Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll109. Sitzung / Seite 176

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jetzt gar nicht da ist, hat gemeint, ich würde maßlos übertreiben, wenn ich davon spreche, dass die Belastungen für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen auf dem österreichischen Arbeitsmarkt wachsen und wachsen und dass vor allem junge Menschen mit diesen Belastungen nicht mehr zurechtkommen.

Auch Kollege Riepl vom Koalitionspartner SPÖ sah sich bemüßigt, dem Kollegen Bartenstein mehr oder weniger zuzustimmen und zu sagen, die Sozialpartnerschaft habe ohnehin alles im Griff, habe auch die Arbeitszeitpolitik bestens im Griff.

Beide Herren meinten, ich würde maßlos übertreiben, wenn ich sage, viele, viele Menschen in Österreich können einfach nicht mehr, sie kommen mit den wachsenden Belastungen auf dem Arbeitsmarkt nicht zurecht, sie schaffen es nicht, Vollzeiter­werbstätigkeit mit einem halbwegs akzeptablen Privat- und Familienleben in Einklang zu bringen. Sie haben fast permanent Stress und fühlen sich ununterbrochen unter Druck gesetzt. Und ich sage, auf Grund der Rahmenbedingungen, die auch wir hier gestalten, durchaus zu Recht! Viele Menschen stehen in ihrem Beruf unter Druck.

Aber Sie, meine Damen und Herren von ÖVP und SPÖ, schauen da nicht hin, Sie stellen sich blind und taub. Sie sagen: Arbeitszeitverkürzung – das ist für uns kein Thema!

Da Sie offensichtlich mir und unserer jahrelangen Arbeit dazu keinen Glauben schen­ken, möchte ich Ihnen die neuesten Studien in Richtung Arbeitsbelastung kurz näher­bringen.

Erste Studie: Doping bei ArbeitnehmerInnen ist keine Seltenheit mehr. Leistungsstei­gernde Mittel wie Psycho- und Neuropharmaka kommen immer häufiger zum Einsatz, um Stress und berufliche Belastungen zu bewältigen.

Die Studie sagt weiter, dass das dazu führt, dass zwar kurzfristig künstlich die Leistung gesteigert wird, dass man aber schon nach kurzer Zeit sozusagen abhängig wird und die Leistungskurve wieder deutlich nach unten geht. Der wirklich einzig sinnvolle Aus­gleich zur Überbelastung wäre nur eine bessere Work-Life-Balance. Aber, so sagt die Studie, so etwas sei eben derzeit auf Grund der immer länger werdenden Arbeitszeiten nicht möglich.

Meine Damen und Herren! Offenbar brauchen immer mehr Menschen in Österreich Medikamente, um den Stress am Arbeitsplatz überhaupt noch aushalten zu können, und ruinieren sich damit sukzessive selbst. Aber für Sie ist das offensichtlich kein Problem – zumindest nicht Problem genug, um da hinzuschauen. Für Sie ist es auch nicht Problem genug, um über Arbeitszeitverkürzung nachzudenken.

Nächste Studie: Neun von zehn Befragten fühlen sich am Arbeitsplatz gehetzt. Der dort herrschende Zeitdruck ist der größte Belastungsfaktor überhaupt. 32 Prozent aller Erwerbstätigen in Österreich fühlen sich am Arbeitsplatz starken psychischen Belas­tungen ausgesetzt. 80 Prozent aller Erwerbstätigen haben zumindest einmal im Jahr das Gefühl, ihr Leben vor lauter Belastungen nicht mehr bewältigen zu können. Die Folge davon ist eine deutliche Zunahme von psychischen Erkrankungen bedingt durch Belastung am Arbeitsplatz.

Der Druck am österreichischen Arbeitsplatz nimmt zu, dadurch kommt es zu psychi­schen Erkrankungen. Aber für Sie ist das kein Thema, Sie schauen da nicht hin, denn Sie wollen nicht über Arbeitszeitverkürzung nachdenken.

Kollege Riepl sagt, wir haben fast paradiesische Zustände hier in Österreich. Ich meine, davon sind wir weit entfernt.

Es gibt noch eine Studie, die das belegt. In dieser Studie ist zu lesen, dass drei Viertel aller unselbständig Erwerbstätigen, die regelmäßig Überstunden machen, gerne bereit


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