Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 219

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ge zuvor die OECD mitteilt, dass die Daten, die veröffentlicht werden, nur unter gro­ßem Vorbehalt überhaupt veröffentlicht werden. (Abg. Dr. Walser: Dann lesen Sie was über PISA 2003 oder 2006! Das ist effizient genug!)

Sie wissen, in welcher aufgeheizten Stimmung diese Testungen stattgefunden haben, Sie wissen, dass es Boykott-Aufrufe der Schülervertretung gegeben hat, dass es hefti­ge Auseinandersetzungen zwischen dem Bildungsministerium und der Lehrerschaft zu diesem Zeitpunkt gegeben hat und dass daher die Validität, die Gültigkeit dieser Tes­tungen sehr infrage zu stellen ist. (Abg. Dr. Walser: Das ist auch eine Möglichkeit: Au­gen zu und durch!)

Aber, meine Damen und Herren, wenn wir schon die Testungen ernst nehmen und wenn wir auch unterstellen, es würde alles passen, dann möchte ich jenen, die so PISA-gläubig sind, einmal eine Frage stellen. Es sind nämlich genau jene, die üblicherweise gegen punktuelle Testungen auftreten. (Ruf bei der ÖVP: Genau! Zwischenrufe bei der SPÖ.) Es sind jene, die gegen jede Form von Aufnahmeprüfung sind, weil sie sa­gen, dass da nur die Tagesverfassung eines Kindes zählt und es keine Möglichkeit gibt, eine Prognose aufgrund einer Testung an einem Tag zu erstellen.

Ja, was ist denn PISA? PISA ist nichts anderes als eine Testung an einem Tag, und zwar einer Altersgruppe in drei Fächern. (Zwischenrufe des Abg. Dr. Matznetter.) Und was leiten Sie daraus ab? – Eine Systemdiskussion. Und das ist völlig verfehlt, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP. Zwischenrufe bei der SPÖ sowie des Abg. Dr. Walser.)

Man muss das aber natürlich ernst nehmen. Schon die letzten Studien senden uns die Botschaft, dass – und das sind eben dann die Details dieser Ergebnisse, Herr Kollege Matznetter – ein Viertel der Fünfzehnjährigen offenbar – und da streite ich jetzt nicht, ob das 22, 25, 27 Prozent sind – nicht sinnerfassend lesen kann. Tragisch genug! Es ist die Frage berechtigt, wo die Ursache liegt. (Abg. Dr. Matznetter: Hanebüchen! Un­sinn!)

Ich glaube, Frau Bundesministerin, dass wir auch im Regierungsübereinkommen ein paar sehr interessante Ansätze haben, die wir umsetzen müssen, etwa die Frage der Sprachstandsfeststellung. Wir haben die Schuleinschreibung auf das 5. Lebensjahr vorverlegt, um zu schauen: Kann das Kind die Unterrichtssprache? Ist das Kind imstande, dem Unterricht zu folgen? (Abg. Dr. Matznetter: Nach dem PISA-Test!)

Die Frage ist aber: Wie standardisiert läuft diese Überprüfung der Unterrichtssprachen­kenntnisse ab? Ist das nur ein Fragen nach dem Namen, oder gibt es hier ein Proce­dere, ein standardisiertes Verfahren, um das festzustellen? Was ist die Konsequenz, wenn ein Kind die Unterrichtssprache nicht beherrscht? (Zwischenrufe der Abgeord­neten Dr. Walser und Dr. Matznetter.) Gehen wir dann in Richtung einer verpflich­tenden Vorschule, um einem Kind die Unterrichtssprache beizubringen, oder hoffen wir darauf, dass das im Kindergarten umgesetzt wird? Die Idee, da einen Kindergartenbil­dungsplan zu entwickeln, ist zweifelsohne ein richtiger Ansatz. (Präsidentin Mag. Pram­mer übernimmt den Vorsitz.)

Wir haben eine gemeinsame Schule in Österreich, die Volksschule, die gemeinsame Schule der Sechs- bis Zehnjährigen ist das, in sich undifferenziert. Und wir haben am Ende dieser Schule zum Teil dramatische Probleme: Die Kinder beherrschen die Kul­turtechniken nicht: nicht Lesen, nicht Schreiben, nicht Rechnen. Auch das drückt uns ja PISA aus. Also ist es offensichtlich nicht die Organisationsform das Problem, sondern die Frage des Inhaltes. Konzentrieren wir uns wieder auf die wesentlichen Dinge und nicht auf die ganze Lyrik, die drumherum aufgebaut wird. (Beifall bei der ÖVP. Abg. Dr. Matznetter: Aufwachen! 15 Jahre ... !)

 


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