Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll83. Sitzung / Seite 128

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Sozialbetreuungsberufe, im Bereich der qualifizierten Gesundheitsberufe im univer­sitären Bereich, im Fachhochschulbereich eine neue, zusätzliche Form vorzusehen, die als Ergänzung für die Betreuungsarbeiten dienen kann und mit der man vor allem auch jungen Menschen eine Chance gibt. Wir schulen heute sehr viele Ältere um – was richtig und gut ist, wenn sie geeignet sind –, wir geben Frauen die Möglichkeit, in diesen Bereich einzusteigen, aber den Jungen nach der Pflichtschule, denen geben wir keine Möglichkeit. Bei denen sagt man: Stopp! Warten bis mindestens 17 Jahre, und dann könnt ihr hier etwas machen!

Und genau das ist es, was ich nicht verstehe. Es herrscht im ganzen Pflegebereich sowieso Stillstand. Es herrscht Stillstand, was die Finanzierung betrifft – wir warten bis heute auf ein Finanzierungskonzept –, es herrscht Stillstand, was den Kompetenz­dschungel in den Pflegeverfahren anbelangt, es herrscht Stillstand im Bereich des Pflegegeldes – da hat man sich jetzt „durchgerungen“, es zu kürzen; das ist der einfachste Weg, den Menschen wieder etwas wegzunehmen. (Zwischenruf des Abg. Dolinschek.– Genau.

Wir wissen alle, dass im Bereich der Betreuungskräfte und der Pflegekräfte der Bedarf rasant ansteigt. Kollege Hell hat ja gesagt, viele steigen aus dem Beruf aus und hinterlassen hier eine Lücke. Also warum lassen Sie nicht endlich einmal eine Dis­kussion in diesem Bereich zu? Sehen Sie doch die Chancen, die es da gibt!

Wenn Sie sagen, dazu braucht es einen Lehrplan und dazu braucht es etwas von der Wirtschaftskammer und so weiter: Das gibt es ja schon! Diskutieren wir einmal über das! Kollege Neubauer hat es richtig gesagt: Seit 2006 liegt hiezu eine Unterlage vor. Und darüber sollte man wirklich einmal seriös diskutieren! Und alle diese Dinge, dass junge Menschen mit 15 noch nicht reif sind, möchte ich hier wirklich nicht als Haupt­argument heranziehen, denn diesen Beruf wird jemand dann erlernen beziehungs­weise wählen, wenn er eine gewisse Eignung, eine gewisse Motivation verspürt, und es muss natürlich auch im Aufnahmeverfahren ganz klar festgestellt werden, wer aufgenommen werden kann und wer nicht. Und in der Ausbildung, im Lehrplan können die Voraussetzungen gerade in den ersten zwei Modulen verstärkt im Theoriebereich liegen und erst im dritten Modul eine Spezialisierung auch in der praktischen Arbeit erfolgen.

Ich sage: Wenn man will, dann geht vieles. In anderen Ländern ist man uns da wirklich schon voraus. Ich bitte wirklich, diese Ignoranz aufseiten der ÖVP und der SPÖ endlich einmal abzulegen. Vorarlberg und Tirol haben schon Signale ausgesandt für ein Pilot­projekt. Und wenn ich daran denke, dass in Oberösterreich an jeden Haushalt ein Exemplar der ÖVP-Zeitung „Neues Volksblatt“ mit Informationen über das „Lehrlings­land Oberösterreich“ verteilt wurde, worin stand: Pflegeberuf als Lehre – Chance für die Jungen!, dann frage ich mich: Was denkt sich der Bürger, der das liest? Ist das alles nicht wahr, was da drinnen steht? Ich kann das nur unterstützen, und ich habe mich wirklich gefreut, als ich das gelesen habe, denn ich dachte mir, hier findet wenigstens in Oberösterreich ein Umdenken statt.

Wir werden diesen Antrag, auch wenn er heute abgelehnt wird, zum x-ten Mal ein­bringen. Wir haben ihn in den Sozialausschuss eingebracht, wir haben ihn jetzt im Gesund­heitsausschuss eingebracht, und wir werden ihn auch in den Wirtschaftsaus­schuss einbringen. Wir werden nicht lockerlassen, denn ich sage Ihnen: Es führt kein Weg vorbei an einem neuen, qualitätsvollen Lehrberuf in diesem Bereich. Haben Sie Mut zu neuen Ideen, und schauen Sie auch in die anderen Länder, wo es funktio­niert! – Danke. (Beifall beim BZÖ.)

14.53

 


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