Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll105. Sitzung / Seite 120

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Brunner sagt am Ende ihrer Rede immer eines, und da kann ich ihr nur beipflichten: Es braucht ein unabhängiges und selbständiges und mutiges und selbstbewusstes Um­welt­ministerium.  Jawohl. (Beifall bei den Grünen. Abg. Grillitsch: Wie lange hat er jetzt geredet?)

14.11


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächste Rednerin gelangt Frau Abgeordnete Mag. Becher zu Wort. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.11.11

Abgeordnete Mag. Ruth Becher (SPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Geschichte der Plastiksäcke – die Einführung, die Hochphase und auch der Verruf – ist sehr eng mit der Entwicklung unserer Gesell­schaft, von der Konsumgesellschaft zur postmateriellen Gesellschaft, verbunden. Der Weg bis zur Konsumgesellschaft ist natürlich auch sehr stark mit der Ablösung des Papiersacks durch den Plastiksack verbunden. Man hat dann mehr eingekauft, und es war auch wesentlich bequemer, die Sachen bis nach Hause zu tragen.

Der Papiersack war bis Mitte der fünfziger Jahre vorherrschend, und seit 1953 können wir einen sehr rasanten Aufstieg des Plastiksacks feststellen, wobei in den fünfziger Jahren unterschiedliche Kunststoffarten bei der Herstellung ausprobiert wurden. Letzt­endlich hat man sich für den vollsynthetischen Kunststoff, wie zum Beispiel Poly­ethylen, entschieden, aus dem bis jetzt fast ausschließlich alle Plastiksäcke hergestellt werden.

In den sechziger Jahren hat dann der Plastiksack den Papiersack immer mehr verdrängt, und zur Hochblüte der Konsumgesellschaft 1971 war auch der Marktanteil des Plastiksacks besonders hoch, er betrug 66 Prozent. Man kann bei verschiedenen Autoren auch nachlesen, dass die Plastiksäcke Ausdruck des neuen, konsum­orien­tierten Zeitalters waren. Einige Studien belegen auch, dass durch die Verwendung der Plastiksäcke das Kaufverhalten sehr stark beeinflusst wurde. So ist zum Beispiel in den Lebensmittelgeschäften der Umsatz um 21 Prozent gestiegen, wenn die Leute mit Plastiksäcken eingekauft haben.

Mit der Ölkrise 1973 ist auch der Plastiksack in eine Krise gekommen. Konsequenz war dann, dass mit dem Slogan „Jute statt Plastik“ verstärkt für alternative Rohstoffe geworben wurde. Letztendlich hat sich aber das Kaufverhalten der Konsumgesell­schaft, der Wegwerfgesellschaft an der Bequemlichkeit orientiert. Der Plastiksack ist am Markt geblieben.

Wir haben erst einen langsamen Rückgang der Plastiksäcke zu vermerken, als sich auch die Wandlung der Konsumgesellschaft zur postmateriellen Gesellschaft vollzogen hat. Das heißt, dass das Wegwerfprodukt Plastik zu einem negativen Symbol für Müll und vor allem auch für die persönliche Mitverantwortung bei der Müllvermeidung gewor­den ist.

An der Entwicklung der Tragtasche ist auch die technologische und gesellschaftliche Entwicklung erkennbar. Es ist selbstverständlich, dass wir eine ganz entschlossene Reduktion, und idealerweise natürlich auch die Abschaffung, der Plastiksäcke und die Forcierung von nachhaltigen, abbaufähigen Tragtaschen aus Maisstärke oder aus ähnlichen Produkten unterstützen. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

14.14


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner gelangt Herr Abgeordneter Grosz zu Wort. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


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