Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll85. Sitzung / Seite 78

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gekrümmt würde! Nehmen Sie zur Kenntnis, Herr Botschafter: In unserem Land ist noch keinem türkischen, muslimischen Religionsvertreter irgendein Leid geschehen! Aber in Ihrem Land geschieht das jedes Jahr! (Beifall bei BZÖ und FPÖ.)

Was macht der Herr Außenminister? – Er sagt: Ich habe keinen Antrag vom Parlament bekommen! – Heute kriegt er so einen „Schwachmatiker“-Antrag. Der ist so husch-pfusch gemacht worden, dass man sogar noch die Einleitungsfloskel händisch korrigieren musste. Ich habe keinen Antrag aus dem Parlament gehabt! Da hat er nichts machen können.

Herr Minister, was haben Sie nach dem Mordanschlag auf Erzbischof Padovese ge­macht? – Gar nichts! Was haben Sie gemacht, nachdem dort unten der Reihe nach Priester umgebracht wurden? – Gar nichts! Was haben Sie gemacht, nachdem dort all die Kirchen zerstört wurden, was Ihr Vorvorgänger beklagt hat? – Gar nichts, denn der hat selbst nichts gemacht.

Übrigens: Der Kollege Schüssel geht immer hinaus, wenn ich rede. Ich sage es ihm aber trotzdem. Was hat er gemacht? – Gar nichts! Was hat seine Nachfolgerin mit dem Gouvernantenton gemacht? – Gar nichts, meine Damen und Herren! Das ist das Er­gebnis.

Heute gehen Sie hinaus und vergießen Krokodilstränen, wie furchtbar es den Christen auf der Welt geht. Aber er, der große Christ! Gar nichts hat er gemacht.

Ich erinnere mich noch daran, als wir an ihn appelliert haben – über Ersuchen des Pa­triarchen von Bagdad, Raphael I Bidawid, der dann auch gestorben ist. Und sein Nach­folger ist ermordet worden. Ich weiß nicht, ob Ihnen das schon aufgefallen ist. Chaldäi­sche Christen, mit Rom uniert.

Wir – Dr. Haider und ich – haben den Außenminister ersucht, dass er endlich etwas für die Christen im Irak machen soll. Keinen Finger hat er gerührt. Stattdessen hat er dem dortigen Außenminister geschrieben, dass irgendeine verstaatlichte Unternehmung ger­ne ein paar Exportlieferungen in den Irak tätigen würde. Das war ihm wichtig, meine Damen und Herren! Das ist die Krämer-Mentalität, die Sie heute hier kaschieren, wenn Sie so tun, als ob es Ihnen um Grundsätze und Religion ginge, meine Damen und Her­ren von der ÖVP! (Beifall bei BZÖ und FPÖ.)

In Wahrheit ist Ihnen das alles egal. Deswegen tun Sie auch nichts gegen den Beitritt der Türkei, aus dieser Krämer-Mentalität heraus. Deswegen tun Sie auch nichts gegen den Herrn Botschafter, aus dieser Krämer-Mentalität heraus. Das ist Faktum. Sie ha­ben Angst, dass ein paar Leute aus der Industriellenvereinigung, aus dem Wirtschafts­bund Ihnen dann Vorhaltungen machen, weil sie dann vielleicht das eine oder andere nicht exportieren können. Das ist der Grund!

Herr Schüssel hat das ja sogar im Außenpolitischen Ausschuss mehr oder minder deut­lich gesagt, wie großartig die Interessen der österreichischen Wirtschaft in der Türkei sind. – Ja, aber daneben gibt es noch ein paar Grundsätze. Und diese sind nicht mit wirtschaftlichen Interessen in der Türkei wegzuwischen, Herr Bundesminister!

Wer hat denn dem Herrn Außenminister gesagt, dass nicht die Österreicher unten am Anwerben waren? Vielleicht von der Industriellenvereinigung ein paar Leute, das mag sein, aber wir haben nicht gesagt, sie sollen uns alle Analphabeten aus Anatolien schi­cken. Die hat uns die Türkei geschickt. (Beifall bei BZÖ und FPÖ.)

Wir haben der Türkei nicht gesagt, sie sollen uns ihre „Steinzeitislamisten“ aus Hoch­anatolien schicken, die sogar Töchter als 16-Jährige – wie vor zwei Jahren – bei leben­digem Leib begraben, weil sie ein außereheliches Verhältnis hatten. Wir haben ihnen nicht gesagt, dass sie das tun sollen.

Haben Sie jetzt vielleicht Mitgefühl, Frau Kollegin Muttonen, für die 16-Jährige, die man dort lebendig begraben hat? Sie war keine Katholikin. Jetzt dürfen Sie Mitgefühl haben.

 


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