Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll69. Sitzung / Seite 49

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10.31.05

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesminis­terin! Herr Staatssekretär! Die Gleichstellung der Frauen zu forcieren heißt unsere Wirtschaftsleistung zu steigern. – Ja, so ist es, und ich möchte begründen, warum.

Unsere Frauenministerin hat gerade eindrucksvoll die verschiedenen Probleme aufge­zeigt. Wenn man bei den Unternehmern nachfragt: Wieso habt ihr keine einzige Frau in der Geschäftsleitung? Wieso sind unter den Abteilungsleitern 90 Prozent Männer? Wieso sind die Gehälter nicht gleich hoch?, dann haben die Personalchefs und andere jedes Mal eine Begründung parat und sagen, zufällig war dafür keine Frau vorhanden, zufällig stand eine dafür in Frage kommende Frau aufgrund von Betreuungspflichten nicht zur Verfügung, zufällig hat sich keine Frau beworben, zufällig ist etwas anderes passiert.

Nun, meine Damen und Herren, wenn Sie würfeln, ist völlig klar, es kann eins, zwei, drei, vier, fünf oder sechs herauskommen. Würfeln Sie aber nicht einmal, sondern tausendmal oder zehntausendmal und es kommt immer sechs heraus, können Sie sicher sein, dieser Würfel ist gezinkt und daher ungeeignet, ein zufälliges Ergebnis zu liefern. Daher wissen wir eines ganz sicher: Wenn tausende Male, zufällig angeblich, immer nur jene, die ein bestimmtes körperliches Merkmal haben, in die bessere Funk­tion kommen oder besser bezahlt werden, ist diese Entscheidung nicht nach den Fähigkeiten getroffen worden, nicht nach der Tüchtigkeit, auch nicht nach der Bildung, haben wir doch schon seit vielen Jahren gleich viele Frauen wie Männer mit Univer­sitätsabschluss, zum Teil schon mehr Frauen, die höhere Ausbildungen absolviert ha­ben. All das ist kein Grund.

Das heißt, es finden Entscheidungen statt, die nicht das optimale Ergebnis bringen, und genau das, meine Damen und Herren, ist es, was wir ändern müssen und wofür sich unsere Ministerin Heinisch-Hosek so sehr einsetzt. Wir müssen zu Regeln kom­men, die dafür sorgen, dass sich zukünftig die Entscheidung nicht danach richtet, ob irgendein Körperteil vorhanden ist oder nicht, sondern ausschließlich nach den Fähig­keiten, nach der Tüchtigkeit, nach dem Fleiß und dem Erfolg. Dann werden die Frauen 50 Prozent aller Funktionen haben, und dann wird ihre Bezahlung eine sein, die gleich jener der Männer ist. (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn wir das erreicht haben, werden wir auch ein besseres Führungspersonal haben, weil wir nämlich die vollen 100 Prozent ausschöpfen und nicht nur 50 Prozent. Wenn wir eine gleichförmige Bezahlung haben, kommt es zu keiner Demotivation, und das steigert die Wirtschaftsleistung, meine Damen und Herren. Deswegen ist Gleichstel­lungs­politik gleichzeitig Wirtschaftsförderung, und diesem Grundsatz, glaube ich, soll­ten wir uns in diesem Haus alle anschließen.

Ich war zwei Jahrzehnte lang Arbeitgeber, und ich habe in dieser Zeit sehr oft erlebt, welche Ursachen es für die bestehenden Probleme gibt. Ein Beispiel nur: Wenn sich Absolventen der Wirtschaftsuniversität oder des Juridicums für einen Posten als Steuerberaterberufsanwärter beworben haben und dann die Frage im Bewerbungsgespräch kam, was sie sich denn gehaltsmäßig vorstellen, haben die Frauen im Regelfall um 3 000 bis 4 000 S, also immerhin doch relevante Eurobeträge von 200 bis 300 €, weniger als Wunsch geäußert.

Das heißt, wir müssen sehr viel bei den Softfaktoren ändern. Wir müssen deutlich mehr an Informationen geben, Informationen über berufliche Ausbildung, aber auch Infor­mationen für die Unternehmen selber, wie sie eine gerechte Bezahlung sicherstellen können. Und insofern möchte ich auch meinen Dank – es war eine Sozialpartner-Eini­gung und jetzt mit der Frau Ministerin abgestimmt – dafür aussprechen, dass wir diese Berichterstattung machen.

 


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