Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll81. Sitzung / Seite 246

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Wifo-Berechnungen der ländliche Raum eine Spur dynamischer als die städtischen Agglomerationen (Zwischenruf der Abg. Silhavy); auch durch die Zahlungen für die ländliche Entwicklung, die ja nicht nur der Landwirtschaft zugutekommen – ich bin ganz bei Ihnen –, die ja die Sektoren vernetzen sollen: Arbeitsmarkt, Wirtschaft, Tourismus, gewerblicher Bereich und Landwirtschaft.

Da Kollege Schickhofer sagt, es brauche Arbeitsplätze im ländlichen Raum: Genau das ist ja der Punkt, das wurde damit erreicht! Und das Wifo sagt, gäbe es die Agrarzahlungen nicht, müsste nicht nur sofort die Hälfte der Bauern aufhören – dann hätten wir tatsächlich ein Bauernsterben, im Berggebiet 60 Prozent (Abg. Schönpass: Wir haben eh jetzt schon ein Bauernsterben!); sie sind von diesen öffentlichen Geldern abhängig –, sondern es würden im ländlichen Raum noch einmal 23 000 Arbeitsplätze verloren gehen, in Summe also 100 000 Arbeitsplätze weniger.

Daher kämpfe ich, kämpfen wir dafür, dass wir diese Programme aufrechterhalten (Zwischenruf beim BZÖ), weil wir in ganz Europa gelobt werden für unseren ökologischen, nachhaltigen Weg in der Landwirtschaft. Viele loben uns für diesen Weg, nur hier in Österreich gibt es Menschen, die sagen: Ist nichts, bringt nichts!

Die Agrarpolitik ist erfolgreich. Es gibt natürlich Betriebe, die aufhören – das wird es immer geben –, aber wir haben nach wie vor eine der kleinstbäuerlichen Strukturen in ganz Europa. (Zwischenruf des Abg. Mag. Gaßner.) Das ist Faktum. Wir haben eine der jüngsten Landwirtschaften – bis zum 35. Lebensjahr belegen wir den zweiten Platz in Europa. (Zwischenruf der Abg. Schönpass.) Wir haben eine der weiblichsten Land­wirtschaften – 40 Prozent der Betriebe werden von Frauen geführt. Die österreichische Landwirtschaft wäre undenkbar, wenn es nicht den Einsatz der Bäuerinnen gäbe.

Österreich ist Bio-Weltmeister und Spitzenreiter beim Einsatz der erneuerbaren Ener­gie. Diesen Weg möchte ich, möchten wir weitergehen und unterstützen, weil er richtig ist, weil er eben nicht in die industrialisierte Landwirtschaft führt, sondern in eine ökologisch orientierte, nachhaltige – was ja die Gesellschaft auch von der Land­wirtschaft erwartet. (Abg. Dr. Pirklhuber: Uns brauchen Sie eh nicht zu überzeugen! Wir wollen ...!)

Eines darf ich noch sagen: Der Effekt dieser Zahlungen ist, dass sich die Bevölkerung zu leistbaren Preisen ernähren kann. Erschwingliche Nahrungsmittel für jedermann, das ist das Ziel auch der Agrarpolitik. (Abg. Dr. Pirklhuber: Aber kein Dumping! Kein Dumping! – Zwischenruf des Abg. Huber.)

Wenn der Milchpreis vor 30 Jahren bei etwa 81 Cent lag, dann müsste er aufgrund der Teuerung jetzt bei 1,30 € liegen. In Wirklichkeit ist der Milchpreis heute niedriger, als er vor 30 Jahren war – der Trinkmilchpreis. (Abg. Dr. Pirklhuber: Ist das nicht ein Problem? Schauen Sie einmal, was ein Red Bull kostet! 5 €!) Wir stehen ja dazu, dass sich die Menschen ordentlich ernähren können, aber dann muss man auf der anderen Seite, damit die Betriebe überleben, auch Zahlungen leisten. Und diese werden über die Ökoprogramme geleistet, sodass vor 30 Jahren ein Durchschnittsösterreicher noch 30 Prozent seines Einkommens für die Ernährung ausgegeben hat und heute nur mehr 13 Prozent.

Ich sage, Gott sei Dank, weil sich der Österreicher dadurch nämlich auch anderes leisten kann. Das ist ja auch richtig, aber das wird durch diese Zahlungen, die wir im Agrarbereich haben, gewährleistet. Daher kämpfe ich jetzt beim Budget darum, weil ich es für falsch hielte, wenn wir das Kind mit dem Bade ausschütteten und ein bewährtes System kippten – genauso wie bei der Gemeinsamen Agrarpolitik ab 2014.

Europa steht am Scheideweg: Gehen wir in Richtung einer industrialisierten Landwirt­schaft, die vielleicht den Steuerzahler ein paar Millionen weniger kostet, die in Wirk-


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