Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll98. Sitzung / Seite 35

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Wichtig ist in diesem Zusammenhang natürlich auch, Akzente zu setzen. Dass Öster­reich AKW-frei ist, wurde heute betont, und wir sind froh darüber und stolz darauf, dass Österreich dank einer verbindlichen Volksabstimmung frei von Atomkraftwerken ist, dank der Mehrheitsentscheidung der österreichischen Bevölkerung. Das war eine sehr, sehr vernünftige Entscheidung. Und das zeigt doch, dass wir mehr verbindliche Volks­abstimmungen in unserem Lande benötigen, damit es zu vernünftigen Entscheidungen in Österreich kommt. (Beifall bei der FPÖ.)

Dass die Energiepolitik auf dem Kopf steht, ist den fleißigen Lobbyisten der Atomin­dustrie zu verdanken, die es geschafft haben, eine besonders gefährliche Energiege­winnungsform als „sauber“ und „klimaschonend“ zu verkaufen. Die Atomenergie ist je­doch alles andere als eine praktische Brückentechnologie auf dem Weg zur energie­politischen Vernunft in dieser Welt. Atomenergie ist teuer und gefährlich, das steht fest. Was aus einem Störfall in einem AKW werden kann, haben wir jetzt in Fukushima lei­der Gottes leidvoll erleben müssen.

Im Schrottreaktor Temelín gab es insgesamt 150 Störfälle. In deutschen Atomkraftwer­ken gab es allein im Jahr 2000 rund 1 300 meldepflichtige Störfälle; die Gesamtzahl für Europa liegt im fünfstelligen Bereich.

Daher: Nach solchen Horrorszenarien kann, ja darf man nicht einfach wieder zur Ta­gesordnung übergehen. Man darf auch nicht die politisch Verantwortlichen unerwähnt lassen. Es sind leider Vertreter von SPÖ und ÖVP, die oftmals und in vielen Fragen der EU-Atomlobby gegenüber sozusagen im Liegen umgefallen sind. Wir haben das ja erleben müssen bei der Abstimmung über den Vertrag von Lissabon. (Beifall bei der FPÖ.)

Bei der Abstimmung über den Lissaboner Vertrag war die Freiheitliche Partei die einzi­ge Partei in Österreich und hier im Hohen Haus, die dagegen gestimmt hat, während alle anderen Parteien hier im Hause (Abg. Scheibner: Das stimmt ja nicht!) gerade-
zu mit Hurrageschrei für diesen Vertrag gestimmt haben. (Abg. Scheibner: Das ist falsch!)

Wir haben damals nur eine Abgeordnete gehabt, und diese hat ganz klar und deutlich Position bezogen (Zwischenrufe beim BZÖ), nämlich ein klares Nein zum Euratom-Vertrag zu sagen, wogegen alle anderen Fraktionen hier im Hohen Haus Ja zum Eura­tom-Vertrag gesagt haben. (Beifall bei der FPÖ.)

Es ist daher schon als fadenscheinig zu bezeichnen, wenn Sie heute hier so tun, als wäre das nicht geschehen. (Neuerliche Zwischenrufe beim BZÖ.) – Ich verstehe schon das aufgeregte Geschrei und Geschnattere der Abgeordneten, die dem damals zuge­stimmt haben. (Abg. Scheibner: Sie vermischen zwei Fragen! Das war etwas ganz an­deres!)

Und ich erinnere weiters daran: Wo war denn Ihr Veto, als wir von der Freiheitlichen Partei gegen den Beitritt Tschechiens zur Europäischen Union waren?! Warum gab es kein Veto gegen einen EU-Beitritt Tschechiens? Warum hat man damals nicht gesagt, gerade was Temelín betrifft, dass erst nach Schließung des AKW Temelín ein EU-Bei­tritt dieses Landes erfolgen kann?!

Genau das erwarte ich mir jetzt im Falle des AKW Krško, dass wir hier im Hohen Haus Geschlossenheit zeigen und sagen: Ausstieg aus der Nutzung der Atomenergie in Krš­ko, da ja dieses AKW nahe unserer Grenze steht. Dieses AKW steht auf slowenischem Boden, wird natürlich von Kroatien betrieben, und da könnten, sollten wir sagen: Kroa­tien kann dann der EU beitreten, wenn vorher das AKW Krško geschlossen wird! Das wäre Geschlossenheit, die ich mir wünschte; das wäre eine Kraftanstrengung, die von diesem Hause hier ausgehen sollte. (Beifall bei der FPÖ.)

 


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