heute von Ihnen beschlos­sen werden, die nur Banken zugutekommen und keinem Bürger, sind einfach unver­antwortlich, und wir werden das daher hier auch deutlich aufzeigen. Wir werden aufzei­gen, dass es so mit Ihrer Verantwortung nicht weitergehen kann.

Wir brauchen die Selbstverantwortung der einzelnen Staaten, und wir dürfen nicht den Fehler machen, zu einer Zentralplanung überzugehen. Alle Experten, von denen Sie heute gesprochen haben, sind genau jene EU-Experten, die uns in allen Bereichen in den letzten Jahren alles falsch vorausgesagt haben. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Die EU-Osterweiterung und auch – ich komme schon zum Schlusssatz – die Entwick­lung der sozialen Errungenschaften und der Wirtschaft in Osteuropa, die angeblich schon auf einem gleichen Niveau sich befinden müssten, sind bei Weitem nicht dort. Jene Experten, auf die Sie sich heute beziehen, sind in der Vergangenheit geschei-


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