Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll109. Sitzung / Seite 107

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Sogar das Banale – intime Verrichtungen, Wasserrauschen, Papierverbrauch; eine weitere Parallele zu dieser Regierung – ist Tatendrang. (Ruf bei der ÖVP: Müssen wir uns das wirklich anhören?)

Wissen Sie, dieser Tatendrang erinnert mich an das Kanzlerfest (Abg. Rädler: Märchenerzähler!), das der Herr Bundeskanzler vorbereitet!

Jedenfalls: Wunsiedel kommt in seine Fabrik und geht von Abteilung zu Abteilung und sagt: „Es muss etwas geschehen!“ Und alle Abteilungsleiter und Sekretärinnen springen auf und sagen: „Es wird etwas geschehen!“ – Und das geht monatelang so, und dann geschieht etwas, und dann passiert es: Wunsiedel fällt tot um. – Herr Bundeskanzler, vor der Gefahr sind Sie gefeit! Bei Ihnen geschieht nämlich nichts. (Abg. Grillitsch: Herr Präsident, das ist ja keine Märchenstunde! – Abg. Riepl: Die Rede hat einen hohen politischen Wert!)

Dann wird Michael S. eingeteilt – weil etwas geschehen ist –, als Grabredner hinter dem Sarg des Wunsiedel herzugehen und dort einen Kranz mit künstlichen Rosen zu tragen, und zwar deswegen, weil ihm Schwarz so gut steht – die nächste Parallele zu dieser Regierung. Er entdeckt dort seine wirkliche Profession. Er wird als profes­sioneller Trauerredner eingeteilt – die nächste Parallele zu dieser Regierung –, denn er hat endlich entdeckt, wozu er berufen ist. In diesem Beruf als Trauerredner ist „Nach­denklichkeit geradezu erwünscht und Nichtstun (...) Pflicht“.

Michael S. ist sich bis zum Schluss nicht sicher, was in der Fabrik des Herrn Wunsiedel hergestellt wurde, aber er vermutet Seife – und das ist die letzte Parallele dieser Geschichte, meine Damen und Herren!

Was sage ich damit? – Diese Regierung hält eine Klausur ab, geht vor die Presse und sagt: Es muss etwas geschehen! – Und alle sagen: Es wird etwas geschehen! – Und heute springen Sie alle auf, wie diese Bärchen da (Abg. Grosz – in die Hände klatschend –: Duracell-Hasen!) – diese Duracell-Häschen, genau! –, und klatschen alle: Wir sind Weltmeister! Es ist etwas geschehen! Es wird etwas geschehen!

Michael S. wechselt übrigens bei einigen Telefonaten vom Konjunktiv in den Imperativ: „Es hätte etwas geschehen müssen!“, sagt er zu den Leuten. Ein anderes Mal sagt er den ganzen Tag lang: Es muss etwas geschehen! Es hat etwas zu geschehen!

Und genauso agiert diese Bundesregierung, wie bei Heinrich Böll. Sie sind eine Realsatire, meine Damen und Herren, nichts als eine Realsatire, eine kostenintensive, sündteure Realsatire! (Beifall beim BZÖ sowie des Abg. Strache.)

Sie hätten in der Geschichte bei Heinrich Böll Ihren Platz in der deutschen Literatur gefunden, Herr Bundeskanzler – mit Ihrer Regierung, mit Michael S. an der Seite!

„Es muss etwas geschehen.“ – Ganz Österreich wartet: Wann wird endlich etwas geschehen, meine Damen und Herren? Wann wird diese Regierung endlich etwas tun, außer dass sie die Ankündigung zur Ankündigung der Ankündigung wiederholt, meine Damen und Herren? Michael S. und Alfred Wunsiedel sollten für Sie warnende Beispiele sein. (Beifall beim BZÖ sowie des Abg. Strache.)

12.40


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gelangt Herr Bundesminister Dr. Mitterlehner. – Bitte.

 


12.40.43

Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend Dr. Reinhold Mitterlehner: Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Geschätzte Regierungs­mit­glieder! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Lieber Ewald Stadler, ganz sicher bin ich mir nicht, wer da der Kabarettist ist. Das erinnert mich eher schon an Raimund-


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