Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll85. Sitzung / Seite 147

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Und wenn Sie jetzt sagen, in der angewandten Forschung und in der Wirtschaft werde ohnehin so expandiert, frage ich Sie: Wissen Sie, wie viel versteckte reine Wirtschafts- und Strukturverbesserungsförderung da drinnen ist und was wirklich angewandte For­schung ist?

Wenn ich in irgendeinem Betrieb jetzt sozusagen eine Sparlampe hineingebe, ist das keine Forschungsförderung. Wenn ich die Eisenbahn elektrifiziere, wenn sie noch mit Dampf fährt, ist das keine Forschungsförderung. Da fehlt völlig die Evaluierung!

Studierende haben erstmals angesprochen, dass Bildung einen Mehrwert hat. Sie re­den jetzt von MINT und all dem – das ist schön und gut, aber glauben Sie, dass allein deswegen, weil Sie jetzt jungen Frauen sagen, dass sie Technik studieren sollen, weil das so super ist, mehr Technik studieren? Da muss in der Schule viel mehr gesche­hen. Die Oberstufenreform fehlt. Da sitzt die ÖVP – das ist ganz schrecklich.

Was heißt das, wenn ein Rektor – früher Chef der uniko – verlangt oder die Idee hat, dass, weil alles schon so überfüllt ist, der Anfang des Bakkalaureates eventuell an Volks­hochschulen absolviert werden soll? – Da steigen einem die Grausbirnen auf, muss ich sagen! (Beifall bei den Grünen.)

Sie reden von Einstiegstests. Ich habe mit vielen Leuten gesprochen, ich habe Publi­kationen gelesen: Diese Tests haben eine Treffsicherheit von 50 bis 60 Prozent, nicht mehr als Maturanoten. Jeder Personalchef einer großen Firma würde diese Tests nicht nehmen.

Die Tests sind zugeschnitten auf Studierfähigkeit, nicht auf Berufsfähigkeit. Und wenn ein Studium schlecht ist, stellt der Test auf dieses Studium ab. All das ist grotesk. Das ist vage, wissenschaftlich nicht untermauert, und da ist noch nichts geschehen.

Bevor jetzt das Licht am Rednerpult die ganze Zeit leuchtet, möchte ich noch sagen: Sie wollen immer eine Output-Orientierung. Aber schauen Sie sich einmal den Output unterschiedlicher hochschulpolitischer Konzepte und der Ministerien an! Was ist denn der Output des Ministeriums, außer Defensive?

Ich finde es nicht nur grotesk, sondern desaströs, wenn man sagt, man könne die Qua­lität der österreichischen Universitäten und Fachhochschulen nur mehr aufrechterhal­ten, indem man die Zahl der Studierenden reduziere. Das ist ja wirklich heller Wahn­sinn! (Beifall bei den Grünen.)

Wenn die Rektoren zu uns sagen, machen Sie das nicht – das sagen Rektoren, Spit­zenwissenschaftler Österreichs, die Petitionen schreiben, Unterschriftslisten; die stehen auf unserer und nicht auf Ihrer Seite –, sollte Ihnen das schon zu denken geben, und Sie sollten das verstehen. Die sagen, den Unis fehlt jetzt eine Milliarde.

Zum Schluss noch ein Wort an den Finanzminister und seinen Sektionschef: Ich glau­be, wir brauchen eine bundeseinheitliche Planung und Differenzierung des tertiären Bil­dungssektors. Und ich frage Sie jetzt – auch ein ÖVP-Kollege –: Halten Sie es für fi­nanziell vertretbar, dass zwölf Kilometer von der Medizinischen Universität Innsbruck an der nicht unumstrittenen privaten Universität UMIT des Landes Tirol ein zweites Me­dizinstudium etabliert werden soll? Ist es vernünftige Politik, wenn an der Innsbrucker Universität an einer Klinik, die nachbesetzt wird, eine Professur ausgeschrieben ist, die es schon gibt, wo es schon eine klinische Abteilung gibt, und die nachweislich für den Bruder des Landesrates für Forschung und Gesundheit bestimmt ist? Schweigen Sie dazu? Ich hoffe, nicht! (Beifall bei den Grünen.)

16.29


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Der von Herrn Abgeordnetem Dr. Grünewald eingebrachte Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt und steht mit in Ver­handlung.

 


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