Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll85. Sitzung / Seite 77

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Dass das Geld daher kommen soll (Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen), dass es eine quasi Privatisierungsspirale in der Entwicklungspolitik gibt, dass zukünftig private Entwicklungspolitik, womöglich auch mit Zielen, dass man vielleicht noch wirt­schaftlich gewinnen kann, erfolgt ... (Ruf beim BZÖ: Stundenlang! – Weitere Zwischen­rufe beim BZÖ.) – Ich bin schon fertig. Ja, ich könnte stundenlang dazu reden. (Präsi­dent Neugebauer gibt neuerlich das Glockenzeichen.) Das ist zu wenig Thema in die­sem Hause und sollte mehr Thema sein. (Beifall bei den Grünen.)

12.33


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Stadler. – Bitte.

 


12.33.35

Abgeordneter Mag. Ewald Stadler (BZÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Ich bringe zunächst einen Antrag ein, und zwar im Wissen darüber, dass diese Debatte wahr­scheinlich nirgends so genau verfolgt werden wird wie in der türkischen Botschaft. Da­her im Wortlaut:

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten wird ersucht, den türkischen Botschafter Kadri Ecvet Tezcan mit sofortiger Wirkung zur persona non grata zu erklären und damit dessen Abberufung zu erlangen.“

*****

(Beifall bei BZÖ und FPÖ.)

Meine sehr geehrten Herren von der türkischen Botschaft – und ich werde jetzt nicht so devot wie der Kollege Van der Bellen sein und von „Exzellenz“ reden und mich gleich in den Staub werfen! –, meine Herren von der türkischen Botschaft, denn Damen gibt es dort nicht, also: meine Herren von der türkischen Botschaft! Hohes Haus! Ich fange gleich mit dem Thema Mordanschlag an.

Am 3. Juni 2010 – das ist noch nicht so lange her, Herr Bundesminister! – wurde in der türkischen Hafenstadt İskenderun Erzbischof Luigi Padovese von einem 26-jährigen Muslim, Murat Altun, mit insgesamt acht Stichen ins Herz und in die Herzgegend unter dem Ruf „Allahu akbar!“ – „Allah ist groß!“, „Allah ist der Größte!“ – niedergestochen. Der Erzbischof ist durch den Garten auf die Straße geflüchtet, um Hilfe zu erlangen. Die hat er nicht bekommen. Daraufhin hat ihm der Attentäter den Kopf abgeschnitten. Er hing dann nur noch an einem Hautfetzen am Rest des Körpers.

Seit dem Jahr 2008 sind mehrere Priester in der Türkei ermordet worden. Einer im Jah­re 2008. (Abg. Mag. Muttonen: ... Dramatik!) – Bitte? Was ist mit der Dramatik? Ich weiß, dass Sie diese Dramatik nicht interessiert, meine Damen und Herren! Das sind ja Ihre Freunde, meine Damen und Herren! (Rufe bei BZÖ und FPÖ in Richtung der Ab­geordneten Mag. Muttonen.) Sie sollten sich schämen! Das ist der Grund. Darauf habe ich gewartet. Ihr Bekenntnis zur Religionsfreiheit ist pure Heuchelei – und sonst gar nichts, meine Damen und Herren! (Beifall bei BZÖ und FPÖ.)

Wenn einem katholischen Erzbischof der Kopf abgeschnitten wird, dann gibt es keine Reaktion. Nun sage ich an die Herren der türkischen Botschaft: Ich möchte mir das Gezetere gar nicht vorstellen, das stattfände, wenn einem muslimischen Imam oder sonst einem Würdenträger – von Geistlichen kann man nicht reden – auch nur ein Haar


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