Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 269

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Wenn man jetzt über Eliteinstitute redet, habe ich nichts dagegen. Das ist gut, und die sollten auch an der Uni entstehen. Aber Elite wächst auf einer möglichst großen Breite, das ist klar, rein statistisch. Das sollte so sein, und es nützt nichts, wenn wir drei Elite­institute haben und dann zehntausende Studierende keinen Platz an den Unis bekom­men. Ich glaube, es müsste beides möglich sein.

Die Grünen haben alternative Finanzierungsmodelle vorgelegt, dem Finanzminister überreicht. Ähnliche Modelle kommen vom WIFO und von vielen anderen. Sie unter­schlagen aber, wie viel Investitionen in Bildung dem Staat Österreich bringen. Das ist der Faktor 3: Was Studierende an Transferleistungen kosten, kriegt der Staat mindes­tens dreifach herein, und die Wirtschaft freut sich darüber. Die Industriellenvereinigung sagt auch: Wir brauchen mehr Studierende. Forschung und tertiärer Bildungssektor brauchen mehr Geld.

Was mich schon irritiert, ist, dass über alles jetzt so hinweggehudelt und -getäuscht wird, etwa wenn ich jetzt höre, es gibt Offensivprogramme. Rektoren und auch andere sagen, es fehlt 1 Milliarde €. Dann geben Sie den Universitäten 80 Millionen € und er­klären das zum Offensivprogramm. – Also da verstehe ich die Begriffe nicht mehr. Unter einer Offensive verstehe ich jedenfalls etwas anderes.

Was mich noch irritiert – da geht es auch um eine Bildungsfrage; jetzt kritisiere ich nicht Sie, aber einige andere –: Es scheint ein großes Unwissen zu herrschen, welche Ressourcen und welches Umfeld Lehre und Forschung brauchen, um wirklich kreative junge Leute, kreativen Nachwuchs in der Wissenschaft zu fördern. Da hat man, glaube ich, keine Ahnung. Das funktioniert nicht, hier an einer Schraube und da an einer Schraube zu drehen, sich einige Legionäre aus dem Ausland zu kaufen und zu glau­ben, dann schneit es die Nobelpreisträger wie Manna vom Himmel. Das hat es früher einmal in der Bibel gegeben, aber in unserer Politik nicht.

Jetzt zu einigen Schwächen. Sie haben über außeruniversitäre Institute auch in der Anfragebeantwortung gesagt, allen werde die Basisfinanzierung gestrichen. Allen! Aber einige könnten an den Unis unterkommen. – Was mir fehlt, ist die Antwort auf die Fra­ge: Wollen die das auch? Fehlt ihnen dann nicht etwas an Freiheit? Haben die Unis das Geld, sie überhaupt unterzubringen, ihnen Asyl, Unterschlupf zu gewähren? Und wie ändern sich dadurch ihre Arbeitsbedingungen?

Sie haben nicht erwähnt, dass die Forschungsfonds in Österreich pro Kopf, jetzt egali­siert auf die Einwohnerzahlen, verglichen mit der Schweiz und Deutschland nicht ein­mal ein Drittel der Mittel zur Verfügung haben.

Jetzt komme ich zum Thema Studienberatung. Es sind oft so Schnellschüsse: Wir beraten jetzt alle, und dann ist die Treffsicherheit erhöht. – Für die Treffsicherheit der Studienwahl muss die Grundlage spätestens in der Oberstufe gelegt werden, durch ein Modulsystem, wo Neigungen und Interessen, wenn sie sich mit Talenten treffen, umso besser, gefördert werden, um da etwas zu erreichen.

Sie schreiben, jetzt werden ungefähr 20, 25 Prozent beraten, es sollen aber 100 Pro­zent beraten werden. Und dann steht darunter: Finanzielle Konsequenz: null. Jetzt fra­ge ich mich schon: Haben Sie sich erkundigt, wie viele Institutionen es gibt? Es werden aufgelistet das WIFO, das AMS, die ÖH und einige Informationszentren an den Unis.

Eine Kollegin von mir – eine aktive Studierende, bei der „unibrennt“-Bewegung dabei, ich hoffe, es stört Sie nicht, sehr aktiv, sehr vif – studiert Politologie und Entwicklungs­zusammenarbeit, geht zum AMS und lässt sich beraten. Was kommt heraus? Sie soll Theologin werden; zweite Wahl: Pastoralassistentin. Also da muss ich sagen, wenn Sie auf das setzen, bitte, bitte, nein!

Was die von Ihnen immer wieder angesprochenen Zulassungsbeschränkungen be­trifft – ich höre sofort auf, Zinggl schaut mich schon ein bisschen strafend an –, sagen


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