Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll70. Sitzung / Seite 100

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Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Walser. Frei­willige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte.

 


13.52.53

Abgeordneter Dr. Harald Walser (Grüne): Frau Ministerin! Hohes Haus! Selten, Herr Kollege Amon, dass ich Ihnen in so vielen Punkten zustimmen konnte! Weswegen? – Der Appell nach mehr Gelassenheit, vor allem auch an die Kolleginnen und Kollegen in Ihrer Fraktion, ist hoffentlich auf fruchtbaren Boden gefallen oder fällt zumindest in Zukunft da­rauf, denn die Tonalität Ihrer parteiinternen Auseinandersetzung war in den letzten Wo­chen etwas ungewohnt. Ansonsten sind wir es ja in Bildungsfragen durchaus gewohnt, dass wir sehr sachlich, sehr konstruktiv miteinander umgehen.

Ich nehme auch zur Kenntnis, dass Sie inzwischen zum Vorreiter der Bildungsreform geworden sind. Jedenfalls sind Sie Ihrer Zeit vielfach voraus: Sie haben hier beispiels­weise zu Tagesordnungspunkten gesprochen, die erst kommen; das ist Ihnen auch im Ausschuss schon einmal passiert. Das ist auch durchaus ein Zeichen dafür, dass Sie nach vorne blicken, und das sehe ich sehr, sehr positiv. (Heiterkeit und Beifall bei den Grünen.)

Ich möchte auf einen Aspekt eingehen, der von der Freiheitlichen Partei sehr stark in den Vordergrund gestellt worden ist und der ja auch in der Lehrerschaft zu einiger Be­sorgnis geführt hat. Es ist dies die Sorge um die Nivellierung nach unten. Kollege Ro­senkranz, Kollegin Kitzmüller, Sie beide haben das vorgebracht.

Wir sollten uns damit wirklich ernsthaft auseinandersetzen, nur möchte ich auf eines hinweisen, und das sage ich Ihnen jetzt als Direktor einer Schule, die von vornherein bei der Erprobung dieser Standards, dieser standardisierten Matura mit dabei war. Ich kenne das also wirklich von der Pike auf, von der Erstellung dieser Fragestellungen an und so weiter. Diese Ängste waren auch bei uns vorhanden. Nur: Erklären Sie mir und erklären Sie den Leuten den Widerspruch!

Das, was Sie als Nivellierung befürchten, kann ja nur eintreten, wenn wir österreichweit bei der Matura nur noch „Sehr gut“ hätten. Wenn wir in der schriftlichen Reifeprüfung Fragestellungen haben, die nach wie vor das gesamte Notenspektrum ausmachen, dann ist es ja offensichtlich so, dass diese Aufgabenstellung nicht eine Nivellierung nach unten bedeutet.

Wenn wir aber dann Schulen haben – und darum geht es in diesem Zusammenhang –, die signifikant sehr gute Leistungen erbringen, dann wissen wir: Okay, das sind Schu­len, an denen wir uns orientieren können! Und wenn wir auf der anderen Seite Schulen haben, die signifikant schlechte Leistungen erbringen, dann können wir gerade auf­grund dieser standardisierten Matura den Hebel genau dort ansetzen, wo er angesetzt werden soll.

Diese Gefahr sehe ich also dann, oder davon kann man dann reden, wenn wir wirklich österreichweit zu gute Ergebnisse hätten. Davon sind wir, glaube ich, derzeit weit ent­fernt. Ich erinnere auch daran, dass hier die Fachleute vom BIFIE sehr wohl in der La­ge waren, sich an internationalen Standards zu orientieren; beispielsweise das Cam­bridge Certificate und auch andere haben durchaus sehr viele Ähnlichkeiten mit dem, was wir da machen. Diese Gefahr sehe ich also nicht.

Ich sehe sie auch bei der mündlichen Matura nicht, denn wenn ich Ihrer Logik folge, dann müssen wir den Schülern vor der Prüfung die Fragen geben, damit wir sicher sein können, dass sie diese beantworten. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Es liegt doch im Wesen einer Prüfung, dass man eben nicht weiß, welche der Fragen kommt. So wie das jetzt organisiert ist – da kann ich nur zustimmen –, ist es so, dass wir schulintern einen Fragen-Pool erstellen und anschließend Schüler aus diesem Pool


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