Als Sie uns damals dieses Hilfspaket – mit Griechenland hat es ja begonnen – zu verkaufen versucht haben, hat es geheißen: Ohne dieses Hilfspaket wird der Euro scheitern; der Euro ist also in Gefahr! Nur gibt es mittlerweile viele Experten, die sagen: Der Euro war damals nicht in Gefahr, aber heute ist er in Gefahr. Und genau wegen dieses Hilfspakets ist er in Gefahr, dieser Euro.
Betrachten wir jetzt das Ganze einmal genauer, schauen wir uns an, was passiert wäre, hätten wir Griechenland pleitegehen lassen! Was passiert überhaupt bei einer Staatspleite? – Viele glauben ja, das ist die absolute Katastrophe, da werden dann die Vermögensgüter der Griechen in alle Welt verscherbelt oder die Menschen fallen in tiefe, bittere Armut. All das passiert ja nicht. In den letzten 30 Jahren sind sage und schreibe 30 Länder pleitegegangen. Da sind Länder dabei wie Brasilien, die jetzt die absoluten Superstars sind, da sind Länder dabei wie Russland, die sogar zweimal pleitegegangen sind.
Bei einer Pleite passiert letztlich nichts anderes, als dass sich der Schuldner mit den Gläubigern darüber einigt, wie viel er glaubt zurückzahlen zu können. Eine sogenannte Quote wird erstellt. Und die Gläubiger müssen dementsprechend auf Geld verzichten. Das passiert. Und es passiert noch etwas, und zwar: Die jeweiligen Staaten werden natürlich kein frisches Geld mehr bekommen. Das heißt, sie müssen endlich ihre Hausaufgaben machen.
Schauen wir uns das Ganze noch einmal im Falle von Griechenland an! Wenn Griechenland pleitegegangen wäre, dann hätte es natürlich Verluste gegeben, auch bei europäischen Banken, keine Frage, da hätten wir unter Umständen einspringen müssen. Was wäre noch passiert? – Es hätte eine Quote gegeben. Wir reden hier von 40 bis 60 Prozent. Das wäre sicher bitter gewesen. Und die Griechen hätten wahrscheinlich kein frisches Geld mehr bekommen. Das heißt, sie hätten mit dem Geld auskommen müssen, das sie haben. Ist das so schlecht? Ist das so schlecht, wenn ein Staat keine Defizite mehr machen kann? Ich weiß, wir haben diesen Pfad schon lange verlassen. Wir wissen gar nicht mehr, wie das ist, keine Defizite zu machen, weil wir in der Vergangenheit auch in guten Jahren immer mehr Schulden gemacht haben.
Und da sind wir genau beim Punkt, was hier gerettet wurde: Es wurde nicht der Euro gerettet. Der Euro war nie in Gefahr. Was gerettet wurde, das war unsere Art, wie wir Budgetpolitik machen, nämlich mit Schulden, mit noch mehr Schulden und mit noch mehr Schulden. Das wurde gerettet. Es wurde gerettet, dass wir auch in Zukunft von den Finanzmärkten und von wem auch immer Geld bekommen, um weiter Schulden machen zu können. Das wurde gerettet. Und das war in Gefahr und nichts anderes.
Wir stehen ja an einem entscheidenden Punkt: Wir haben ja mehr Schulden, als jemals in Friedenszeiten angehäuft wurden. Das muss man sich einmal vorstellen: Wir haben Schulden wie nach einem Krieg! Wir hatten keinen Krieg, oder hatten wir doch einen Krieg? Vielleicht hatten wir einen: einen Krieg gegen die Vernunft, weil viele glauben, dass man Schulden machen kann bis in alle Ewigkeit und dass dieses Geld keiner zurückzahlen muss. Aber das ist ein Irrtum, einer muss es zurückzahlen.
Deshalb wäre die Gelegenheit günstig gewesen, einmal ein Zeichen zu setzen und Griechenland pleitegehen zu lassen, denn dann hätten auch wir umdenken müssen. Wäre Griechenland pleitegegangen, hätte das den Euro überhaupt nicht tangiert. Es hätte nicht einmal eine Inflation verursacht. Ganz im Gegenteil: Eine Staatspleite hat in einem Währungsraum eher deflationäre Effekte, keine inflationären. Das heißt, von daher hätten wir wirklich kein Problem gehabt.
Das ist auch die einzige Gefahr, die einer Währung droht. Die einzige Gefahr für eine Währung ist die Inflation und sonst nichts. Und mit diesem Rettungspaket sind wir jetzt genau auf dieser Straße. Wir sind auf dieser Straße, die nur in den Untergang führen
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