Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll85. Sitzung / Seite 146

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da ist, um die Forschung hier so, wie sie im Ausland möglich war, fortzuführen. Was be­deutet das für junge Leute?

40 Jahre Wissenschaftsressort – und Sie wissen, es werden beim nächsten Studienbe­ginn, Wintersemester, Zehntausende Studierende vor verschlossenen Toren stehen, weil sie keinen Platz finden! Was geht in diesen Leuten vor, die Bildung wollen, die neugie­rig sind? Was geht in den Eltern dieser Personen vor, die auch wollen, dass ihre Kinder studieren? (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Das nennt sich dann „geregelter Zu­gang“! – Geregelter Nicht-Zugang!) Was geht in der OECD vor, die ganz klar sagt, dass Österreich eine breitere Bildungsbeteiligung braucht? Breitere Schichten müssten zu höherer Bildung gelangen.

Sie sagen: Na ja, mit 24 Jahren muss man ohnedies fertig sein! – Das heißt, dass in Zukunft das Bakkalaureat das Regelstudium der Universität ist – und hinter mir oder Ih­nen die Sintflut.

Eine Universität verliert unheimlich an Charakter, wenn Master und Doktorat nur unter „ferner liefen“, ganz klein, elitär, mit Studiengebühren und all dem kommen. (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Für Reiche!) Das ist jedenfalls nicht die Sache.

Wissen Sie, dass viele Universitäten vor der budgetären Situation stehen, dass Vize­rektoren bei Kongressen von jungen Wissenschaftern, bei denen sie selbst reden, ver­langen, dass diese dafür Urlaub nehmen, weil das Geld dafür nicht mehr da ist? Was heißt das? – Sie sollten sich wirklich überlegen, wie die Realität ausschaut, und zuhören.

Aber bevor ich jetzt noch temperamentvoller werde, bringe ich einen Entschließungs­antrag ein, denn darauf darf ich nicht vergessen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Grünewald, Kolleginnen und Kollegen betreffend Beibehaltung der Familienbeihilfe für Studierende bis zum vollendeten 26. Lebensjahr

Die Bundesregierung wird aufgefordert, Studierenden den Anspruch auf Familienbeihil­fe weiterhin bis zum vollendeten 26. Lebensjahr zu gewähren.

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Tun Sie doch nicht so, als wäre Studieren gratis! Studierende verzichten über Jahre auf ein Einkommen, und wenn sie arbeiten – das sagt aber auch der Bericht über die so­ziale Lage der Studierenden – und mit mehr als zehn Stunden ihren Lebensunterhalt mit­finanzieren müssen, dann verlieren sie Studienzeiten.

Was hier offensichtlich niemand weiß – es wurde hier auf dieser Seite (in Richtung ÖVP) überall der Kopf geschüttelt –, ist, dass Studieren Arbeit heißt. Das ist nicht Tempel­hüpfen oder Jassen oder Watten oder Tarockieren. Das ist Arbeit! Und wenn Sie das nicht verstehen, dann fehlt es einfach.

Wissen Sie, dass sich an den Universitäten, wenn Stellen ausgeschrieben sind, viel we­niger junge Leute bewerben, weil sie wissen, dass sie keine Perspektiven haben?

Sie haben gesagt, die Forschungsförderungen seien zu kurzfristig. – Ja, aber das ist ja nicht die Schuld der Universitäten, sondern Ihre. Es gibt keine nachhaltigen Perspekti­ven. Leute spezialisieren sich, um immer mehr von immer weniger zu wissen – und dann gibt es keinen Arbeitsplatz. Die Verträge laufen aus, trotz all dem Leistungsgefasel der ÖVP.

Aber das betrifft auch andere Ressorts. Beim Klimafonds waren auch Forschungsgel­der geparkt. Der wissenschaftliche Beirat des Klimafonds hat geschlossen seine Arbeit zurückgelegt, weil bei Forschungsprojektvergaben politisch interveniert wird.

 


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