Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll69. Sitzung / Seite 47

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Man muss wissen, zu den armutsgefährdetsten Gruppen in diesem Land – das muss auch leider immer wieder betont werden – gehören ältere Frauen, die von einer Mindestpension leben müssen, aber auch Frauen, die allein mit ihren Kindern leben und, obwohl sie arbeiten, oft unter der Armutsgrenze leben müssen.

Das heißt, wenn wir uns überlegen, wer denn die Leistungsträger und Leistungs­träge­rinnen in unserem Land sind, wer denn etwas für die Gesellschaft leistet, dann müssen wir schon feststellen, dass Frauen neben ihrer Arbeit vieles rundherum leisten, was gar nicht wahrgenommen wird, was unsichtbar bleibt und was wirtschaftspolitisch, volks­wirtschaftlich auch gar nicht bewertet wird. Das ist die unbezahlte Arbeit.

Nun bin ich bei der zweiten Gruppe: Frauen und unbezahlte Arbeit. – Es ist selbst­verständlich, dass zwei Drittel der Kinderbetreuung, der Haushaltsarbeit immer noch die Frauen erledigen. Das sagt auch der Frauenbericht wieder einmal aus, der, nach 15 Jahren wieder vorgelegt, zeigt, dass sich da nichts verändert hat, dass das Teilen der Familienarbeit noch nicht so Männersache ist, wie es schon sein sollte im Hinblick darauf, dass Frauen in diesen 15 Jahren, was Arbeit anlangt, ziemlich aufgeholt haben, von ihrer Ausbildung her sehr aufgeholt haben, von ihren Bildungsabschlüssen her sich sehr verbessert haben. Frauen arbeiten in bezahlten Funktionen so viel wie noch nie. Wir haben so viele Frauen in Beschäftigung wie noch nie. Nur muss man sich halt die Frage stellen: Welche Art von Beschäftigung ist das, und können Frauen von dieser Art der Beschäftigung auch immer leben? – Nein, das können sie nicht, weil – und das ist eine skurrile Sache – der Stundenlohn von Frauen, die Teilzeit arbeiten, oft um bis zu 30 Prozent geringer ist, als wenn die gleiche Arbeit in Vollzeit getätigt wird.

Das heißt, es gibt hier viele Ungerechtigkeiten, und wenn wir Frauen auch als Leis­tungsträgerinnen sehen wollen und müssen in unserem Land, dann müssen wir all diese Komponenten gemeinsam betrachten: Wer leistet wie viel bezahlte Arbeit in diesem Land? Wer leistet wie viel unbezahlte Arbeit in diesem Land? Und: Ist das nicht auch ein bisschen ungerecht aufgeteilt, und könnte sich das nicht verändern?

Denn ich glaube, Wirtschaft und eine wirtschaftliche Gesamtleistung nur einseitig zu betrachten von der Warte aus, wie viel Profit gemacht wird in Unternehmen, wie viel Profit überhaupt gemacht wird an Geldleistung, an Gewinn, das ist zu wenig, das ist zu kurz gegriffen, das ist zu einseitig betrachtet. Ich glaube, gesamtgesellschaftlich müssen wir uns die Frage stellen: Was ist der Gewinn überhaupt für die Gesellschaft?, und: Wie teilen sich hier bezahlte und unbezahlte Arbeit auf? Und da gibt es einiges aufzuholen.

Womit ich beim dritten Thema wäre: Frauen und Kinder, oder: Männer und Kinder, keine Frage. Junge Frauen wollen Kinder, warten aber immer länger bis zur Geburt des ersten Kindes. Die Familienformen haben sich in den letzten 15 Jahren sehr stark verändert; auch das sagt der Frauenbericht, auch das sagt der Familienbericht. Man heiratet nicht mehr so oft wie früher. Man lebt zusammen, trennt sich wieder. Viele Kinder, 40 Prozent unserer Kinder kommen unehelich zur Welt, haben sich zum Teil anders zu orientieren.

Das ist ja prinzipiell nichts Schlechtes, aber wir müssen Antworten darauf geben und die Absicherung der Kinder gewährleisten. Das ist ganz wichtig, wenn wir gerade in Zeiten wie diesen darüber diskutieren: Wie schaut es denn nach Scheidungen aus? Wie haben sich dann Väter und Mütter um ihre Kinder zu kümmern? Kann man bei strittigen Scheidungen wirklich vom Gesetz her verordnen, dass beide sich gleich um ihre Kinder zu kümmern haben, oder wäre hier nicht eine Zeit des „Abkühlens“ von Vorteil, bis sich die Eltern beruhigt haben, sodass dann wirklich das Wohl des Kindes in den Vordergrund gestellt wird? Ich bin sehr skeptisch, was diese Verordnung der


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