Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll67. Sitzung / Seite 208

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amerikanischen Staaten, in der Durchimpfungsrate der Bevölkerung nicht einmal im Mittelfeld. Bei irgendeiner riesigen Sportveranstaltung in Österreich hat man in Bolivien vor Masern in Österreich gewarnt, weil hier zu wenige geimpft sind. Das sollte man als Minister – das ist alles vor Ihrer Zeit gewesen, das gebe ich schon zu – eigentlich nicht kommentarlos hinnehmen. – Danke. (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeordneten Dr. Belakowitsch-Jenewein und Dr. Karlsböck.)

19.44


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Rasinger. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


19.44.45

Abgeordneter Dr. Erwin Rasinger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehr­ter Herr Minister! Hohes Haus! Herr Abgeordneter Grünewald, ich glaube nicht – bei al­ler Würdigung Ihrer Literaturrecherchen –, dass in der Türkei oder in Bolivien die Durch­impfungsrate bei wesentlichen Krankheiten über der österreichischen liegt. (Abg. Dr. Grü­newald: Laut WHO!) – Das glaube ich nicht! (Abg. Dr. Grünewald: Vielleicht glaubt die WHO Ihnen auch nicht!) Ich weiß nicht, welche Daten da weitergegeben werden, aber meine Erfahrung, allein in Wien mit Zuzugskindern, gibt mir ganz andere Hinweise.

Es ist keine Frage, Herr Abgeordneter Grünewald, dass man darüber diskutieren muss, in welchem Tempo wir etwas machen. Ich bin jetzt schon lange in der Gesundheitspoli­tik tätig. Wir haben einmal über die Haemophilusimpfung gestritten, die Kehldeckelent­zündung hat etwa vier Kinder im Jahr das Leben gekostet. Das ist – Gott sei Dank – jetzt im Impfplan. Man kann wirklich trefflich streiten, wie schnell etwas in den Impfplan aufgenommen wird oder nicht, aber ich glaube, man kann nicht den Minister zum Übervater des Obersten Sanitätsrates machen, da würden sich die Herren Professoren sehr wohl aufregen.

Aber man kann diskutieren. Meiner Meinung nach ist die Diskussion durchaus legitim. Nur, etwas hat mir in Ihrer Diskussion nicht gefallen, das darf ich mir auch erlauben zu sagen, nämlich, dass die eine Impfung 138 000 € für ein gerettetes Lebensjahr kostet und die andere nur 38 €. Ich glaube, es war in Österreich immer Konsens, dass man sagt: Wir bewerten ein Leben nicht mit Kosten. Aber ich will Ihnen das wirklich nicht un­terschieben.

Frau Abgeordnete Belakowitsch-Jenewein, das ist alles sehr diskussionswürdig. Sie haben viele wichtige Sachen herausgegriffen. Sie waren leider, glaube ich, bei der Auf­taktveranstaltung des Gesundheitsdialogs verhindert. Es ist wesentlich, dass wir alle Betroffenen, Elterninitiativen, Experten an einen Tisch holen und einen Dialog entwi­ckeln, der nicht versanden darf, keine Frage.

Ich habe mir die Mühe gemacht, bin dort hingegangen und war eigentlich angenehm berührt. Das Entscheidende meiner Meinung nach ist, dass Kinder schon gar nichts dafür können, ob Eltern verantwortungsvoll sind, ob Eltern reich sind, ob Eltern gebildet genug sind. Die Folgen tragen sie zehn, 20 Jahre später, und deshalb ist es, denke ich, eine besonders heikle Frage.

Ich glaube auch, dass der Minister das so wahrnimmt, aber ich bin ja nicht sein Anwalt. Der wesentliche Punkt ist: Der Dialog muss fair sein und zu Ergebnissen führen.

Gehen wir weiter zu den Jugendlichen, so kann es nicht sein, dass in Österreich 25 Pro­zent der 15-Jährigen regelmäßig rauchen. Das ist völliger Unfug und beinahe eine Bank­rotterklärung.

Es kann auch nicht sein, dass das Übergewicht bei Kindern um 50 Prozent zunimmt, Kinder kaum mehr Bewegung machen. Das kann ein Gesundheitsminister nicht verord­nen, aber ich glaube, wir müssen da mehr tun. (Beifall bei der ÖVP.)

 


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