Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll85. Sitzung / Seite 153

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geschickt, das hebt die Akademikerquote. Im ganzen medizinischen Dienst haben wir jetzt die FHs, das treibt natürlich unsere Akademikerquote in die Höhe.

Auf der einen Seite haben wir einen Pflegenotstand, weil wir es nicht schaffen, genü­gend Leute aus der Pflege in die Heime zu bringen, und daher stehen die Heime teil­weise leer, und auf der anderen Seite haben wir zu hohe Personalkosten, um uns das Ganze leisten zu können. Auch das ist ein Aspekt der Bildungspolitik, der ganz interes­sant ist.

So, und dann haben wir endlich ein paar Leute, die sich wirklich zu studieren trauen, die gehen dann auf die Uni. Was haben sie als Erstes? – Früher hatten sie eben ihren „cand.mag.“ oder „cand.ing.“ oder sonst irgendetwas, jetzt haben sie diesen Bachelor. Wow, sagen sie, jetzt sind wir aber wirklich etwas!

Ich kann mich an Alpbach im heurigen Jahr erinnern, wo ein paar Professoren von tech­nischen und naturwissenschaftlichen Fakultäten gesagt haben, sie haben eigentlich nicht gewusst, wie sie diesen Bachelor wirklich mit Inhalt füllen sollen, damit er der Be­zeichnung eines Abschlusses auch wirklich gerecht wird. Da sind die Grundlagenfä­cher inkludiert und noch ein bisschen etwas, damit man eben sagen kann, das ist ein Abschluss. Aber – Zitat von den Professoren – es soll ja keiner der Studenten glauben, dass er mit dem Bachelor auch nur irgendetwas ist.

Heute in der Fragestunde konnten wir vonseiten der Frau Minister Karl hören, sie wer­de schon darauf schauen, dass die Wirtschaft dahin gehend überzeugt wird, dass sie die auch nimmt. – Frau Bundesminister Heinisch-Hosek hat schon einmal klargestellt: Im Beamtenwesen ist der Bachelor gar nichts. Das ist eindeutig, was den öffentlichen Dienst anlangt. (Zwischenruf des Abg. Dolinschek.)

Und in der Wirtschaft wird es jetzt interessant: Die Firmen sagen ja jetzt schon, das Ganze ist nichts wert! Der Bachelor ist nämlich, wenn man es genau nimmt, in der Technik weniger wert als ein ordentlicher HTL-Ingenieur und HTL-Absolvent, denn der hat seine praktische Ausbildung. Und eines muss man der ÖH ins Stammbuch schrei­ben: Wenn die Frau Vorsitzende Maurer glaubt, dass sie mit der Förderung des Bache­lors den Studierenden irgendetwas Gutes tut, dann zieht sie sich einen ordentlichen Schiefer ein!

Damit kommen wir zum zweiten Abschnitt, der nämlich dann wirklich etwas bringt, näm­lich den ersten ordentlichen Abschluss – jetzt eben Master, früher war es ein Magister, Diplom-Ingenieur oder sonst irgendetwas. In den MINT- und in den anderen etwas an­spruchsvolleren Fächern wie Medizin und so weiter ist es nun einmal so, dass man nicht in ein paar Semestern fertig ist.

Ich weiß schon, der Herr Vizekanzler hat ein Zeitungsinterview gegeben, in dem er ge­sagt hat, wenn sich die Studierenden beeilen, dann sind sie ohnehin in normaler Zeit und mit 24 Jahren fertig. – Also ich kenne ehrlich gesagt nicht recht viele Maschinen­bauer und Elektrotechniker und Bauingenieure, die in zehn Semestern fertig wurden. Ich weiß, Land- und Forstwirtschaft – da hat man Mathematik I: Längenrechnung, Höhenrech­nung und Breitenrechnung – ist ein bisschen leichter, aber auf der Technik ist es ein biss­chen schwerer, nicht viel. Man sollte nicht immer die BOKU mit der TU Wien oder Graz vergleichen. Es gibt ein paar Unterschiede.

Auch dort gibt es ordentliche Studenten, nur: Die sind eben leider nicht mit 24 fertig. Wir werden auch herausfinden, wo die Unterschiede wirklich liegen, denn es wird im­mer nur von den durchschnittlichen Studiendauern gesprochen. Diese inkludieren na­türlich die Drop-out-Quote und die Nicht-Absolventen und die anderen. Wir schauen ein­mal wirklich, wie lang die Median-Studienzeiten sind, und dann wird man schon ein biss­chen genauer wissen, wie es wirklich ausschaut.

 


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