Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll70. Sitzung / Seite 187

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18.39.44

Abgeordneter Wolfgang Großruck (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Heute haben wir sozusagen pädagogischen Groß­kampftag hier im Parlament: in der Früh die Fragestunde, jetzt zwei, glaube ich, wichti­ge Punkte mit Gott sei Dank doch vielen gemeinsamen Entscheidungen.

Ich glaube, wir sollten die ganze Bildungspolitik in der Sache selbst und in der Ziel­setzung außer Streit stellen, nämlich dass wir die beste Ausbildung für unsere Jugend­lichen wollen. Ich glaube, dafür sind wir alle. Die Wege dorthin kann man vielleicht ver­schieden sehen.

Frau Bundesministerin, was mich besonders freut: Ich war vor 14 Tagen in einer Schu­le, nämlich in der HTL bei uns in Grieskirchen. Dabei haben mir die Professoren, die hervorragende Arbeit leisten, ihre Sorgen über die mögliche neue Matura vorgebracht. Ich glaube, dass mit den Entschließungsanträgen, mit den Feststellungen im Aus­schuss diese Sorge weg ist, denn es bleibt weiterhin die individuelle Gestaltungsmög­lichkeit, ein Modulsystem, die Eigenverantwortlichkeit. Es wird auch zu keinerlei Ein­schränkung der internationalen Anerkennung kommen.

Was ich gerne wissen möchte – das ist zwar eine kleine Facette –: Wird dieses System auch auf die internationalen österreichischen Schulen umgelegt? Ich glaube, wir haben im Ausland fünf solche Schulen. Zwei davon möchte ich erwähnen. Erstens: das St. Georgs-Kolleg, zweitens: die EDV-HTL in Shkodra in Albanien. Nächste Woche werde ich die Freude haben, diese HTL zu besuchen.

Es ist eine HTL, die nach österreichischem Lehrplan und mit österreichischen Lehrern geführt wird, wobei die Matura auch in Österreich anerkannt wird. Ich konnte mich schon überzeugen, dass dort die Schülerinnen und Schüler alle enorm motiviert und richtig wissensgierig sind. Frau Ministerin! Kommt diese Regelung – ich weiß nicht, ob das geplant oder machbar ist – auch für diese unsere internationalen Schulen?

Meine Damen und Herren! Organisatorische Rahmenbedingungen sind wichtig, aber noch wichtiger ist, dass sich das Schulsystem, ich habe es schon erwähnt, an den Schülern, an den Jugendlichen orientiert. Da hat heute unser Landeshauptmann von Oberöster­reich, Dr. Josef Pühringer, eine ganz hervorragende Stellungnahme abgegeben:

„Die Reduzierung auf die Frage ‚Gesamtschule ja oder nein‘ geht an den wesentlichen Fragen der Bildung vorbei. Nicht Organisationsformen oder Schulverwaltung sind die zentralen Fragen, es geht vielmehr um einen grundsätzlichen Paradigmenwechsel, es geht um die Frage: Wie können wir von einer Defizit-orientierten Schule zu einer Schu­le der Talentförderung kommen? Zu einer Schule, die die Talente und Fähigkeiten der Kinder in den Mittelpunkt stellt und stärkt und nicht auf den Defiziten herumreitet.“

Ich denke, das sollte die Ausrichtung und die Orientierung sein. Dann wird auch so man­che Debatte, die um des Kaisers Bart geführt wird, relativiert werden.

Frau Bundesministerin! Zielsetzung muss sein, das beste Schulsystem zu haben, um vielleicht bei künftigen PISA-Studien besser abzuschneiden. Zum Schluss darf ich Ih­nen noch einen zweifachen Vierzeiler widmen. Ich habe mir über die PISA-Studie so meine Gedanken gemacht. Das ist natürlich humorvoll zu sehen:

Ein Lehrer außer Rand und Band

Gibt PISA-Ergebnisse bekannt:

40 Prozent können ’s Lesen ned

Und 60 sind zum Rechnen z’ bled!

Worauf ihn der Primus unterbricht:

Herr Lehrer, so viele sind wir nicht!

 


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