ist richtig, wir müssen all jene unterstützen, die bereit sind, den Begriff „lebenslanges Lernen“ auch wirklich in die Tat umzusetzen.
Erst durch diese modularen Unterrichtsformen ist eine berufsbegleitende Ausbildung auch umsetzbar. Dass die Frau Minister auf einem richtigen Weg ist, haben wir heute schon mehrmals gehört. Wer im Unterrichtsausschuss war, weiß das auch. Ich möchte Ihnen dazu, Frau Minister, sehr herzlich gratulieren.
Aber es gibt natürlich auch eine Kehrseite der Medaille. Lebenslanges Lernen ist nur dann bis zu einem gewissen Grad möglich, wenn auch die Pflichtschulausbildung in der Lage ist, möglichst viele auf ein sehr hohes oder zumindest auf ein Mindestniveau zu führen. Und da haben wir große Defizite. Diese Basis wird ausschließlich von einer Schulform garantiert, und das ist – Sie werden wissen, was ich meine – die gemeinsame Schule aller Sechs- bis 14-Jährigen.
Nur so ist eine echte Chancengleichheit wirklich umsetzbar. Nur so kann es wirklich mehr Gerechtigkeit im Schulsystem geben. Ich bin froh, dass Sie jetzt da sind, Herr Dr. Rosenkranz. (Abg. Dr. Rosenkranz: Ich bin immer da!) Dass das derzeitige Schulsystem in Sachen Gerechtigkeit kein Hammer ist, kann man wohl nicht bestreiten.
Tatsache ist, dass Kinder von sozial Schlechtergestellten in Summe einen viel niedrigeren Bildungsgrad erlangen als Kinder von Eltern mit höherem Bildungsgrad. Das ist natürlich nicht nur bei uns so, das ist in allen Staaten der Welt so. Aber in Deutschland und in Österreich sind wir diesbezüglich leider absolute Spitze.
Wenn wir immer das tun, was wir immer getan haben, werden wir immer dort bleiben, wo wir immer gewesen sind. – Nach diesem Motto wird dieser Ist-Zustand sozusagen einbetoniert. Dazu werden auch immer wieder, leider auch von Ihnen, Herr Dr. Rosenkranz, falsche Aussagen gemacht – in Richtung der Bevölkerung und natürlich auch in den Gremien.
Zum Beispiel wird immer wieder der Begriff Durchlässigkeit hergenommen, aber die Zahlen beweisen eindeutig das Gegenteil. Es wird vom „Einheitsbrei“ gesprochen. Dass es in der gemeinsamen Schule eine innere Differenzierung gibt, wird wohlweislich verschwiegen. (Abg. Dr. Rosenkranz: Das Prinzip „Freiheit“ vor dem Prinzip „Gleichheit“!)
Herr Abgeordneter Dr. Huainigg hat heute Wasser auf unsere Mühle gegeben. Er hat nämlich gesagt: Der Stein der Weisen ist eigentlich schon gefunden, nämlich dadurch, dass es in den Schulen die Integration gibt. Schlechtere Schüler lernen von den besseren, bessere Schüler lernen von den schlechteren. (Zwischenruf des Abg. Kickl.)
Es wird auch Etikettenschwindel betrieben, Herr Dr. Rosenkranz: Sie beziehen sich immer auf die Gesamtschule in Deutschland, wissen aber genau, dass die Gesamtschule in Deutschland keine Gesamtschule ist. Eine Gesamtschule liegt nur dann vor, wenn alle Schülerinnen und Schüler die gleiche Schulform besuchen.
Gehen Sie einmal nach Südtirol! Das haben Sie gar nicht gewusst: Seit 1962 gibt es dort die gemeinsame Schule. Gerade Sie von der Freiheitlichen Partei bemühen immer wieder, wenn es um Nationalismus geht, das gute Beispiel in Südtirol. (Abg. Weinzinger: Wenn es um was geht, Herr Kollege?!)
So gibt es eine Reihe von Positionen, die unsere Anliegen wirklich untermauern. Frau Minister! Ich und wir alle von unserer Fraktion werden Sie auf diesem Weg begleiten und unterstützen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Rosenkranz: Freiheit vor Gleichheit!)
18.39
Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Großruck. – Bitte.
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