Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll80. Sitzung / Seite 209

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20.08.08

Abgeordneter Stefan Markowitz (BZÖ): Herr Präsident! Werte Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Wenn man sich die heutige Tagesordnung einmal genau anschaut, so stellt man fest: Das Thema „Tourismus“ wird, obwohl wir in einem Tourismusland leben und vom Tourismusbereich 42,6 Milliarden € erwirtschaftet wurden, ganze 15,4 Pro­zent des BIP, immer mit all dem, was wir im Ausschuss dazu noch diskutiert haben, erst an das Ende der Tagesordnung gesetzt. Also ich finde, da brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn die freien Lehrplätze an Jugendliche nicht angebracht werden. Das liegt klar an uns selber – wenn man die Außenwirkung im Bereich des Tourismus in diesem Hohen Haus betrachtet, sieht man das deutlich –, weil alle Debatten, die wir über den Tourismus führen, immer am Ende der Tagesordnung stattfinden. (Beifall so­wie Zwischenruf beim BZÖ.) – Genau.

Was war der Grund dafür, dass wir diesen Entschließungsantrag, der von uns, vom BZÖ, gekommen ist, gemacht haben? – Im März stellten wir fest, dass wir 1 600 offene Lehrstellen im Tourismusbereich haben. Es gibt andere Branchen, wo es viele Suchen­de gibt und wir keine Plätze frei haben. Im Tourismusbereich hingegen haben wir aber 1 600 freie Stellen, und es wurde uns klar, dass wir daher an der Attraktivität dieser Be­rufe etwas ändern müssen, damit die Jugendlichen, damit die Menschen wieder mit Freude in dieser Branche arbeiten können und nicht jeder vierte Lehrling mit der Aus­bildung zu diesem Beruf aufhört und jeder Zehnte bei diesem Beruf woandershin wech­selt. Und bei den älteren Arbeitnehmern in der Tourismusbranche wechselt überhaupt jeder Fünfte den Beruf.

Daher müssen wir hier massiv danach trachten, dass dieser Arbeitsplatz attraktiver wird, dass die jungen Menschen in diesem Bereich einen attraktiven Job finden, denn – was ja noch dazukommt – 50 Prozent dieser Lehrlinge werden später Hoteldirektoren. Das muss doch Anreiz genug sein! Zeigen Sie mir eine andere Branche, in der 50 Pro­zent der Lehrlinge später einen hohen leitenden Posten finden.

Weil der Beruf Rezeptionist heute schon angesprochen wurde: Ich war bei der Öster­reichischen Hoteliervereinigung, dort haben wir über neue Berufe in dieser Branche diskutiert, und mir wurde versichert, dass in dieser Sparte 300 Lehrstellen zu vergeben wären und dass es seit drei Jahren einen fertigen Lehrberuf dazu gibt.

Wenn ich mir die Attraktivität anschaue: Das hier ist das Buch „Hotel- und Rezeptions­technik“. (Der Redner zeigt das genannte Buch.) Schauen wir uns das Cover an. Das ist aktuell. Dieser Bildschirm, das ist ein Computer – ich weiß nicht – aus dem Jahr 1995 wahrscheinlich. Wir brauchen uns in Anbetracht dessen nicht zu wundern, dass die Ju­gendlichen diesen Beruf nicht ergreifen. Und wenn ich mir hier den Inhalt anschaue: Eine ganze Seite über Telefonspeicher und Faxgerät, wie ich ein Faxgerät bediene, je­doch nur ein Drittel der Seite über den Themenbereich „analog, digital und Internet“ – und das in Zeiten wie diesen! Also da frage ich mich wirklich: Was wollen wir mit die­sem Lehrprogramm den österreichischen Jugendlichen erklären?

Ich meine, das liegt auch daran, dass die Professoren, deren Namen hier oben stehen, alle Lehrer sind, die das in der Sommerpause zack, zack in 10 Minuten schreiben und ein bisschen aktualisieren. Also, hier liegt es an uns allen, und natürlich auch an den Zustän­digen, diese Bücher optimaler und zeitgemäßer zu formulieren. (Abg. Riepl: ... Schul­buch, oder was?) Das ist unglaublich! Das ist eigentlich von gestern, finde ich, wenn man mich fragt. Deshalb bringe ich dazu auch einen Entschließungsantrag ein.

Frau Staatssekretärin, Sie haben im Ausschuss gesagt, das gehe Ihnen zu wenig weit und es gäbe dann Nischenberufe. Ich finde, es ist nicht so, denn der Rezeptionist ist für mich einer der wichtigsten Berufe im Tourismus. Warum? – Der Rezeptionist ist der erste Ansprechpartner. Er verkörpert das Hotel, den Betrieb. Er ist der Troubleshooter,


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