Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 218

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Ich zitiere hier, was uns der Sprecher des Herrn Finanzministers ausrichten lässt: „Es sind Zweifel angebracht, die Gesamtschule als Allheilmittel anzupreisen, in der gute und schlechte Lehrer, gute und schlechte Schüler durcheinander gemischt werden.“

Meine Damen und Herren, was sind denn gute und schlechte Lehrer nach dieser Lo­gik? – Die guten sind in der AHS, und die schlechten sind in der Hauptschule? (Abg. Dr. Rosenkranz: Nein, das hat keiner gesagt!) Wenn mir jemand eine andere Interpre­tation dieses Satzes sagen kann, dann setze ich einen Preis aus. (Abg. Dr. Rosen­kranz: Es ist sozial nicht gerecht!) Das können Sie nicht! Und das ist eine Unver­schämtheit gegenüber jenen Lehrkräften, die Sie in der Schule alleine lassen (Abg. Dr. Rosenkranz: Wann haben Sie zuletzt mit Gymnasialdirektoren geredet?), denen Sie keine Möglichkeit geben, das zu verwirklichen, was Pädagoginnen und Pädagogen verwirklichen wollen: eine sozial gerechte Schule, eine Schule, in der alle Kinder die gleichen Chancen haben und in der es keine Privilegierten gibt.

Landesrat Stemer hat in Vorarlberg ganz deutlich gesagt, was er will: 20 Prozent in die AHS, 80 Prozent in die Hauptschule. Das ist ÖVP-Politik pur! Sie sind die Partei der Privilegierten. Das sehen wir im Steuersystem, das sehen wir in allen anderen Berei­chen und jetzt halt auch im Schulbereich. Im Schlepptau haben Sie die Freiheitlichen. Ich habe vorhin mit Alexander Van der Bellen diskutiert, wer da wen stärker ansteckt, die Freiheitlichen die ÖVP oder umgekehrt. Tatsache ist, dass Sie hier offensichtlich eine ziemlich kleinkoalitionäre Koalition andenken; im Bildungsbereich sind Sie schon sehr, sehr weit.

Wir werden diesbezüglich energischen Widerstand leisten (lebhafte Heiterkeit des Abg. Rosenkranz), wir werden im Interesse der Schülerinnen und Schüler dieses Landes dafür sorgen, dass Sie diese Pläne nicht umsetzen können und wir im österreichischen Schulwesen endlich die entscheidenden Schritte machen, Schritte, die von Eltern mas­siv eingefordert werden, die von den Lehrkräften massiv eingefordert werden und die in den nächsten Jahren kommen müssen. Wir müssen aber unmittelbar jetzt damit star­ten. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen.)

14.57


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Ich erinnere daran, dass sowohl der Vorredner der grünen Fraktion als auch der Redner der FPÖ-Fraktion die Entschließungsanträge, die sie einzubringen beabsichtigten, nicht eingebracht haben.

Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Amon. 5 Minuten Rede­zeit sind eingestellt. – Bitte.

 


14.57.55

Abgeordneter Werner Amon, MBA (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bun­desministerin! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Ich habe durchaus ein gewisses Verständnis, insbesondere so kurz vor Weihnachten, wenn hier in der Nostal­gie verhaftete Spätachtziger einer Eintopfschule das Wort reden. (Beifall bei der ÖVP.)

Jene, die das wollen, mögen in diesem nostalgischen Bild verhaftet bleiben und mögen sich den Reformen entgegenstellen. Alle, die sich in der Bildungspolitik ein wenig aus­kennen, alle Experten der OECD, alle Pisa-Experten, werden Ihnen sagen und bestä­tigen, dass die Frage der Organisationsform der Schule nicht das Relevante ist, das ei­gentlich Relevante ist die Frage der Inhalte.

Meine Damen und Herren, ich möchte, weil ich glaube, dass auch die Ergebnisse der letzten Pisa-Studie eine starke Betroffenheit in Österreich ausgelöst haben, doch ein paar Worte sagen. Ich glaube, man sollte da nicht so nonchalant darüber hinweggehen und der Meinung sein, alles, was da geschrieben steht, ist auch schon sakrosankt. Denn es ist schon bemerkenswert, dass, wenn eine solche Studie präsentiert wird, schon Ta-


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