Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll69. Sitzung / Seite 61

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Ich bin eigentlich enttäuscht und verstehe deswegen nicht, warum von allen Seiten jetzt von einem „Meilenstein“ die Rede ist – das wurde heute auch schon mehrmals angedeutet –, aber auch von einer großen Veränderung, die stattfinden werde. Ich bin sicher, dass es leider in den nächsten Jahren, wenn es wieder um die Einkom­mens­schere und die Daten gehen wird, ganz gleich ausschauen wird wie jetzt. Ich bin da extrem skeptisch und wenig zuversichtlich, was dieses Modell anbelangt. Ich sehe es als Kieselstein, und ich sehe es als sehr wichtig zur Sensibilisierung. Es ist ein Kom­promiss, den Sie offensichtlich mit den Sozialpartnern, die alle männlich dominiert sind, eingehen mussten. Die Frage ist, ob Sie nicht noch einmal zurückgehen hätten müs­sen, vielleicht andere Partner und Verbündete suchen hätten müssen, um sich für ein durchdachtes Gleichbehandlungsmodell für Betriebe einzusetzen.

Ich möchte weniger auf die Biologismen und die ewiggestrigen Argumente der Kollegin Gartelgruber eingehen, aber es war der wirtschaftliche Erfolg angesprochen, der sich ergibt, wenn es zu einer richtigen Gleichstellung zwischen Männern und Frauen kommt. Der wirtschaftliche Erfolg stellt sich tatsächlich ein: Es ist nämlich eine ge­scheite Gleichbehandlungspolitik wirklich erfolgreich in Bezug auf das Bruttoinlands­produkt. Das heißt, wenn wir schon von Wirtschaft reden: Es gibt eine Studie aus Schweden – die haben Sie vielleicht auch mit dieser Aktuellen Stunde ansprechen wollen, aber sie wurde nicht erwähnt –, die besagt, dass man in Österreich das BIP um 32 Prozent steigern könnte, wenn man eine gescheite Gleichbehandlungspolitik voran­treiben würde. – Ich sehe eine solche nicht, ich sehe sie seit zwei Jahren nicht. Es wird zwar viel zum Thema gemacht, aber wenig umgesetzt.

Eines ist allerdings von unserer Wirtschaftspartei ÖVP umgesetzt worden, nämlich eine Nachhilfeschule für Frauen, eine Akademie, in der Frauen Führungskompetenzen erlernen können. – Frauen brauchen keine Nachhilfe! Frauen und Männer brauchen entsprechende Startbedingungen, und die sind im Moment nicht fair, ja sie sind gar nicht gegeben. (Beifall bei den Grünen.)

Noch ganz kurz zu einem Thema, das mich beschäftigt und mit dem sich der Kollege Zinggl schon viel beschäftigt hat, zur Kultur, die auch mit der Wirtschaftsleistung des Landes zu tun hat.

Die Wiener Philharmoniker stehen vor einem neuen Vertrag; er soll Ende Juni abge­schlossen werden. Seit zehn Jahren bekommen die Philharmoniker jedes Jahr 2,3 Mil­lionen, um die Gleichstellung voranzutreiben und die Frauenquote zu erhöhen. 2000 waren das zwei Frauen von über 100 Musikerinnen und Musikern, jetzt, 2010, sind es drei Frauen von ungefähr 120 Musikern. Wie geht das, dass zehn Jahre lang 2,3 Mil­lionen in das Orchester gesteckt werden – und es passiert einfach nichts?! Und jetzt stehen wir vor der Vertragsverlängerung, und wie es scheint, ist der Aufschrei zu leise. Da bitte ich wirklich um Ihre Unterstützung, Frau Ministerin, und darum, dass Sie sich bei Ihrer Regierungskollegin dafür entsprechend einsetzen. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

11.17


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Haubner. – Bitte.

 


11.17.44

Abgeordnete Ursula Haubner (BZÖ): Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Gleiche Rechte und gleiche Chancen für Frauen sollten im 21. Jahrhundert eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Es sollte selbstverständlich sein, dass Frauen, wenn sie es wollen, Beruf und Familie vereinbaren können. Es sollte selbstverständlich sein, dass Frauen in Füh­rungspositionen in den verschiedenen beruflichen Bereichen tätig sind, und es sollte


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