Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 138

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Ich komme zum ersten Punkt: Orientierungs- und Eingangsphasen, und zitiere, was die tun sollen: Die Eingangsphasen sollen einen Überblick über die wesentlichen Inhalte des jeweiligen Studiums und dessen weiteren Verlauf vermitteln und eine sachliche Ent­scheidungsgrundlage der Studienwahl schaffen.

Was steht jetzt aber weiter da? – In dieser Studieneingangsphase wird eine oder meh­rere Lehrveranstaltungen – man kann denken, was kommt – für mindestens ein halbes Semester angeboten. Und das ist ein Treppenwitz der Geschichte, wirklich wahr. Im Minimalstfall soll eine Lehrveranstaltung für ein halbes Semester Orientierung über das Studium und den weiteren Verlauf des Studiums schaffen. Das müssen Sie mir vorhüpfen! Das geht nicht! Das ist unmöglich! Universitäten werden aber gezwungen sein, weniger Lehrveranstaltungen zu liefern, vielleicht auch weniger Prüfungen, weil sie nicht über die nötigen Ressourcen verfügen.

Wir haben vorgeschlagen, verwandte Fächerbündel zusammenzutun und daraus eine Orientierungsphase zu schaffen, wo Studierende aus zwei, drei oder vier Fächern dann das am besten für sie Geeignete wählen können, nachdem sie die entsprechenden Prüfungen bestanden haben, und diese anrechenbar mitzunehmen. – Keine Rede da­von.

Eine Prüfung ist eine zäsurhafte Prüfung. Jene Universitäten, die die schlechtesten Ausstattungen haben, werden zwangsläufig, nicht aus weniger Moral oder aus Freude an sadistischen Praktiken, rausprüfen müssen. Sie wissen seit Jahrzehnten, welche Studien den größten Zulauf haben, wo Studierendenzahlen sich seit den Sechziger­jahren vervierfacht, die Betreuungsverhältnisse aber maximal verdoppelt haben. Sie haben jahre-, jahrzehntelang – nicht Sie, aber viele andere – zugeschaut und glauben nun, Qualität garantieren zu können, indem man die Zahl der Studierenden reduziert.

Das ist simpel, das ist so simpel und durchschaubar – traurig ist das Wenigste, was man dabei werden kann. (Beifall bei den Grünen.)

Wenn Sie jetzt auf eine Prüfung abzielen – Universitäten machen vielleicht mehrere aus genannten Gründen –: Was fördern Sie, wenn Unterricht nur ein halbes Semester lang stattfinden muss? – Sie fördern das Kurzzeitgedächtnis. Ist das Ihre Bildungs­politik? Sie fördern, stur zu büffeln, auswendig zu lernen. Ist das das, was Sie sich wün­schen? – Wir wünschen uns das jedenfalls nicht.

Dann kommt noch die verpflichtende Studierendenberatung dazu. Sie sagen, dass die jetzt ohnehin nicht geht, weil Sie draufgekommen sind, dass es nicht so einfach ist, ge­hen aber in ein anderes Ressort oder andere Fachkompetenz hinein und schneiden die Schule an, für die Sie nicht verantwortlich sind. Das ist auch etwas einfach.

Es gehört eine Oberstufenreform her, gegen die sich aber wieder die ÖVP sperrt. Ich finde, dass HochschullehrerInnen bestimmter Fächer in den Unterricht der Oberstufe einbezogen werden sollen, wo sie über ihr Studium, die Studienbedingungen berichten; statt der dritten Schiwoche könnte man vielleicht eine Schnupperwoche an den Uni­versitäten machen oder die Bereichsarbeit der Matura nach Anhören von gewissen Vor­lesungen. Warum auch nicht? – Lehrer könnten diese Zeit, wenn HochschullehrerInnen unterrichten, nützen, vielleicht selbst einmal wieder einige Vorlesungen anzuhören und so weiter. (Beifall bei den Grünen.)

Aber wenn Sie sagen, diese Studierendenberatung soll kostenlos sein, wenn ein Vier­faches an Beratungszahlen bewerkstelligt werden soll, dann hört sich der Spaß über­haupt auf. Da kann ja jeder in sein Horoskop schauen und bekommt dann wahrschein­lich mehr Infos – nicht, dass Sie glauben, ich glaube an Horoskope, aber die Qualität wird in etwa die gleiche sein.

 


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