Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll105. Sitzung / Seite 110

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Sie sind jedenfalls nicht bereit, engagierte Bürgerinnen und Bürger auch nur anzuhören. Und das finde ich schon mehr als befremdlich. (Beifall bei den Grünen.)

Ich wünsche mir eine offenere Diskussion im Umweltausschuss, ich wünsche mir auch viel mehr Umweltthemen hier im Parlament, wo eine Kamera mitläuft. Der Herr Umweltminister hat sich ja gewundert, warum wir Grüne uns auch im Ausschuss für Umweltanliegen einsetzen, obwohl da ja keine Kamera dabei ist. Das zahlt sich ohnehin nicht aus.

Herr Landwirtschaftsminister! Für uns Grüne ist ... (Bundesminister Dipl.-Ing. Ber­lakovich: Missinterpretation!) ... Umweltpolitik schon viel mehr als Show, aber heute haben wir eben auch die Gelegenheit, das vor der Kamera zu tun. Ich wünsche mir, dass wir das öfter hätten. Und dann ... (Bundesminister Dipl.-Ing. Berlakovich: Sind Sie also wirklich gegen Aktionismus?) Nein, ich bin für engagierte Umweltpolitik. Auch Sie können ja heute hier Ihren Einsatz zeigen.

Jetzt zum Thema Plastiksackerl. In diesem Zusammenhang möchte ich jemanden begrüßen, der international positive Schlagzeilen macht im Umweltbereich. Heute ist hier nämlich Werner Boote zu Gast, Regisseur von „Plastic Planet“. – Herzlich willkommen! (Beifall bei den Grünen.)

Ich möchte diese Gelegenheit auch nutzen, um Ihnen, Herr Landwirtschaftsminister, diese DVD zu überreichen. Es steht da drauf: Wenn Sie diesen Film gesehen haben, werden Sie nie mehr aus einer Plastikflasche trinken. Ich hoffe, Sie werden auch nie mehr ein Plastiksackerl verwenden und die Plastiksackerln endlich verbieten. (Beifall bei den Grünen. – Die Rednerin übergibt Bundesminister Berlakovich eine DVD-Box.)

Noch eine Anregung: Da Sie ja Geld in Ihrem Budget haben, um CO2-Zertifikate für die Industrie zu finanzieren, vielleicht ist auch ein bisschen etwas drinnen, um eine Unter­stützung zu gewähren, damit dieser Film auch als Schulfilm gezeigt werden kann.

Wir unterstützen jedenfalls das Plastiksackerlverbot. Aus grüner Sicht ist ganz klar: Das Plastiksackerlverbot ist nicht die Lösung aller Umweltprobleme, auch nicht die Lösung aller Abfallprobleme, aber ich finde, Plastiksackerln sind so ziemlich die unnötigste Umweltverschmutzung überhaupt. Wir brauchen keine Plastiksackerln, es gibt genug Alternativen. Sie sind einfach ein Symbol für unsere Wegwerfgesellschaft. (Bundesminister Dipl.-Ing. Berlakovich – die DVD-Box präsentierend –: Ist das Plastik?!) Das ist biologisch abbaubares Plastik. Keine Sorge! (Heiterkeit und Beifall bei den Grünen. – Ruf bei der ÖVP: War das etwa in Plastik verpackt?) Ich habe es gerade erläutert: Es sind biologisch abbaubare Kunststoffe. Keine Sorge!

Das Plastiksackerl ist jedenfalls ein Symbol für unsere Wegwerfgesellschaft, und deswegen sehe ich nicht ein, warum wir hier in Österreich keine Initiativen setzen. Es gibt auch in Österreich genug Vorzeigeregionen – Kaindorf, Wieselburg. Die müssen Unterstützung erfahren. Auch international gibt es Beispiele: Bangladesch, Ruanda, San Francisco. Da erwarte ich mir einfach auch einen Einsatz von Ihnen, damit Sie auf EU-Ebene nicht weiter das italienische Plastiksackerlverbot anschwärzen, sondern sich endlich dafür einsetzen, dass die Verpackungsrichtlinie auch so abgeändert wird, dass Plastiksackerlverbote möglich sind.

Es gibt auch sehr viele engagierte Bürgerinnen und Bürger in diesem Land, ganz viele Jugendliche, die sich eingesetzt haben, die Petitionen organisiert haben, Unterschriften gesammelt haben. Auch da erwarte ich mir Unterstützung. Es gibt Familien, die versuchen, ohne Plastik zu leben. Ich selbst habe es auch probiert. (Abg. Grillitsch: Mit welchem Ergebnis?)

Als Einzelner/als Einzelne kann man sich nur im System bewegen. Die Politik aber ist verantwortlich beziehungsweise zuständig für die Festlegung von Rahmenbedingun-


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