Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll70. Sitzung / Seite 107

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Kompetenzorientiert bedeutet, dass die Aufgabenstellungen österreichweit festge­legt werden, aber die Schülerinnen und Schüler ihrer Schulart entsprechend gefordert werden, das heißt, dass die Handelsschülerinnen und Handelsschüler sowie die Han­delsakademikerinnen und Handelsakademiker ihrer Ausbildung entsprechend genauso in ihrem Ausbildungszweig gefordert sind wie die HTL-Schülerinnen und -schüler und alle anderen in der Berufsbildung.

Teilzentral steht für mich für das politische Bekenntnis zu einem gemeinsamen Aus­bau der Schulautonomie und für ein differenziertes Bildungsangebot in der Sekundar­stufe II. Es steht für die Anerkennung und Wertschätzung von standortspezifischen Schul­profilen und für die vielfältigen Schularten in einem differenzierten Berufsbildungsangebot.

Mit der neuen Reifeprüfung sollen die Schulen ermuntert werden, diese Schwerpunk­te weiter auszubauen und auch zum Gegenstand der abschließenden Prüfungen zu machen. Die individuellen Leistungen sollen miteinander vergleichbar werden – daher keine Nivellierung nach unten, sondern ein Fördern und Fordern von Leistungen. Das sind die Merkmale der neuen Reifeprüfung!

Es wird wichtig sein, künftig auch die Berufsreifeprüfung in adäquater Form in dieses System zu integrieren. Damit hätten dann alle drei Säulen – die AHS, die BHS und die Lehre mit der Berufsreifeprüfung, also der Lehrabschluss mit Matura – trotz unter­schiedlicher Zugänge gleichwertige Abschlussprüfungen.

Der dritte Punkt bezieht sich auf die Hochschulreife. Bei der Hochschulreife wird es ganz, ganz wichtig werden, dass die Universitäten und Hochschulen hinter diesem Mo­dell stehen. Sie müssen daher jetzt schon in die Erprobung der Aufgabenstellungen einbezogen werden und müssen zu den Aufgabenstellungen Ja sagen, denn es soll ja damit auch der Zugang zur Hochschule ermöglicht werden. Daher ist die Evaluierung unter Einbeziehung der Hochschulen ein besonders wichtiger Punkt.

Die beste Vorbereitung auf die Hochschule sind die vorwissenschaftlichen Arbeiten, die Diplomarbeiten und die Fachbereichsarbeiten. Diese stellen heute schon ein wesentli­ches Merkmal der Berufsbildung dar. Es ist mir besonders wichtig, dass wir den Antrag zu diesem Punkt gemeinsam konzipiert haben und nun auch gemeinsam, so hoffe ich, beschließen werden. Damit soll sichergestellt werden, dass alle Formen der vorwissen­schaftlichen Arbeit auf den vielen Erfahrungen der letzten zehn Jahre aufbauen und weiterentwickelt werden, denn die letzten zehn Jahre haben gezeigt, dass die BHS mit der Reife- und Diplomprüfung einen wichtigen Schritt bei den abschließenden Arbeiten gegangen ist. Der Nachweis der berufsbezogenen Kompetenzen ist in Kooperation mit der Wirtschaft erfolgt.

Viele dieser Schülerarbeiten haben schon bisher zu Innovationen in den Klein- und Mit­telbetrieben und in der Industrie geführt. Wir sprechen dabei von Schülerpatenten – die rechtlichen Schritte sind noch einzuleiten –, denn viele unserer Absolventinnen und Ab­solventen haben echte, patentreife Innovationen entwickelt. Ich erwähne ganz kurz den elektronischen Blindenstock als ein Beispiel, eine patentreife Schülerarbeit. Forschung beginnt schon in sehr jungen Jahren, daher brauchen wir auch ein entsprechendes Ni­veau. Das sage gerade ich als Wissenschaftssprecherin.

Ich bin froh darüber, dass wir zu dieser gemeinsamen Ausschuss- und Plenumsfest­stellung kommen werden.

Die Wirtschaft profitiert von diesen gemeinsamen Abschlüssen, und daher ist mir auch künftig die Einbeziehung der regionalen Wirtschaft in die Abschlussprüfungen auf re­gionaler Ebene besonders wichtig.

In diesem Sinne ist das ein erster Schritt in die richtige Richtung. Jetzt geht es darum, gemeinsam die Umsetzung in ihrer Qualität zu sichern. (Beifall bei der ÖVP.)

14.19

 


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