Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll93. Sitzung / Seite 46

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zahlt. Solche Missbräuche sind abzustellen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)

9.41


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Abgeordnete Mag. Schatz gelangt nun zu Wort. – Bitte. (Abg. Großruck: Der Herr Strache ist schon ein bisschen hinten! – Abg. Strache: Man kann halt alles leugnen und wegwischen! – Bundesminister Hundstorfer: Es sind 30 Rumänen! – Abg. Strache: Wir haben doch die Anfrage­beantwortung: 40 Millionen € pro Jahr!)

 


9.46.47

Abgeordnete Mag. Birgit Schatz (Grüne): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren, der Titel dieser Aktuellen Stunde hat ja schon einiges an Selbstbeweih­räuche­rung befürchten lassen, aber das, was Sie, Herr Minister, Herr Abgeordneter Katzian, Frau Abgeordnete Csörgits, Herr Abgeordneter Haubner, uns jetzt hier zugemutet haben, ist schon ein ziemlich starkes Stück, ist schon ziemlich viel! (Beifall bei den Grünen.)

Sie tun wirklich allen Ernstes so, als wäre auf dem österreichischen Arbeitsmarkt jetzt wieder alles in Ordnung – Sie tun wirklich so. Dabei zeigt das doch nur die von Ihnen polierte Oberfläche, schauen wir einmal ein bisschen darunter!

Sie wissen ganz genau: Eine Million Menschen ist in Österreich derzeit nur mehr atypisch beschäftigt – es sind hauptsächlich Frauen. Jede zweite erwerbstätige Frau ist nur mehr atypisch beschäftigt. All diese Menschen haben keine regulären Vollzeit­arbeitsverhältnisse mehr, obwohl über 85 Prozent von ihnen das wollen, das an­streben. Sie alle haben nur Teilzeitverträge, befristete Verträge, freie Dienstverträge, sind Leiharbeiter/Leiharbeiterinnen oder gar nur geringfügig Beschäftigte ohne jeden Versicherungsschutz. Aber Sie sprechen das überhaupt nicht an, nicht mit einer Silbe. Sie tun so, als wäre alles in Ordnung.

Aber ich schaue noch tiefer, ich kratze noch mehr an Ihrem Lack. – Herr Minister, in Ihrem eigenen Sozialbericht ist nachzulesen, dass über 200 000 Menschen in diesem Land arbeiten und trotzdem armutsgefährdet sind. Allein 130 000 von ihnen – 130 000 Menschen! – arbeiten Vollzeit und können vom Einkommen ihrer Arbeit nicht leben!

Herr Minister, Sie tun so, als wäre auf dem österreichischen Arbeitsmarkt alles in Ordnung!

Ich verlange von Ihnen, dass Sie sich mehr einmischen. Es gibt so viele Menschen bei uns, die hart arbeiten, viel arbeiten und dafür einfach viel zu wenig, inakzeptabel wenig verdienen. (Beifall bei den Grünen.)

Ich möchte eine Gruppe herausgreifen; eine Gruppe, mit der wir alle mehr oder weniger häufig zu tun haben: Friseurinnen. Meine Damen und Herren, das ist ein Beruf, der auf den ersten Blick für viele junge Frauen attraktiv erscheint, doch wenn man genauer hinschaut, sieht man, welch harte Arbeit das ist. Es gibt Arbeitszeiten, die extrem belastend sind, kundenfreundliche Öffnungszeiten bis 20 Uhr, 21 Uhr sind mittlerweile eher die Regel als die Ausnahme. Dieser ganze Stress führt dazu, dass kaum jemand sehr lange in diesem Job bleiben kann, weil es massive gesundheitliche Probleme gibt. Oder wer von Ihnen kennt eine Friseurin, die älter als 50 Jahre ist, wenn es nicht die Chefin ist? – Ich kenne nur sehr wenige.

Abgesehen von dem ganzen Stress kommen die kernmedizinischen Probleme dazu: Sie alle haben – früher oder später – Rückenbeschwerden, und es gibt große Probleme mit Allergien dadurch, dass beim Waschen noch immer keine oder viel zu selten Schutzhandschuhe getragen werden. Die Haut trocknet absolut aus, wird porös und dadurch extrem anfällig für Allergien und Infektionen.

 


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