Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll70. Sitzung / Seite 21

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und das ist mit ungeheurem Leid für die Schülerinnen und Schüler, für die Eltern und für alle Angehörigen verbunden. Die meisten ErziehungswissenschaftlerInnen sagen, dass das Wiederholen völlig sinnlos ist und pädagogisch schlicht und einfach nichts bringt.

Meine Frage an Sie: Es hat einige Initiativen vonseiten Ihres Ministeriums gegeben, die schon unter Ihrer Vorgängerin offensichtlich nichts fruchteten. Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, um die seit Jahren leider stabilen Zahlen an SchulabbrecherIn­nen künftig zu senken?

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Bundesministerin, bitte.

 


Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur Dr. Claudia Schmied: Die An­satzpunkte müssen mehrfach sein.

Für mich ist die Abschaffung des Sitzenbleibens kein Ziel. Es ist zu überlegen, ob das eine Maßnahme ist, es ist aber kein Ziel. Ziel sind Leistung und Qualität der österrei­chischen Schulen. Ich kann jetzt wieder mit der Aufzählung beginnen: Kindergarten als Bildungsgarten, kleinere Klassen, individuelle Förderung. Das muss sich durchziehen. Wir müssen die Leistung verbessern. Das Sitzenbleiben ist, wie Sie bei einem Blick auf die Statistik sehen, insbesondere ein Thema der Oberstufen. Das heißt, wir müssen uns etwa die Fragen stellen: Gelingt die Bildungswegentscheidung richtig? Ist derjeni­ge, der die Handelsakademie besucht, wirklich wirtschaftlich interessiert? Wäre er nicht in einem anderen Berufsfeld besser aufgehoben? – Das sind die entscheidenden Fragen.

Die Abschaffung des Sitzenbleibens ist für mich, wie gesagt, kein Ziel. Wir müssen uns überlegen, in Richtung Kurssystem zu gehen, wie wir es am Nachmittag, wie ich hoffe, für die Abendschulen beschließen werden. Das könnte ein Weg sein, daran wird gear­beitet.

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen nun zur Anfrage 76/M des Herrn Abgeordneten Dr. Walser. – Bitte.

 


Abgeordneter Dr. Harald Walser (Grüne): Die Frage bezieht sich auf die Schulabbre­cherInnen. Wir haben in Österreich eine enorm hohe Quote an SchulabbrecherInnen und dadurch auch eine enorm hohe volkswirtschaftliche Belastung. Das kostet den Staat sehr viel Geld. Was gedenken Sie zu tun, um diese Drop-Out-Quote an unseren Schulen zu senken?

Ich schließe jetzt an das an, was ich vorher gesagt habe, und stelle folgende konkrete Frage:

76/M

„Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, um die seit Jahren stabil hohe Zahl an SchulabbrecherInnen endlich signifikant zu senken?“

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Bundesministerin, bitte.

 


Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur Dr. Claudia Schmied: Schauen wir uns zunächst die Zahlen an. Ich nehme dafür die EU-Berechnung und stelle fest, dass im Jahr 2009 die Quote bei 10,1 Prozent lag, und im Jahr 2010 sind es 8,7 Pro­zent. Das ist eine Verbesserung, was aber nicht bedeutet, dass wir uns jetzt zurück­lehnen.

Es gelten diesbezüglich all die Maßnahmen, die ich aufgelistet habe. Betonen möchte ich noch einmal: Deutsch ist, so wie Sie das auch im Unterrichtsausschuss formuliert haben, der Schlüssel zum Bildungserfolg. Daher gilt der Kindergarten als Bildungsein­richtung und gibt es eine Förderung an der Volkschule. Alles, was wir früh verabsäu­men, können wir später, wenn überhaupt, nur kostenintensiv aufholen. Daher meine


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