Ich habe mir jetzt angeschaut, was noch drinsteht und vielleicht nicht zur FPÖ-Linie passt, und ich denke, da haben wir doch die Erleichterung bei der Anrechnung im Ausland absolvierter Ausbildungen und abgelegter Prüfungen. Vielleicht geht es der FPÖ darum, dass Personen, die im Ausland aufgewachsen sind und dort Ausbildungen abgeschlossen und Prüfungen abgelegt haben, diese hier nicht so leicht angerechnet bekommen sollen. Vielleicht geht es darum! Das würde viel eher ins Schema der FPÖ passen. Ich hoffe, dass das in den entsprechenden Einrichtungen auch so kommuniziert wird.
Ich habe schon gesagt, ich finde, dass die Punkte sehr positiv sind, die in dieser Novelle enthalten sind. Vor allem die Weiterentwicklung im Bereich der integrativen Ausbildung ist zu begrüßen.
Ich möchte aber noch sagen, dass im Evaluierungsbericht des Ministeriums, der ja sozusagen die Basis für diese Weiterentwicklung war, drinsteht, dass rund 10 Prozent der Lehrlinge, die eine integrative Ausbildung machen, behindert im Sinne des Behinderteneinstellungsgesetzes sind und rund 60 Prozent dieser jungen Menschen bereits in ihrer Schulausbildung einen sonderpädagogischen Förderbedarf hatten. Das heißt, die integrative Ausbildung ist per definitionem eingerichtet für benachteiligte Jugendliche, die eben eine reguläre Lehre nicht schaffen, so aber trotzdem die Möglichkeit für eine Berufsausbildung und Teilqualifikation haben.
Aber wie denkt die ÖVP darüber? – Frau Abgeordnete Franz, Sie schauen mich schon so an: Sie sprachen im Ausschuss in diesem Zusammenhang von „Versagern“, denen man auf die Beine helfen muss. Ich bin sehr erschrocken, als das gehört habe. Wenn man in diesem Zusammenhang von Versagern, von Versagen sprechen kann, dann geht es wohl eher um das Versagen des Bildungssystems, dann geht es um das Versagen bei der Zurverfügungstellung von hochqualitativen Kinderbetreuungseinrichtungen, die gerade Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien die Möglichkeit geben sollen, sehr früh gefördert zu werden.
Meine Damen und Herren, wenn wir uns anschauen, wer für dieses Versagen verantwortlich ist, dann sehen wir: Es ist dies sicher die ÖVP mit ihrer Reformverweigerung in genau diesen Punkten! Ich persönlich bewundere Jugendliche in solchen Institutionen, die eben schwierige Startbedingungen haben und teilweise mit übergroßem Engagement bemüht sind, aufzuholen und einen Abschluss zu erlangen. Frau Abgeordnete, das sind alles andere als Versager!
Meine Damen und Herren! Das Berufsausbildungsgesetz wird heute zwar novelliert, aber eben nur in wenigen Punkten. Wir können seit Jahren beobachten, dass die Lehrausbildung wirklich massive Probleme hat. Die Zahl der betrieblichen Lehrausbildungsplätze geht stetig zurück, auch diverseste Förderungen haben daran nichts geändert. Insofern ist die Wiedereinführung des Blum-Bonus sicher nicht die Lösung dieses Problems.
Die überbetrieblichen Ausbildungsstätten sind hier zwar eingesprungen, haben aber massive Qualitätsprobleme, gerade außerhalb Wiens. Die jetzige Kürzung des Budgets, auch im Bereich Arbeit, wird daran sicher nichts ändern.
Wenn wir schon von Qualitätssicherung sprechen, dann muss man auch sagen, dass da nicht nur die überbetrieblichen Ausbildungsstätten Probleme haben, sondern es auch im Bereich der betrieblichen Lehrausbildung immer wieder Probleme gibt. Das heißt, es hängt vom Glück ab, ob man eine gescheite Lehrausbildung in einem Betrieb bekommt oder eben nicht.
Meine Damen und Herren! Die Liste der Probleme, die die Lehrlingsausbildung in Österreich hat, ließe sich noch fortsetzen – und eigentlich wissen Sie das alles –, aber trotzdem gibt es noch immer keine Reform, nämlich eine grundlegende Reform der Lehrausbildung.
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