Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll85. Sitzung / Seite 58

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Ich möchte weiters auf den Schwerpunkt Europapolitik eingehen. Sie finden dieses The­ma in unserem Außenpolitischen Bericht prominent vertreten. Das ist auch wichtig für uns. Ich habe 2009 eine Zuhör-Tour durch Österreich veranstaltet, um aus erster Hand zu erfahren, wie die Bürger in unserem Land über Europa denken. Es war eine gute Tour, ich habe erfahren, wo die Hauptkritikpunkte liegen. Wir haben daraus auch gelernt und versucht, eine neue Facette der Europadebatte in Österreich zu schaffen. Ich darf da­rauf verweisen, dass wir gerade das Projekt Europagemeinderäte laufen haben. Der An­sprechpartner auf der ersten politischen Ebene, in der Gemeinde, ist für den Bürger un­geheuer wichtig.

Ich weiß, dass diejenigen, die sich in den Dienst der Sache stellen, nicht alle Fragen be­antworten können, aber sie können das weitergeben. Sie können uns Stimmungen mit­teilen, können aber durchaus auch in einer aktuellen Debatte durch Informationen, die wir ihnen zur Verfügung stellen, reagieren. Wir haben mittlerweile 200 freiwillige Euro­pagemeinderäte aus allen Fraktionen in ganz Österreich, mit denen wir in Kontakt ste­hen, denen wir Informationen geben und von denen wir Informationen aus der Bevölke­rung bekommen. Das ist ein gutes Projekt, und ich bitte Sie alle, dieses Projekt zu un­terstützen, damit die Europadebatte in Österreich anders geführt werden kann. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich möchte zur Frage Europapolitik auch einen weiteren Schwerpunkt, den wir im Jahr 2009 gesetzt haben, betonen, nämlich die Donauraumstrategie. Gerade wir Öster­reicher, in diesem Teil Europas gelegen, haben gute Chancen, mit einer Donauraum­strategie ein neues Kapitel aufzuschlagen und Anerkennung der Europäischen Union dafür zu finden, dass die Länder entlang der Donau künftig ganz offiziell in einer ma­kroregionalen Strategie enger zusammenarbeiten. Wir haben das vorangetrieben und im letzten Jahr Überzeugungsarbeit geleistet. Ich hoffe, dass wir am Beginn des nächs­ten Jahres auch im Europäischen Rat die Beschlussfassung dafür bekommen. Das wird auch unsere Außenpolitik maßgeblich beeinflussen. Es sind die Länder entlang der Donau, mit denen wir zukünftig in, aber auch außerhalb der Union enger zusammenar­beiten wollen.

Ich darf auf einen vierten Schwerpunkt eingehen, unsere Konsulartätigkeit. Meine Da­men und Herren! Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen nicht nur tagtäglich im Einsatz, sie haben auch etwa 5 000 Anrufe pro Monat betreffend konsularische Fragen nicht nur zu beantworten, sondern daraus auch Aktivitäten zu entwickeln. Es ist eine besondere Herausforderung, wenn man im Ausland tätig ist. Wenn ein Österreicher an­ruft, der im Ausland einen Autounfall hat und nicht weiterweiß, wenn es im Urlaub ei­nen Todesfall in der Familie gibt und man nicht weiß, wie man vorankommen soll, wenn man den Reisepass verliert – was auch schon Prominenten aus Österreich in Guate­mala passiert ist –, dann braucht es eine unmittelbare funktionierende Vertretung. Die­se haben wir, und die Damen und Herren, die Tag und Nacht – und das darf ich be­wusst sagen – in unseren Vertretungsbehörden tätig sind, verdienen unsere Anerken­nung. Ich möchte sie ihnen heute bei dieser Debatte aussprechen! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Lassen Sie mich jetzt auf ein paar Fragen eingehen, die hier in der Debatte geäußert wurden. Zuerst zur Frage der Religionsfreiheit, die Herr Abgeordneter Dr. Schüssel an­gesprochen hat: Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht, und zwar kein eindimensiona­les. Es darf nicht nur in den entwickelten Demokratien vertreten und eingefordert wer­den, sondern es wird vorausgesetzt, das auch anderswo einzufordern. Ich nehme das ger­ne mit, und wenn das Hohe Haus dazu eine Entschließung fasst, so freut es mich, dass wir der Religionsfreiheit zukünftig im Außenpolitischen Bericht einen besonderen Stel­lenwert einräumen.

Wir werden bei allen außenpolitischen Kontakten mit den betroffenen Ländern, beson­ders mit dem Irak – ich beabsichtige, am Beginn des nächsten Jahres dort hinzufahren –,


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