Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll85. Sitzung / Seite 124

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nisch unterfinanzierten Bereich, nämlich die österreichischen Universitäten, zu stecken. – Nein, stattdessen machen Sie eine Generation zum Budgetfeindbild, packen eine riesi­ge Belastungskeule aus und treffen sie an Dutzenden Ecken und Enden – wo auch im­mer Sie Fantasien entwickeln können, sie zu treffen.

Ich möchte Ihnen heute in aller Detailliertheit noch einmal vorrechnen, wie Sie diese Ge­neration treffen. Sie haben zunächst einmal die Bezugsdauer der Familienbeihilfe von 26 auf 24 Jahre reduziert, aber damit nicht genug. Sie haben auch einmal studiert, Herr Bun­desminister! Sie haben das heuer im Sommer der Zeitschrift „NEWS“ sehr offen­herzig mitgeteilt, und ich habe das mit Interesse gelesen. Sie haben an der BOKU Agraröko­nomie studiert, zwölf Semester. Ihr Diplomarbeitsthema haben Sie auch ange­geben. Da geht es um die Fusion von Primärgenossenschaften: Motive und Auswirkungen auf­gezeigt am Beispiel der Fusion der Raiffeisengenossenschaften von Absdorf und Ziers­dorf.

Sie hatten auch Nebenjobs, nämlich im Raiffeisenlagerhaus Absdorf. Das sind Ihre Er­fahrungen im Studentenleben. (Abg. Grillitsch: Ist das was Schlechtes?) – Das ist ab­solut in Ordnung! Ich habe nicht gesagt, dass das ein Problem ist, aber ich denke, dass Sie Verständnis für die Situation von Menschen haben werden, wie wir sie mittlerweile in Österreich vorfinden.

Fast zwei Drittel der österreichischen Studierenden arbeiten. (Abg. Hornek: Das ge­hört sich!) Fast die Hälfte arbeitet während des ganzen Studiums. Das heißt, sie haben de facto eine Doppelbelastung. Ich habe als Studentin gekellnert, am Münchner Okto­berfest, ich habe im heimatlichen Betrieb gearbeitet, aber in den Ferienzeiten oder über Weihnachten einmal zwei Monate; ich musste es nicht während des gesamten Studi­ums machen.

Ich finde, es ist eine unzumutbare Anforderung an junge Menschen, de facto eine dop­pelte Belastung, und das unter diesen Studienbedingungen einfach auszuhalten, ist nicht mehr akzeptabel. (Beifall bei den Grünen. Abg. Amon: Die ... finanzieren das Ganze!)

Herr Finanzminister, Sie haben wahrscheinlich auch Unterstützung von Ihren Eltern be­kommen – ich auch. Ich bin mit 6 000 S im Monat ausgekommen – 2 000 S Familien­beihilfe, 2 000 S von meinen Eltern, und 2 000 S habe ich mir selbst erarbeitet – durch diese Tätigkeiten wie zum Beispiel am Münchner Oktoberfest. Das waren noch ange­nehme Bedingungen im Vergleich zu denen, die heutige Studierende vorfinden.

Wenn Sie sich einmal die Mühe machen würden, in die Berichte zu schauen, die dar­stellen, wie es diesen jungen Menschen geht, dann würden Sie mitbekommen, dass vie­le von ihnen über diese Belastungssituation extrem klagen. Die Hälfte der jungen Men­schen, die arbeitet, macht das ausschließlich, um nicht unter die Armutsgrenze zu fal­len und irgendwie über die Runden zu kommen. Und diese jungen Menschen werden jetzt noch weiter bestraft.

Sie brauchen heute gar nicht die Masche zu versuchen, Ihre Hände in einem großen Topf von Unschuldswasser zu waschen und zu sagen, das böse Parlament habe im Mai den Sparkurs verordnet, Ihre einzige Aufgabe sei es, das wie ein Buchhaltungspro­gramm an die Ministerien zu verteilen und damit habe es sich. Sie können damit die politische Verantwortung nicht abschieben. Sie als Finanzminister tragen die politische Verantwortung für diese Generation und für den Zukunftsraub und den Bildungsraub, den Bildungsklau, den Sie an dieser Generation begehen. Und diese Verantwortung zu übernehmen fordern wir von Ihnen heute ein. Reden Sie sich nicht auf Buchhaltungs­programme aus! (Beifall bei den Grünen.)

Die Abgeordneten von ÖVP und SPÖ sollten jetzt vielleicht einmal genauer zuhören. Ich werde Ihnen die Kürzungen, die jetzt auf die Studierenden zukommen, noch einmal im Detail beschreiben.

 


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